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Leoben Prozeß gegen Berta Lindner, deren vierzehnjährige
Tochter Brunhilde und einen gewissen Georg Schuirer geführt,
die zusammen ein Mordattentat gegen den Mann der Berta
Ldindner versucht hatten. Schuiver wohnte mit dem Ehepaar
Lindner und deren Tochter im gemeinsamen Haushalt und
hatte intime Beziehungen nicht nur zur Mutter, sondern auch
zu Brunhilde, die er schon im Alter von zwölf Jahren
schändete. Der Gatte war ein Mann von schwachem Charakter,
einer von denen, die zugleich wissen und auch wieder nicht
wissen, wie sie betrogen werden. Schuirer, der Typus des
ländlichen Bel awi, der neben diesen Verhältnissen auch noch
andere in dem kleinen Orte Admont (Steiermark) unterhielt.
Einer von den dreien: Mutter, Tochter oder Liebhaber beschloß,
den Ehegatten und Vater um die Ecke zu bringen. Es ist
durch den Prozcß nicht ganz deutlich geworden, wer der erste
Urheber des Gedankens war. Alles weitere ist von besonderer
Scheußlichkeit. Schuirer wollte den Mann erschießen, die eigene
Frau lockte ihren Mann in den Wald, und gab ihm in der
Dunkelheit eine brennende Kerze in die Hand, damit Schuirer
sein Zieß nicht verfehle. Dieser getraute sich aber nicht zu
schießen, und so mißlang das erste Attentat. Es scheint, daß
die kleine Brunhilde, das Kind des alten Lindner, dem er
besonders zärtlich zugetan war, zu einem zweiten Attentat riet
und daß sie sich besonders willfährig zeigte, tätigen Anteil an
der Ermordung des Vaters zu nehmen. Diesmal blieb die
Mutter zu Hause, Brunhilde führte ihren Vater bis zur Stelle,
wo Schuirer hinter einem Baum versteckt stand, und sagte zu
dem nichts ahnenden Manne, er möge nur vorausgehen, sie
sei außer Atem und könne nicht so schnell folgen. Schuirer
schoß, klam dann aus seinem Versteck hervor, und es entstand ein
Handgemenge. Der Vater faßte das Gewehr des Mörders,
Brunhilde sprang hinzu und versuchte zusammen mit Schuirer
ihrem Vater das Gewehr zu entreißen. Sie schlug ihren Vater,
der zu Boden gestürzt war, mit dem Gewehrkolben auf den
Kopf, gebrauchte die unflätigsten Schimpfworte und trat ihn
schließlich noch mit dem Stiefelabsatz ins Gesicht. Trotz allem
konnte der alte Lindner flüchten, wusch seine Wunden an
einem Bach im Gebüsch und schleppte sich nach Admont, wo
er die Anzeige bei der Gendarmerie erstattete. Schuirer und
Berta Lindner wurden zu einer langjährigen Kerkerstrafe