Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
und 17 leichte Geschütze mit einer außerordentlich großen 
Menge von Infanterie- und Artilleriemunition, Revolver- 
kanonen, zahlreiche Maschinengewehre, Leuchtpistolen, Ge 
wehr- und Handgranaten wurden erbeutet. 
Diesen glorreichen Kampf führten die deutschen Truppen 
nach langen Wochen des Stilliegens in einem Winter 
feldzug, während dessen meist Regenschauer und Sturmwind 
herrschten. Auch an den Kampftagen selbst hielten Regen 
und Wind an. Die Märsche erfolgten auf grundlosen 
Wegen, die Angriffe über lehmige Felder, durch ver 
schlammte Schützengräben und über zerklüftete Steinbrüche. 
Vielfach blieben dabei die Stiefel im Kot stecken, der 
deutsche Soldat focht dann barfuß weiter. 
Was unsere wundervollen Truppen, zwar schmutzig 
anzusehen, aber prachtvoll an Körperkraft und kriegerischem 
Geist, da geleistet haben, ist über alles Lob erhaben. Ihre 
Tapferkeit, ihr Todesmut, ihre Ausdauer und ihr Helden 
mut fanden gebührende Anerkennung dadurch, daß ihr 
oberster Kriegsherr, der in jenen Stunden unter ihnen 
weilte, die verantwortlichen Führer noch auf dem Schlacht- 
felde mit hohen Ordensauszeichnungen schmückte. General 
der Infanterie v. Lochow wurde mit dem Orden Pour 
le Merite und 
Generalleut 
nant Wichura 
mit dem Kom 
tur des Haus 
ordens der 
Hohenzollern 
ausgezeichnet 
(siehe die ne 
benstehenden 
Bilder). 
Neben einer 
energischen, 
zielbewußten 
und kühnen 
Führung und 
der großartigen 
Truppenlei 
stung ist der Er- 
folgderSchlacht 
bei Soissonsder 
glänzenden Zu 
sammenarbeit 
aller Waffen, 
vor allem der 
Infanterie, 
Feldartillerie, 
Fußartillerie 
und den Pionieren , zu verdanken, die sich gegenseitig aufs 
vollendetste unterstützten. Auch die Fernsprechtruppen haben 
nicht wenig zum Gelingen des Ganzen beigetragen. 
Auf Truppen und Führer solchen Schlages kann das 
deutsche Volk stolz sein. 
Natürliche und künstliche Hindernisse im 
Feldkrieg. 
(Hierzu die Bilder Seite 51 und 65.) 
Hindernisse für das Vordringen der Truppen benutzt 
man, wie in früheren Jahren, so auch heute noch im 
Festungskriege sowohl wie im Feldkrieg, und ihre Über 
windung oder Unschädlichmachung fordert nur allzuoft große 
Opfer. Die Hindernisse im Feldkrieg verfolgen den Zweck, 
den Gegner im wirksamsten Feuerbereich möglichst unver 
mutet aufzuhalten, ihm die Annäherung zu erschweren 
und so sich selbst vor Überraschungen zu schützen. Die 
eigene Bewegung dürfen sie keinesfalls hindern. Geschieht 
das letztere, so haben sie einen sehr bedingten Wert; 
deutlich tritt dies bei den Überschwemmungen in West 
flandern (siehe das Bild Seite 54) zutage. 
Zu den natürlichen Hindernissen gehören Einfriedigungen / 
aller Art, Abhänge, steile Böschungen, Einschnitte, Gestrüpp 
und dann Wasserhindernisse aller Art, wozu besonders auch 
Sumpfland, nasse Wiesen und dergleichen zu zählen sind, 
die nur auf besonderen Übergängen überschritten werden 
können. Den hemmenden Einfluß solcher natürlicher 
Hindernisse sucht man noch künstlich zu steigern; vor Ein 
friedigungen zum Beispiel zieht man tiefe Gräben, die 
Hofphotograph Bieber, Berlin. 
General der Infanterie v. Lochow. 
Die ruhmreichen Führer in der Schlacht bei Soissons. 
das übersteigen erschweren, und das Eitterwerk durchzieht 
man mit Stacheldraht. Hinter der Einfriedigung ver 
ankert man Eggen, deren Zinken nach oben gerichtet sind, 
mit dem Boden. Einschnitte macht man durch Wolfsgruben, 
Minen, Eggen, Drahtnetze und dergleichen unpassierbar, 
Gestrüpp durch unregelmäßig gezogenen Stacheldraht. 
Unter den rein künstlichen Hindernissen versteht man 
zunächst sogenannte Verhaue und Drahtnetze^ Man stellt 
sie als Baum- und als Astverhaue her; der Sicht können 
sie nicht, oder doch nur schwer entzogen werden. Die 
Baumverhaue verwendet man hauptsächlich zum Schließen 
von Waldrändern, dann aber auch, wenn auch seltener, 
zum Sperren von Brücken, Engwegen usw. Die Bäume 
werden hierbei kreuzweise übereinander gelegt, mit den 
Kronen gegen den Feind; untereinander werden Aste und 
Stämme in wirrem Durcheinander mittels Stacheldraht 
verschlungen, auch wohl mit Spitzklammern aneinander be 
festigt. Die Astverhaue erfordern zu ihrer Herstellung viel 
Zeit und sind daher im Feldkrieg nicht besonders häufig; 
gerne verwendet man sie zur Absperrung solcher Teile 
des Vorfeldes, die dem Feinde Deckung bieten könnten. 
Hergestellt werden sie aus starken Ästen, die vom feineren 
Reisig befreit 
und vorn zuge 
spitzt ' werden. 
Zwischen den 
einzelnen Ästen 
werden Latten 
durchgesteckt 
und diese mit 
tels Haken- oder 
Kreuzpfählen 
im Boden be 
festigt.Auch hier 
erhöht man die 
Wirkung durch 
ein wirr ver 
flochtenes 
Drahtnetz; oft 
verbindet man 
mit den Ver 
hau en auch noch 
Berührungs 
minen, wodurch 
ihre Zerstörung 
sehr erschwert 
wird. 
Phot. H. Noack, Berlin. Die Draht- 
Generalleutnant Wichura. Hindernisse (Abb, 
Seite 55 un 
ten) haben sich schon 1870/71 vorzüglich bewährt, und irn 
russisch-japanischen Kriege boten selbst schwach angelegte 
Drahtnetze vor Port Arthur und auf den mandschurischen 
Schlachtfeldern den Japanern die größten Hindernisse. 
Am besten werden die Drahtnetze in der Weise hergestellt, 
daß schachbrettartig mannshohe Pfähle in einer Entfer 
nung von etwa zwei Meter voneinander an möglichst 
harten Stellen in den Boden eingetrieben werden, so 
daß sie noch etwa einen Meter aus ihm herausschauen. 
Diese Pfähle geben dann die Netzpunkte ab für ein ge 
wirrartig sich kreuzendes Geflecht aus Stacheldraht und 
sonstigem Draht. Die Zerstörung eines Drahthindernisses 
durch Pioniere sucht man durch Landminen zu erschweren; 
oft legt man auch noch Wolfsgruben in dem Bereich des 
Drahtnetzes an, aus denen es dann so gut wie kein Ent 
rinnen mehr gibt. 
Die eben erwähnten Landminen verwendet man sowohl 
als selbständiges Hindernis, wie auch zur Verstärkung anderer 
Hindernisse. Ihr Hauptwert liegt in der moralischen Wir 
kung und in dem Schutz, den sie durch ihren Alarm gegen 
feindliche Erkundungen und Überfälle bieten. Sie werden 
von den Pionieren gelegt und kommen als Erdminen 
(Flatterminen), zuweilen auch, besonders bei den Russen, 
als Steinminen zur Verwendung. Die Zündung der 
Sprengstoffe in Form von Minen erfolgt entweder selbst 
tätig oder aber elektrisch. Die selbsttätige Zündung kann 
zum Beispiel durch Schlagstifte in Verbindung mit Spreng 
kapseln bewirkt werden; in Tätigkeit tritt dann eine solche 
Vorrichtung bei dem Niedertreten einer leicht unterstützten 
Auftrittsfläche. Die elektrische Zündung gestattet durch
	        
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