Volltext: Gaspoltshofen einst und jetzt

schuld wurde er der Schriftleiterstelle enthoben. Die materielle 
Lage der Familie verschlechterte sich immer mehr, eine Ueber- 
siedlung nach Graz brachte keine bleibende Besserung der Lage. 
Infolge Not und Aufregung bekam er Blutbrechen und war 
von da an ein Siecher. Mit einer Erbschaft von 4000 K wurde 
ein kleines Kaffeegeschäft erworben. Krempl begann zu studieren 
und bereitete sich als Fünfziger auf die Maturitätsprüfung vor, 
die Vollendung des Studiums war ihm aber nicht vergönnt. 
Das Kasfeegeschäft schlief ein, mußte verkauft werden, Krempl 
übte aus Not wieder das Malerhandwerk aus. Er übersiedelte 
nach Wien. Die übermächtig gewordene Sehnsucht trieb den 
schwer Leidenden zu einer Vortragsreise in die Heimat — er 
besuchte auch Gaspoltshosen (1913 oder 1914). Heimatliche Kräfte 
rührten sich, ihm zu helfen. An dem Tage, als der Aufruf in der 
„Tages-Post" erschien, hatte der vom Schicksal so hart Betroffene 
ausgerungen. Gestorben 6. April 1914 in Wien. 
Max Geißler „Führer durch die deutsche Literatur des 
20. Jahrhunderts, 1913", spricht von Krempl n. a.: „Ernst und 
Humor haben in seinen Dichtungen sich zusammengefunden zu 
einem Paare, von dem jeder Teil seine Aufgabe prächtig erfüllt; 
und diese beiden halten die Hände voll Leben, wie es sprühender 
und echter nicht zu denken ist. Die Muudartdichtuug ist bei 
Krempl der Ausdruck herzfrohen und gemütvollen Erfassens 
des Volkes, für das er dichtet. Seine Bücher sind Vollendungen." 
In den Verlagsbuchhandlungen R. Pirngruber und 
F. Steurer, Linz, erschienen die Mundartbücher Joses Krempls: 
„Meine Laudsleut", „Hoamatgläut", „Landluft", „Landla- 
gmüat", „Aus'n Löbn griffn", „Studien aus dem oberöster- 
reichischen Volksleben", 3 Bde. 
Josef Krempl ist einer der allerbesten aus der großen Reihe 
des Bundes der oberösterreichischen Mundartdichter. Josef 
Krempl ist nicht tot; in seinen Büchern lebt er unter uns, heiterer 
und sorgenfreier, als ihm dies einst beschieden war. 
Da bau uns is da Brau, 
In da Röd und in Gfchan 
Ollweil offn und frei 
Und schen gmüatli dabei. 
(Vorröd zur „Landluft".) 
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