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Szekely und das Goldsalz.
Der Gegenstand, durch welchen der beklagenswerthe
Garde-Oberstlieutenant Szekely sich hatte verleiten lassen,
die Casse anzutasten, war das gewisse Goldsalz, welches
man noch heut zu Tage sabricirt, aber ohne jene Haupt-
Ingredienz, die nur dem Erfinder allein bekannt war.
Dieser war ein Baron Liebenstein, ehemahliger preu¬
ßischer Hauptmann und Adjutant des Generals Salomon.
Er kam in den erstern 80er Jahren nach Wien, mit seinem
Bedienten Gotz und dessen Weib. Gotz war des Barons
Laborant; er verstand das Goldsalz zu bereiten; nur von
Der geheimen Zuthat wußte er nichts. Als Liebensteins Reise¬
gepäck auf der Hauptmauth untersucht wurde, frappirte
die Beschaffenheit des chemischen Apparats den Beschauer
Bacciochi (von dem wir schon im Artikel: St. Germain
bey den Adepten in Wien, 2. Band der Memoiretten ge¬
sprochen haben). Er war selbst Laborant, forschte nach und
erzählte einem Herrn von M... davon. Beyde kamen über¬
ein, sich an den Baron zu machen; der war aber unter-
deß nach Ungarn gereist, hatte jedoch Gotz und sein
Weib zurückgelassen. Gotz, ein Elender, merkend, worauf
Der Besuch der beyden Adepten eigentlich abziele, ließ sie
wahrnehmen, daß er selbst stets der Verfertiger jenes Sal¬
zes sey. Man verständigte sich weiter, und Gotz trug sich
endlich an, die Bereitungsart des Arcanums zu verkaufen.
Die Summe aber, welche er verlangte, war so groß, das;
die beyden Herrn sich um einen Theilnehmer umsehen mu߬
ten. Sie sprachen darüber mit Szekely, und dieser, ein
eifriger Alchymist, schaffte das Geld aus der Gardecasse.