Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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Von den un 
geheuren Schwie 
rigkeiten dieses 
Vormarsches, 
schreibt er, schwie 
gen die amtlichen 
Mitteilungen all 
zubescheiden, nur 
die Kriegsbericht 
erstatter brachten 
später genauere 
Schilderungen. 
Das äußerst un 
wegsame Sumpf- 
und Buschland 
der Macva, die 
seit Jahren aus 
gebauten , mit 
vorzüglicher Ar 
tillerie bewehrten 
und todesmutig 
verteidigten Stel 
lungen bei Mitro- 
vic,Schabatzusw., 
die ebenso vorzüg 
liche Ausnutzung 
der Damm- und 
Höhenstraßen und 
des stets ansteigenden Geländes in diesem Abschnitt, all 
dies machte die Stellung der Serben in ihren Augen un 
einnehmbar. 
Dennoch wurde die Armee Stefanowitsch, wie bekannt, 
mit solcher Wucht aus ihr geworfen, daß sie nicht einmal 
in den ebenfalls meisterhaft angelegten Aufnahmestellungen 
Fuß fassen konnte. Die unglaublich steilen, stufenförmig 
ansteigenden, straßenlosen Höhen der Jagodina mit ihren 
Kernpunkten Crnivrch und Kusutmestopa (Betondeckungen), 
der Übungsschießplatz der serbischen Artillerie, wurden von 
der österreichisch-ungarischen Infanterie fast ohne Artillerie 
vorbereitung gestürmt und gegen verzweifelte Gegen 
angriffe einer großen Überzahl gehalten. Und erst weiter 
südlich, im Karstgebiet! Eine Vorstellung von diesem kann 
sich nur bilden, wer jetzt im Krieg die kahlen Felsen, die 
Paßübergänge gesehen hat. Im Frieden sind die Straßen 
ja immerhin noch für einen einzelnen leichten Wagen zu 
befahren. Aber man muß zum Beispiel gesehen haben, 
wie die österreichisch-ungarischen Geschütze und der Train 
überden Proslop 
sattel gebracht 
wurden! Die 
Serpentinen, die 
die Steigung der 
Straße vermin 
dern sollen, sind 
doch noch immer 
so steil wie etwa 
ein bequemer 
Hochgebirgsteig. 
Der vom Regen 
aufgeweichte 
Straßengrund 
wurde von den 
unzähligen Trag 
tier- und Wagen 
kolonnen schließ 
lich derart zuge 
richtet, daß die 
Leute des Arbei 
terbataillons, die 
jedes Geschütz, je 
den Wagen von 
einer Serpentine 
zur anderen schie 
ben mußten, bis 
zu den Knien im 
Schlamm standen. Die Leistung, eine Tragtierkolonne, bei 
der alle zehn Schritte ein Tier bis zum Bauch im Schlamm 
steckte, über diese Höhe zubringen — oben schneite es überdies, 
so daß über dem metertiefen Schmutz noch halbmetertiefer 
Schnee lag — läßt sich nicht laut genug rühmen; wie 
man sogar Geschütze und Wagen hinübergeschafft hat, 
kann selbst ich, obwohl ich es gesehen habe, nicht recht be 
greifen. Auch die einzige, für schwerere Fuhrwerke benutz 
bare Straße nach Valjevo, die über Cosnica einen großen 
Umweg macht, war in einem fürchterlichen Zustand. 
Trotz all dieser unbeschreiblichen Hindernisse ging es 
vorwärts, und in welcher Eile! Als Pferde und Ochsen 
versagten und die Geschütze deshalb nicht mehr weiter 
kamen, zogen Bedienungsmannschaft und Infanterie sie 
in die Stellungen, unter täglichen Kämpfen! Als wir 
nach Valjevo kamen, waren unsere Truppen schon wieder 
50 Kilometer darüber hinaus. Doch je mehr Fuhrkolonnen 
diese Straßen befahren mußten — und in Serbien muß 
ja jedes Stückchen Brot, jeder Würfel Zucker nachgeführt 
Phot. Gebr. Haeckel, Berlin. 
Serbischer Offizier macht Aufzeichnungen für das Hauptquartier. 
Phot Gebr. Haeckel, Berlin. 
Typisches Landschaftsbild vom serbischen Kriegschauplatz.
	        
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