Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16.
Kilophot G. m. b. H., Wien.
Zurückkehrende Flüchtlinge auf der Straße nach Neu-Sandec.
der Kreuzer „Warrior" in der Adria auf eine Mine gestoßen
und gesunken, und schließlich, daß der Kreuzer „Gloucester"
verloren gegangen sei, weil er von dein englischen Kreuzer
„Blackprince" für die „Breslau" gehalten und so durch ein
Schiff der eigenen Flotte zum Sinken gebracht wurde.
Alle diese Meldungen sind bisher amtlich weder bestätigt
noch widerrufen worden.
(Fortsetzung folgt.)
Illustrierte Kriegsberichte.
Die österreichisch-ungarischen Mörser-
batterien.
sHierzu die Bilder Seite 42 und 48)
Deutschland und Österreich-Ungarn haben ganz unab
hängig voneinander Geschütze gebaut, denen selbst die
modernsten Festungsbauten nicht mehr standhalten können.
Deutschland baute den 42-oin-Mörser, ein für die Beförde
rung auf Eisenbahnen eingerichtetes Geschütz. Auf den Krieg
schauplätzen, mit denen voraussichtlich Osterreich-Uncarn zu
rechnen hatte, ist aber das Eisenbahnnetz sehr schütter, und
die für einen Angriff in Betracht kommenden Festungen
liegen meist weit im Feindesland, so daß man Angriffs-
geschütze bauen mutzte, die auf jeder Stratze fortbewegt
werden können. Man entschloß sich deshalb zum Motorzug.
Naturgemäß war das Höchstgewicht der einzelnen für
den Mörserzug bestimmten Fahrzeuglast von vornherein
beschränkt. Auf Grund der Untersuchungen ergab sich, datz
ein Rohr von 30,5 Zentimeter den größten Durchmesser
darstellt, der für die gegebenen Bedingungen in Betracht
kommen konnte, und so entstand der 30,5-om-Mörser der
österreichisch-ungarischen Heeresverwaltung, der von den
Skodawerken in Pilsen gebaut wird; wir haben über ihn
schon Bd. I Seite 201 berichtet. Um ein der Wirkung weiterer
Rohre gleichwertiges Geschütz zu erhalten, mutzte die ge
ringere Rohrweite durch Steigerung des Eeschotzgewichtes,
der Anfangsgeschwindigkeit und dannt der Wurfhöhe wett-
genracht werden. So wurde die zum Durchschießen der
stärksten Betonwände erforderliche Durchschlagskraft erzielt.
Der 30,5-om-Mörser verfeuert Bomben im Gewicht
von 385 Kilogramm und wird durch einen Motorwagen
von 100 Pferdestärken aus drei Anhängewagen bewegt.
Diese Anhängewagen sind entsprechend der zu bewegen
den Last gebaut und für die Beförderung des Rohres
sowie der Lafette beziehungsweise der Bettung eingerichtet.
Der sinnreiche Bau des Mörsers ermöglicht eine rasche
Aufstellung des Geschützes; es kann in 40—50 Minuten
nach seiner Ankunft schußbereit sein. Daher ist auch eine
schnelle Entfernung möglich, so daß das Geschütz einen Stel
lungswechsel mit Leichtigkeit durchführen kann. Im Notfall
kann selbst ohne Bettung, also auch auf dem Straßenkörper,
geschossen werden. Der 30,5-om-Mörser findet wegen seiner
geringen Größe überall leicht Deckung und stellt daher ein
für den Feind sehr schwer auffindbares und zu bekämpfen
des Ziel dar.
Ein Bild von der Leistungsfähigkeit der Motorbatterien
kann man sich aus folgendem Berichte machen: Unmittelbar
nach der Ausladung setzten sich am 20. August 1914 zwei
österreichisch-ungarische 30,5-om-Motorbatterien in Marsch,
bewältigten am ersten Tage 30 Kilometer, am zweiten 20
und eröffneten am dritten Tage das Feuer gegen die
Nordforts von Namur. Nach dreitägiger Tätigkeit fällt
Namur! Hierauf folgt eine weitere Fahrt von 60 Kilo
metern, die in drei Tagen beendet ist, und am 29. August
beginnt die Tätigkeit vor Maubeuge, die bis zu dessen Fall
am 8. September andauert. Hierbei wurden vor beiden
festen Plätzen verhältnismäßig sehr wenige Schüsse verfeuert.
Die Kirche von Liedersingen und das
Bahnwärterhaus bei Conthil.
(Hierzu die Bilder der nebenstehenden Leae.)
Zwei heiß umstrittene Punkte aus der Schlacht in
Lothringen vom August 1914. Die Kirche von Lieder
singen war von den Franzosen als Beobachtungsposten
eingerichtet; im oberen Stockwerk des Turmes war ein
Maschinengewehr untergebracht. Unsere Abbildung gibt
einen starken Eindruck von der gewaltigen Wirkung unserer
Granaten, die den Offiziersposten vom Turm herunter
holten und das Maschinengewehr zum Schweigen brachten.
Eine ganze Reihe Lothringer Kirchen haben das gleiche
Schicksal erlebt wie die von. Liedersingen. Sie mußten,
ob sich schon die deutschen Batteriechefs aus Pietät an
fänglich dagegen sträubten, unter Feuer genommen werden,
da die feindlichen Truppen sie mit Vorliebe zu strategischen
Zwecken ausnutzten. Selbstverständlich ging gleich nach
der Beschießung das Geschrei über „die deutsche Barbarei"
in den französischen Blättern los. Man kennt ja Tert
und Melodie aus den Klageliedern, die um die Kathedrale
von Reims in die Welt gingen. Im neutralen Ausland
sollte gegen Deutschland und die deutsche Kriegführung
dadurch Stimmung gemacht werden. Die Tatsachen