Volltext: Gaspoltshofen einst und jetzt

kaum ein größerer Ort im Lande, der nicht eine Gruppe von 
Christen und später auch christliche Gotteshäuser gehabt hätte. 
Ab etwa 450 war das Christentum allein herrschend im Lande. 
Gar manche Gotteshäuser unserer Diözese gehen im Bestände 
auf diese ferne Zeit zurück, wenngleich sich alle in der Bau- 
form geändert haben. Zur Zeit der Völkerwanderung, als die 
Germanen über die Reichsgrenze hereinzubrechen drohten, 
namentlich die Alemannen von Nordwesten, die Rngier von 
Norden her, da erschien um 450 ein Mann in unserem Lande, 
der ob seiner Wirksamkeit zu den großartigsten Erscheinungen 
des christlichen Altertums gehört, es ist der hl. Severin 
(f 8. Jänner 482). Von hoher Abkunft (wenn nicht gar aus 
der Familie der oströmischen Kaiser, was seine vielfältigen 
Beziehungen zum Kaiserhause und seinen Staatsmännern ver- 
muten lassen), war er die allgemeine Rettung, der einzige 
Schutz unseres Landes Noricum. Durch 30 Jahre hielt er die 
Reichsgrenze gegen die brandenden Wogen des Barbarentums 
aufrecht. Er war ohne seinen Willen eigentlich der Statthalter 
für Westrom und als Generalabt aller hiesigen Missionsklöster, 
der apostolische Legat für feinen großen Zeitgenossen Papst 
Leo I. (440 bis 461). Auf feiner geschichtlich beglaubigten Wan- 
derung von Wien nach Salzburg hat er bei Lambach unstreitig 
das Gebiet der Altpfarre Gaspoltshosen betreten. Auch den 
Rückzug der Romanen mit seiner Leiche nach Italien e. 488 
dürfte unsere Gegend gesehen haben. 
Was das religiöse Leben von dazumal betrifft, fo finden 
wir Formen vor, die in Inhalt und Weise ganz an unseren 
derzeitigen Kult erinnern. Die Severinischen Mönche betonen 
die evangelisch-apostolische Lehre im Bekenntnis des katholischen 
Glaubens, im Gegensatz zu den Arianern, sie kennen die 
Eucharistie als Opfer und Sakrament, letzteres namentlich für 
Kranke und Sterbende, hielten Einweihung der Basiliken- 
Kirchen, achteten hoch die Verehrung der Heiligen-Reliqnien, 
hatten Fasten- und Zehentgebot, sogar Klosterwesen für männ- 
liche und weibliche Genossenschaften und hielten ideale Armen- 
pflege, was viel zu bedeuten hatte in jener derartig unruhigen 
und bedrängten Zeit, wie sie unser Land selten mitmachte. Die 
Leichen wurden beerdigt, den Verstorbenen Vigilien und 
Gottesdienste gehalten. Die Sonn- und Festtage hatten Vor- 
und Nachmittagsgottesdienste; Kirchengesang und Kerzen-
	        
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