Volltext: Die Psychoanalyse [538/540]

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Leoben Prozeß gegen Berta Lindner, deren vierzehnjährige 
Tochter Brunhilde und einen gewissen Georg Schuirer geführt, 
die zusammen ein Mordattentat gegen den Mann der Berta 
Ldindner versucht hatten. Schuiver wohnte mit dem Ehepaar 
Lindner und deren Tochter im gemeinsamen Haushalt und 
hatte intime Beziehungen nicht nur zur Mutter, sondern auch 
zu Brunhilde, die er schon im Alter von zwölf Jahren 
schändete. Der Gatte war ein Mann von schwachem Charakter, 
einer von denen, die zugleich wissen und auch wieder nicht 
wissen, wie sie betrogen werden. Schuirer, der Typus des 
ländlichen Bel awi, der neben diesen Verhältnissen auch noch 
andere in dem kleinen Orte Admont (Steiermark) unterhielt. 
Einer von den dreien: Mutter, Tochter oder Liebhaber beschloß, 
den Ehegatten und Vater um die Ecke zu bringen. Es ist 
durch den Prozcß nicht ganz deutlich geworden, wer der erste 
Urheber des Gedankens war. Alles weitere ist von besonderer 
Scheußlichkeit. Schuirer wollte den Mann erschießen, die eigene 
Frau lockte ihren Mann in den Wald, und gab ihm in der 
Dunkelheit eine brennende Kerze in die Hand, damit Schuirer 
sein Zieß nicht verfehle. Dieser getraute sich aber nicht zu 
schießen, und so mißlang das erste Attentat. Es scheint, daß 
die kleine Brunhilde, das Kind des alten Lindner, dem er 
besonders zärtlich zugetan war, zu einem zweiten Attentat riet 
und daß sie sich besonders willfährig zeigte, tätigen Anteil an 
der Ermordung des Vaters zu nehmen. Diesmal blieb die 
Mutter zu Hause, Brunhilde führte ihren Vater bis zur Stelle, 
wo Schuirer hinter einem Baum versteckt stand, und sagte zu 
dem nichts ahnenden Manne, er möge nur vorausgehen, sie 
sei außer Atem und könne nicht so schnell folgen. Schuirer 
schoß, klam dann aus seinem Versteck hervor, und es entstand ein 
Handgemenge. Der Vater faßte das Gewehr des Mörders, 
Brunhilde sprang hinzu und versuchte zusammen mit Schuirer 
ihrem Vater das Gewehr zu entreißen. Sie schlug ihren Vater, 
der zu Boden gestürzt war, mit dem Gewehrkolben auf den 
Kopf, gebrauchte die unflätigsten Schimpfworte und trat ihn 
schließlich noch mit dem Stiefelabsatz ins Gesicht. Trotz allem 
konnte der alte Lindner flüchten, wusch seine Wunden an 
einem Bach im Gebüsch und schleppte sich nach Admont, wo 
er die Anzeige bei der Gendarmerie erstattete. Schuirer und 
Berta Lindner wurden zu einer langjährigen Kerkerstrafe
	        
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