Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/15 
«Fortsetzung.) 
Durch die Eroberung Valjevos, über die wir eingehend 
bereits Bd. I S. 455 u. folg, berichtet haben, war die Front 
der serbischen Armee in zwei Teile gesprengt worden. 
Der eine Teil wurde nun gegen Osten verfolgt, während 
der andere nach Süden abgedrängt wurde. Die serbische 
Regierung sah sich danach veranlaßt, in Bordeaux die 
Erklärung abzugeben, daß Serbien infolge vollkommenen 
wirtschaftlichen Zusammenbruchs unmöglich weiterkämpfen 
könne. Auch in Athen wurde die serbische Regierung, die in 
zwischen nach llsküb übergesiedelt war, dringend um Hilfe 
vorstellig. 
Trotz. dieser amtlich zugegebenen vollständigen Er 
schöpfung des Landes fühlte sich die serbische Presse nicht 
veranlaßt, einen Ton anzuschlagen, der dem unglücklichen 
Reiche hätte Freunde gewinnen können. Im Gegenteil 
war die Haltung der serbischen offiziösen Presse, besonders 
des Regierungsorgans „Samou-Prawa", derart, daß sie 
in Sofia zum Beispiel 
lebhaften Unwillen er 
regte. 
Bald darauf tauchten 
auch in der Presse des 
Dreiverbandes Nachrich 
ten auf über die ver 
zweifelte Lage Serbiens. 
Die von der galizischen 
Front nach Bosnien ge 
worfenen österreichisch- 
ungarischen Streitkräfte 
vertrieben die Serben 
und Montenegriner von 
den bereits eroberten An 
höhen von Serajewo und 
zwangen sie auch dort 
zum Rückzug. Obwohl 
die Serben verzweifel 
ten Widerstand leisteten, 
konnten sie doch das 
Vordringen des tapferen 
Gegners nicht verhin 
dern. 
Je mehr sich der 
österreichisch - ungarische 
Vormarsch in Serbien 
entwickelte, desto deut 
licher zeigte sich, welche 
Bedeutung der gleich 
zeitigen Einnahme von 
Krupanj, Schabatz und 
Obrenowac zukam, die 
den Eingang in das Herz 
Serbiens öffnete. Na 
mentlich die Einnahme 
von Obrenowac hatte 
insofern eine hervor 
ragende Bedeutung, als 
es der österreichisch-un 
garischen Armee gelang, 
in Eilmärschen durch das 
Kolubaratal vorzudrin 
gen, den Rückzug der 
Serben bei Valjevo zu 
gefährden und so den 
rechten Flügel der serbi 
schen Stellung auf das 
schwerste zu bedrohen. 
Dieser Flankenangriff mag daher für die Serben, abgesehen 
von dem außerordentlichen Druck, den die folgenden öster 
reichisch-ungarischen Truppen von Krupanj her auf die 
fliehenden Serben ausübten, für die serbische Heeresleitung 
mitbestimmend gewesen sein, Valjevo zu räumen, ob 
wohl sich hier verhältnismäßig starke Befestigungen be 
fanden. Die Serben zogen vor, eine etwa 60 Kilometer 
südöstlich von Valjevo bei Lazarewatsch gelegene Stellung 
einzunehmen. Der gesamte österreichisch-ungarische Angriff 
konzentrierte sich nunmehr längs des Kolubaratales und 
führte nach einer ganzen Reihe sehr schwieriger Einzel 
kämpfe am 25. November zur Eroberung von Lazare 
watsch, das von den österreichisch-ungarischen Regimentern 
Nr. kl', 73 und 102 erstürmt wurde, wobei 8 Offiziere 
und 1200 Mann gefangen genommen, 3 Geschütze, 4 Mu 
nitionswagen und 3 Maschinengewehre erbeutet wurden. 
Am 27. November besetzten Teile der österreichisch 
ungarischen Balkanstreitkräfte die Stadt Uzice. Uzice ist 
Endpunkt der Bahn, die von der mittleren Morava durch 
das Tal der westlichen Morava nahe an die bosnische 
Ostgrenze führt. Von hier aus sollte eine Verbindung mit 
der bosnischen Ostbahn über Mokragora geschaffen werden. 
Die Stadt ist ein wichtiger Knotenpunkt. Sie liegt am 
Eingang in das Tal der westlichen Morava, das seiner 
zahlreichen Verbindungen wegen eine durch die Natur 
gegebene Operationslinie darstellt. Die Bahn war vorher 
von den Serben als Nach 
schublinie benutzt worden, 
und zwar sowohl für 
ihre Einbruchsversuche 
nach Bosnien, wie auch 
für die Verpflegungs 
und Munitionstransporte 
zu denjenigen serbischen 
Heeresteilen, die im nord 
westlichen Serbien auf 
traten. Ihre Verwertung 
als Nachschubbahn für 
die im Raume nordwest 
lich Kragujewac stehen 
den serbischen Kräfte war 
nunmehr gleichfalls ein 
geengt. 
Die Besetzung von 
Uzice ist daher als ein 
Ereignis von größter 
Tragweite anzusehen. Sie 
entbehrte auch nicht eines 
gewissen Humors. Die 
Serben hatten nämlich 
berichtet, daß sie die 
Österreicher und Ungarn 
bei Rogacica geschlagen 
hätten. Eben dieselbe 
Kolonne aber, die die 
Serben vernichtet haben 
wollten, ist kurz darauf 
in Uzice, der berüchtigten 
Hochburg des serbischen 
Jrredentismus, einge 
rückt, ohne daß die Ser 
ben überhaupt in der 
Lage gewesen wären, 
dieser Besetzung ernst 
lichen Widerstand ent 
gegenzusetzen. 
Auch an der unteren 
Kolubara schritt der öster 
reichisch-ungarische An 
griff erfolgreich fort. Nur 
noch wenige Stellungen 
wurden vom Feinde ge 
halten; die Mehrzahl der 
Höhen auf dem Ostufer 
der versumpften Niede 
rung war in die Hände der k. u. k. Truppen gefallen. Un 
sere Verbündeten überschritten kämpfend die schneebedeckten 
Kämme des Suvobor und leiteten bald darauf den Angriff 
gegen die beherrschende Stellung von Siljak ein. Diese 
Höhe, die der Mittelpunkt eines bis 881 Meter aufsteigenden 
Mittelgebirgsrückens ist, wurde erstürmt, wobei 900 Ge 
fangene gemacht und 3 Geschütze erbeutet wurden. 
Trotz äußerst ungünstigem Gelände, trotz Schnee und 
heftigem Sturm setzten die Österreicher ihr Vorgehen fort, 
Amerika». Copyriabt IMS 6 t) Union Deutsche Verlagsgesellschast in Stuttgart. 
II. Baud. 
General v. Falkenhayn, 
Chef des Generalstabs der deutschen Armee. 
Phvt. Alb. Meyer/ Berlin. 
10
	        
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