Volltext: Die Psychoanalyse [538/540]

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obzusiegen, wie dies doch im allgemeinen offenbar geschieht. Es 
könnte sonst nicht sittlich und gesellig weitergehen. Wie dem 
immer sei — und diese Fragen sind eher philosophischer Art als 
eine Domäne des Arztes —, der Analytiber muß in das un— 
bewußte Seelenleben hinabsteigen, richtet das Freudsche 
„Warum“, von dem die Rede war, nicht an den Menschen, der 
ihm gegenüber sitzt, sondern an den unbewußten Teil dieses 
Menschen, und er muß zusehen, wo er den Einstieg in das 
dunkle Bergwerk finden kann. 
Ein Haupteinstieg befindet sich dort, wo der Mensch 
träumt. Im Schlaf ist das bewußte Seelenleben ausgeschaltet, 
und das Gebilde des Schlafes, eben der Traum, hängt mit dem 
unbewußten Seelenleben unmittelbarer zuiammen als die von 
den Kräften des Bewußtseins abhängigen Aeußerungen des 
Tages. Wir werden über das Wesen des Traumes und über 
seine Deutung, die durch Freuds Verdienst nach mehreren 
tausend Jahren der Pause von der Wissenschaft wiedererobert 
werden konnte, im Zusammenhang abzuhandeln haben. Das 
braucht uns aber nicht zu hindern, schon hier einen Blick auf 
die Träume Wurms zu werfen, die uns eine eindeutige Auf— 
fassung des inneren Charakters dieses Mannes geben werden. 
Es gibt verschiedene Träume. Manche Menschen be— 
haupten von sich, daß sie niemals oder nur selten träumen. 
Wir haben Anlaß zu glauben, daß es Nichtträume; keineswegs 
gibt, sondern daß solche Menschen ihre Träume nur vergessen 
— — 
ihren Träumen ganze Romane erleben. Die Regel ist, daß 
solche Menschen, die wenig oder gar nichts träumen, zu träumen 
beginnen, wenn man ihnen nahelegt, daß sie auf ir⸗ Träume 
achten sollen. Es ist, als ob die Traumfabrik oder der Traum— 
gott geehrt seien, wenn man ihnen, den sonst so wenig Be⸗ 
achteten, Aufmerksamkeit schenkt, und daß sie dafür ihr Bestes 
leisten. Seiner verschlossenen und unintelligenten Art nach 
war Wurm kein Träumer. Je verschlossener der Mensch ist, 
desto eher vergißt er seine Träume; desto weniger ist ex bereit 
zu glauben, daß seine Träume mehr sein sollten als Schaum, 
daß ein besonderer Sinn in ihnen steckte. Wenn man also 
Wurm fragte, ob er geträumt habe und was, dann erinnerte er 
sich unwillig etwa an ein einziges Bild: „Ja, von einem Hund 
Man mußte auf einer etwas ausführlicheren Darstellung be— 
stehen, und erst auf solches Drängen erfuhr man etwas mehr;
	        
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