Volltext: Die Psychoanalyse [538/540]

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Pathos. Der Chefredakteur des Blattes las den Artikel, der 
Verfasser selbstverständlich mehrmals im Mamuskript, dann 
noch im Bürstenabzug, alle waren sehr befriedigt. Plötzlich 
meldete sich der Korrektor und machte auf einen kleinen Fehler 
aufmerksam, der der Aufmerksamkeit aller entgangen war. Dort 
stand es ja deutlich: Unsere Leser werden uns das Zeugnis aus— 
stellen, daß wir immer in eigennützigster Weise für das Wohl 
der Allgemeinheit eingetreten sind. Selbstverständlich sollte es 
uneigennützigster Weise heißen. Aber die wahren Gedanken 
brachen mit elementarer Gewalt durch die pathetische Rede.“ 
„ein Arzt hat ein Kind untersucht und schreibt nun ein 
Rezept für dasselbe nieder, in welchem Alcohol vorkommt. Die 
Mutter belästigt ihn während dieser Tätigkeit mit törichten 
und überflüssigen Fragen. Er nimmt sich innerlich fest vor, sich 
jetzt darüber nicht zu ärgern, führt diesen Vorsatz auch durch, 
hat sich aber während der Störung verschrieben. Auf dem 
Rezept steht anstatt Alcohol zu lesen Achol ( keine Galle).“ 
Der stofflichen Verwandtschaft wegen reihe ich hier einen 
Fall an, den E. Jones von A. A. Brill berichtet. Letzterer hat 
sich, obwohl sonst völlig abstinent, von einem Freunde verleiten 
lassen, etwas Wein zu trinken. Am nächsten Morgen gab ihm 
ein heftiger Kopfschmerz Anlaß, diese Nachgiebigkeit zu be— 
dauern. Er hatte den Namen einer Patientin niederzuschreiben, 
die Ethel hieß, und schrieb anstatt dessen Ethyl (Aethylalkohol). 
Es kam dabei wohl auch in Betracht, daß die betreffende Dame 
selbst mehr zu trinken pflegte, als ihr gut tat.— 
Verlegen von Gegenständen (nach Freud a. a. O.). 
Ein Mann, erzählt A. A. Brill, wurde von seiner Frau 
gedrängt, an einer gesellschaftlichen Veranstaltung teilzunehmen, 
die ihm im Grunde sehr gleichgültig war. Er gab ihren Bitten 
endlich nach und begann seinen Festanzug aus dem Koffer zu 
nehmen, unterbrach sich aber darin und beschloß, sich zuerst zu 
rasieren. Als er damit fertig geworden war, kehrte er zum 
Koffer zurück, fand ihn aber zugeklappt, und der Schlüssel war 
nicht aufzufinden. Ein Schlosser war nicht aufzutreiben, da es 
Sonntag abend war, und so mußten die beiden- sich in der 
Gesellschaft entschuldigen lassen. Als der Koffer am nächsten 
Morgen geöffnet wurde, fand sich der Schlüssel darinnen. Der 
Mann hatte ihn in der Zerstreutheit in den Koffer fallen lassen 
und diesen ins Schloß geworfen. Er gab mir zwar die Ver—
	        
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