Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Alles konnte um so weniger unpassend scheinen, oder wohl 
gar auffallen, als Fräulein Helena feine Manieren besaß, 
eine gewisse Bildung hatte, selbst französisch sprach, mit 
welch Allem ihr eleganter, ja lururioser Anzug recht gut 
harmonirte. Dabey besaß sie ein außerordentlich zutrauen¬ 
erweckendes und gewinnendes Wesen; vorzüglich aber er¬ 
reichte sie ihren Zweck durch den Umstand, daß sie selbst 
etwas arzneyliche Kenntnisse und den Ruf besaß, selbst 
eine Gattung Doctor zu seyn, wie sie denn im Nahmen 
des Barches ordinirte und sogar Recepte schrieb. Hatte 
sie dem Patienten nun alles Mögliche heraus gelockt, so 
machte sie auf die verborgene Feder eines Schrankes ei¬ 
nen Druck, und wiederhohlte mit etwas lauter Stimme 
die ganze Aussage des Kranken, in möglichster Kürze zu¬ 
sammen gezogen, wie ein Summarium, gleichsam als Frage 
an denselben, aus purer Theilnahme, und dieß war der 
entscheidende Augenblick des ganzen Barches-Mysteriums. 
Der Doctor hatte sich nähmlich den gewissen schein¬ 
baren Bücherschrank so einrichten lassen, daß er nur den 
Kopf hinein zu halten brauchte, um Alles auf das Ver¬ 
nehmlichste zu hören, was im Vorzimmer gesprochen wurde. 
Hatte er nicht Zeit oder nicht Lust, das ganze Gewäsch 
des Leidenden selbst mit anzuhören, so achtete er nur auf 
das Signal Helenens, um die ganze oft weitläuftige Ge¬ 
schichte in gedrängtem Auszug zu vernehmen. Wie Len- 
chen auf die Feder drückte, erklang in des Doctors Zim¬ 
mer ein Glöckchen, und auf dieß Zeichen steckte er den 
Kopf in die Bibliothek, die einzige übrigens, die er be¬ 
saß , denn er hatte gar keine Bücher, und konnte über-