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der sozialen Medizin einen größeren Hörerkreis finden, sondern
auch Fortbildungskurse, die in die Praxis der Fürsorgetätigkeit ein
zuführen bestimmt sind.
Das, was eben von sozialer Medizin und Hygiene gesagt
wurde, gilt — wie ich hier einfüg,en möchte —- auch von der
Begutachtung, auf deren Gebiet das Fehlen tieferer Kenntnis bei
der Masse der Aerzte so viele Schaden angerichtet hat. Auch für
sie das Interesse wachzurufen, für sie die grundlegenden Kennt
nisse — nicht nur die rein klinischen — zu legen, ist Aufgabe
des Klinikers; nur wenn er auf die Wichtigkeit und Bedeu
tung der Begutachtung hinweist, werden Spezialkollegien Zu
hörer finden.
Daß die Grundlage jeder Ausbildung auf den genannten Ge
bieten gründliche klinische Kenntnisse bilden müssen, braucht ja
nicht erst erwähnt zu werden. Der Arzt der Tuberkulosefürsorge
stelle muß die Klinik und Diagnose der Tuberkulose, der der Säug
lingsfürsorgestelle muß die Klinik der Säuglingskrankheiten und
die Säuglingsernährung gründlich beherrschen. Tuberkuloseärzte
werden wir nicht nur für Fürsorgestellen, sondern auch für Heil
stätten brauchen. Bis jetzt ist die Zahl der in Tuberkulose-
hell a n d 1 u n g gut ausgebildeten Aerzte eine verschwindend
geringe. Schon jetzt bei der Einrichtung militärischer Tuberkulose
spitäler finden sich kaum die nötigen fachlich ausgebildeten
Aerzte, noch weniger aber, wenn es sich nach dem Kriege um
Fortführung dieser Anstalten, sei es im Betrieb der Heeresver
waltung, sei es als Zivilanstalten handeln wird. Da ist rasche
Hilfe notwendig. Es kann jetzt schon beim Militär durch Zukom
mandierung von Aerzten in gut geleitete Heilstätten — wenn wir
nicht irren, geschieht es bereits in geringem Umfang — manches
erreicht werden, vor allem aber muß jetzt und nach dem Kriege
durch Schaffung der nötigen Unterrichtsgelegenheiten — klinische
Vorträge, Vortragszyklen, Kurse — einer möglichst großen Zahl von
Aerzten Gelegenheit gegeben werden, sich die für den Heilstätten
arzt notwendigen Kenntnisse zu beschaffen. Bei entsprechender
Propaganda dürfte es solchen Veranstaltungen kaum an Hörern
fehlen ; denn die Zahl der zu besetzenden Stellen wird hoffentlich
so groß sein, daß sie das gegenwärtig bestehende Angebot um ganz
Gewaltiges überragt.
Ebenso dringend, ja noch dringender als den Fürsorgearzt,
brauchen wir die Fürsorgeschwester, sowie überhaupt
für die Tuberkuloseheilstätten und für die hoffentlich bedeutend
vermehrten Zivilspitäler — wir wollen ja hoffen, daß gar manche
Anstalt, die als Militärspital gebaut wurde und als solches geführt
wird, manches Spital in einem Flüchtlings- oder Internierten
lager Spitalszwecken erhalten bleibt — die tüchtig ge
schulte Krankenpflegerin.
Seit Jahrzehnten bemüht man sich in Oesterreich um eine
Reform des Krankenpflegerinnenberufes. Mit der Absicht, eine
solche anzubahnen, hat B i 11 r o t h die Krankenpflegerinnen
schule des Rudolfinerhauses geschaffen. Durch sie wurde eine
Anzahl besser ausgebildeter Krankenpflegerinnen für die Anstalt