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aber warm zu bleiben, fällt uns schwer.“ So birgt, was
man den Kampf der Geschlechter nennt, alle Lust und alle
Qualen der Hölle. Vollkommene Männer und Frauen können
wir nur durch die Liebe werden. Die Einrichtung der Ehe
sollte verbürgen, daß wir von der Spannung der Bisexualität
dauernd befreit seien, indem wir sie dauernd nach außen
verlegen.
Der psychologische, vielleicht der wichtigste Sinn der Ehe
ist: zeitlebens zu sein und zu bleiben, was man sein möchte und
was man sonst nur in Augenblicken der Verzückung ist und in den
kurzen Fristen, die auf Verzückung zielen — ein ganzer Mann,
ein ganzes Weib. In diesem Sinn muß man das Sakrament
verstehen, das von der Ehe aussagt, sie dürfe nur durch den
Tod gelöst werden. Viel wird über geistliche Zeremonien genas⸗
rümpft, die doch nichts verändern und weder die Gesetze der
Fortpflanzung noch die der Liebe beeinflussen können. Die
Aechtung der ledigen Mutter, die Schwierigbeiten des unehelichen
Kindes sind in der Tat soziale Schandflecke. Kann aber ander—
seits dem Menschenkenner der Unterschied des Gesichtsausdrucks
und der ganzen Haltung entgehen, der zwischen verheirateten
Frauen und unverheirateten besteht, auch wenn diese grandes
moureuses sind, Kinder geboren haben und etwa bedeutend
älter sind als junge Frauen? Selbst die deklarierte Hetäre
bleibt immer ein Fräulein, weil sie niemanden weiß, bei dem
fie ihr „Anderes“ dauernd unterbringen könnte. Die Frau,
im Schatten des Ewigkeitsgedankens, verändert ihren Aus—
druck, weil sie ein Stück ihres Ichs für dauernd dem Manne
übergeben hat. Sie verzichtet — wenigstens im Prinzip — für
immer darauf, es zurückzunehmen. So erhält ihr Wesen ein
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sie ausschaut. Der gleiche Unterschied bestünde zwischen voll⸗
männlich und junggesellig, wenn die Verhältnisse bei Männern
nicht erwas verwischter wären.
Die Krise, in der sich die Geschlechter heute befinden, ist
der uvalten Lösung der bisexuellen Frage durch die Ehe wenig
günstig. Jedes Geschlecht braucht sein „Anderes“ für sich selber.
Sie wollen gar nicht fraulich oder vollmännlich aussehen und
haben Wege gefunden, um die ewige Spannung der Bisexualität
durch Verzwitterung an sich selber auszugleichen, die zu neuen
Beziehungen der Geschlechter führen wird. Die Ehe muß man
dort studieren, wo ihre finstere Folgerichtigkeit zuhöchst be⸗
stand, Ehebruch mit dem Tod, mindestons mit dem gesells chaft⸗