Volltext: Aufgaben und Probleme der sozialen Fürsorge und der Volksgesundheitspflege bei Kriegsende

VII. 
Die Bekämpfung der Tuberkulose. 
Wenn ich im folgenden über Tuberkulosebekämpfung spreche,, 
so bin ich mir wohl bewußt, daß alles, was wir mit dem Worte 
„Kampf gegen die Tuberkulose“ zu bezeichnen gewohnt sind, 
nur kleine Mittel und M i 11 e 1 c h e n sind, daß der große 
und wahrhaft wirksame Kampf gegen die Tuberkulose überall 
dort ausgetragen wird, wo für bessere Ernährung, bessere Woh 
nung, bessere Lebensverhältnisse der großen Massen des Volkes 
gekämpft wird, daß wahrscheinlich eine Erhöhung der Arbeits 
löhne um 10 Prozent bei gleichbleibendem Preise der Lebensmittel 
mehr zu Bekämpfung der Tuberkulose beiträgt als alle bisher auch 
in vorgeschrittenen Ländern, geübte „Tuberkulosebekämpfung“. 
Gerade die Kriegserfahrungen beweisen wieder auf das deut 
lichste den überragenden Einfluß äußerer Momente auf die Ent 
stehung der Tuberkuloseerkrankung und damit die Richtigkeit der 
Anschauung, daß das Aufhören jeder sozialen Notlage, die „Lösung 
der sozialen Frage“, die Tuberkulose zwar nicht zum Schwinden 
bringen, aber ihr ihre Bedeutung als Volkskrankheit nehmen 
würde. Nur nebenbei sei bemerkt, daß sich dieser Satz nicht um 
kehren läßt, daß die Behauptung, „die Tuberkulose zum Schwin 
den zu bringen, heißt die Völker von allen sozialen Uebeln be 
freien“ (J ak s c h), vollständig haltlos ist und ebenso auch die ihm 
zugrunde liegende Anschauung, als ob es möglich wäre, durch 
Heilstätten und soziale Fürsorge die Tuberkulose zum Schwinden 
zu bringen. 
Doch aber muß auch der Kampf mit diesen Hilfsmitteln ge 
führt werden, weil wir ja alles, was* wir gegen diese Volksseuche 
zu tun vermögen, tun müssen und weil wir bei den heute ge 
gebenen Verhältnissen auch auf diesem Gebiete und mit diesen 
Mitteln Nützliches zu leisten vermögen. 
Was wir in den früheren Kapiteln in den Kreis unserer Be 
trachtung gezogen, waren Probleme, die erst durch den Krieg ins 
Leben gerufen worden sind — nicht zwar als ob weitschauende 
Staatskunst nicht schon vor dem Kriege wenigstens eine den Zeit 
umständen entsprechende Regelung der Kriegsinvaliden-, der 
Kriegswitwen- und -waisenversorgung hätte schaffen sollen, nicht 
so als ob nicht auch im Frieden Fürsorge für Invalide, für 
Witwen und Waisen notwendig wäre und als ob nicht durch eine 
weitgehende Fürsorge für diese wenigstens die Grundlagen einer 
Fürsorge für Kriegsinvalide, Kriegswitwen und -waisen hätte 
geschaffen werden können, wie dies ja in Bezug auf Waisen 
auch tatsächlich bis zu einem gewissen Grade geschehen'ist; 
aber diese Probleme wurden ins Unendliche vergrößert, wuchsen 
zu einer gewaltigen, bisher nicht gehabten Bedeutung an durch 
den Krieg und die Kriegsfolgen.
	        
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