Volltext: Gaspoltshofen einst und jetzt

nach ihrer Entlassung aus dem Heeresverbande, haben gewiß 
auch das fruchtbare Ackerland in der Gegend von Neu- und Aich- 
kirchen gekannt. Selbst den Weinbau haben die Römer zum 
gewöhnlichen Bedarfs bei uns eingeführt und namentlich die 
nach Süden geneigten sonnigen Hügel dazu geeignet befunden. 
Namen wie Weinberg, Weinholz und Weinberger zeigen 
unbedingt alten Weinbau an, der noch bis in die geschichtliche 
Zeit herauf gepflegt wurde. Bezüglich der wertvollen Funde 
neuerer Zeit find zu beachten die „Tages-Poft"-Beilage 1913, 
Nr. 16, ebenso die Musealvereins-Jahresberichte 1905, S. 161 
bis 164 und 1912, S. 82 und Tafel I. Aus diesen Quellen sei 
hiemit das Wichtigste angegeben. 
Im Oktober 1904 wurde in der Jaklmair-(von Pngram) 
Schottergrube in der Höstbergerleiten bei Watzing ein Herkules, 
wohl die schönste bis jetzt in Oberösterreich aufgefundene 
römische Bronze, zutage gefördert. Sie ist 167 min hoch, schön 
patiniert und sast völlig unversehrt. Der Halbgott, vollbärtig im 
Zeusthpus, steht aus rechtem Stand und linkem Sprungbeine 
nackt vor uns. In der rechten Hand hält er das Löwenfell, in 
der linken eine Art Keule, das Haupt ist von einer Binde, der 
sogenannten „Tönie", umschlungen. 
Aus derselben Schottergrube stieg einige Jahre später 
(etwa 1909) neuerdings ein hervorragendes römisches Fundstück 
zutage, eine 205 mm hohe Bronzestatue der Venus, die bis aus 
den fehlenden linken Fuß gut erhalten ist. Die Göttin ist nackt 
dargestellt, mit linkem Stand und rechtem Spielbein und hält 
die linke Hand schützend vor den Schoß, während die rechte 
vorgestreckte Hand eine jetzt fehlende Muschel gehalten hat. Die 
Gestalt hat sehr schlanke Proportionen, die hochsitzenden Brüste 
sind auffallend klein. Das leicht nach links geneigte Haupt ist 
von reichem Haarschmuck bekrönt. Die Komposition der Figur ist 
von großer Anmut und die künstlerische Arbeit im einzelnen 
steht auf derselben Höhe, wie bei der Herakles-Statnette. Es 
steht nun außer Zweifel, daß an dem Platze, wo die beiden 
Statuetten gefunden wurden, eine römische Ansiedlnng bestanden 
hat, die Herkules- und Venus-Figur gehörten offenbar zu dem 
Lararium oder Hausaltärcheu in diesem römischen Hause. Die 
Direktion des Museums Francisco-Car olinum in Linz hat mit 
dem Besitzer des Terrains Vereinbarungen getroffen, die dem 
Museum das Vorkaufsrecht auch für die übrigen an dieser 
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