Volltext: Gaspoltshofen einst und jetzt

weitert). Des Meisters letztes, aber auch bestes Werk ist die 
Pfarrkirche in Gaspoltshosen, mit der Bauzeit 1732 bis 1735.* 
Die Kirche sollte mit ihren 42m Länge eine monumentale 
Wirkung erzielen. Zu diesem Zwecke mußte der Raum des 
Schisfes von Einbauten möglichst freibleiben. Der Baumeister 
faßte nun den kühnen Plan, den Turm auf ein weites Bogen- 
gewölbe zu stellen, wie er es ja am rechten Domturme in 
Passau sah. Leider wurden statt Granitquadern Ziegel ge- 
nommen, was die Solidität sehr beeinträchtigt. Der gewölbte 
Raum unter dem Turm konnte für Orgel und Musikchor sowie 
für Emporen-Raum verwendet werden. Das Hauptschiff der 
Kirche bilden zwei große Gewölbe, c. 12 m Durchmesser, mit 
ziemlich flacher Decke. Ein breiter Verbindungsgürtel stellt die 
Einfügung zwischen beiden Gewölben her und ruht auf an sich 
mächtigen Pilasterbanten, die aber sür Kirchentore und Fenster 
noch herrlich Platz gewähren. Der Einschnitt ist aber so un- 
auffällig hervortretend und so lichtvoll gehalten, daß die Raum- 
ausnützung gar nicht beeinträchtigt wird. Die vier großen 
Fenster, je zwei an Nord- und Südseite, sind so hoch an das 
Gewölbe hinaufgerückt, daß die Oberbelichtung eine herrliche 
Wirkung erzielt und unten Platz gewährt für die Längsstellung 
der vier Seitenaltäre. Die Auslösung der Seitenwände ist bis 
an das äußerste Maß architektonischer Möglichkeit durchgeführt, 
und so gehört die Kirche von Gaspoltshofen zu den schönsten 
und lichtvollsten Landkirchen. Durch die Anordnung der 
Seitenaltäre an die Mauer ist der Schiffsraum fast durchaus 
in gleicher Breite ausnützbar und von jedem Sitzplatze weg 
(die Kirchenstühle werden dermalen allmählich erneuert) ist der 
Blick zum Hochaltar und zur Kanzel ganz frei. Das Edle der 
Monumentalbarocke mit mäßiger Dekoration, ein Mittelbild 
und je vier einfache Gemälde-Rondeaus in jedem Gewölbe, 
geben dem Ganzen bei aller Einfachheit einen ungemein vor- 
nehmen Eindruck. Die herrliche Inneneinrichtung in Altären 
und Kanzel geben dem Ganzen ein fast domartiges Gepräge. 
* Eine Sage erzählt: Der Baumeister traute der Festigkeit des 
weiten Gewölbes nicht. Von einer nahen .Höhe beobachtete er das Abtragen 
der Gerüste. Hält das Gewölbe, sollte vom Turme eine rote, ansonsten 
eine schwarze Fahne gehißt werden. Die Arbeiter verwechselten die Fahnen 
und zogen die schwarze Flagge hoch, trotzdem der Bau glänzend gelungen 
war./Der Baumeister aber, der Unglück vermutete, sei nicht mehr wieder- 
gekehrt. 
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