Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/13. 
(Fortsetzung.» 
Ebenso wie beim Kolonialkrieg hat es England kraft 
seines Kabelmonopols verstanden, auch bei den Mitteilungen 
über den Heiligen Krieg das Durchsickern der Wahrheit 
möglichst aufzuhalten. 
So vollständig ihm aber die Verschleierung der Tat 
sachen hinsichtlich der zur Abschüttlung des englischen Joches 
in Indien, Afrika und an anderen Stellen unternommenen 
Aufstände gelingt, so wenig nützen ihm alle Versuche zur 
Milderung der immer drohender herannahenden, fürchter 
lichen und in ihren Folgen noch nicht übersehbaren Nieder 
lage vor den Dardanellen, dem Hauptkampfplatz im ferneren 
Osten, der von Englands kostbarstem Material an Menschen 
und Munition vielleicht ebensoviel verschlang, wie der felsen 
feste Widerstand unserer Truppen in Flandern, der ihm 
aber von seiner sorgsam gehüteten Flotte, seiner empfind 
lichsten Wehr, mehr an Schiffen und Seeleuten raubte, als 
die verlustreichste aller 
Dardanellen östlich von Karanlik Liman auch das englische 
Unterseeboot „bl 15" zum Sinken gebracht. Es sah sich von 
türkischen Scheinwerfern entdeckt, tauchte unter, wurde 
von der starken Strömung ans Ufer getrieben und strandete. 
Am anderen Morgen bemerkten die Türken das Boot, 
es wurde beschossen, kampfunfähig gemacht und der Rest 
der Mannschaft — 21 Mann und 3 Offiziere — gefangen 
genommen; einer der Gefangenen war der frühere englische 
Vizekonsul in den Dardanellen. 
Die Verteidiger der Dardanellen hielten nicht nur treue 
Wacht, entschlossen versuchten sie sich auch im Angriff. 
Am 19. April bewarf ein türkischer Flieger Tenedos erfolg 
reich mit Bomben und kehrte trotz des starken feindlichen 
Feuers unversehrt heim. Unterdes hatte das türkische 
Torpedoboot „Timur Hissar" im Agäischen Meer im Rücken 
der Belagerer das englische Transportschiff „Manitou" 
siegreichen oder verlore 
nen Seeschlachten in sei 
ner langen Geschichte. 
Nachdem der erste 
große Ansturm auf die 
Meerenge von den be 
sonnen und sicher ge 
führten Verteidigern ver 
nichtend abgeschlagen 
war, hatten die Verbün 
deten eine lange Ruhe 
pause zur Erholung ihrer 
Mannschaften, zur Aus 
besserung der vielen Schä 
den rmd zur Ersetzung 
der erlittenen Opfer nötig. 
Erst am 15. April 
bahnten sie mit gewaltig 
vermehrten Kräften einen 
neuen Angriff an. Der 
Panzer „London" ver 
suchte au diesem Tage 
unter Begleitung des 
französischen Torpedo 
bootzerstörers „Renard" 
eine Erkundungsfahrt vor 
den Dardanellen. Beide 
Schiffe gerieten in das 
wohlgezielte Feuer schwe 
rer türkischer Mörser und 
konnten ihren Auftrag, 
die Auskundschaftung der 
türkischen Batterien, nicht 
durchführen. 
Ein Panzerkreuzer, 
der am nächsten Tage 
die Befestigungen an der 
Einfahrt in größeren Zeit- 
abständen erfolglos be 
feuerte, erhielt als Gegen 
gruß vier Volltreffer aus 
türkischen Geschützen, die 
einen Brand erzeugten 
und ihn zu eiliger Abfahrt 
nach Tenedos zwangen. 
Torpedoboote, die sich 
unter dem Schutze der Dunkelheit dem Eingang der Meer 
enge näherten, verschwanden ebenfalls vor der türkischen 
Beschießung. Der 16. April kostete den Angreifern auch 
zwei Wasserflugzeuge: eines fiel angeschossen vor Sazli 
Liman ins Meer, ein anderes, das ihm zu Hilfe eilte, wurde 
versenkt; der Panzer „Lord Nelson", der mit einem Wasser 
flugzeug-Mutterschiff die Rettungshandlung übernahm, 
wurde von Granaten getroffen und zog sich schleunigst 
zurück, auch das Mutterschiff, dem es gelang, das be 
schädigte Wasserflugzeug abzuschleppen, brachte sich mit Eile 
in Sicherheit. 
An diesem an Schlappen reichen Tage wurde in den 
A-merikan. Copyright 1915 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
II. Band. 
Die heilige Fahne des Propheten wird unter Begleitung des Großscherifs und des arabischen Scheichs aus 
Mekka abgeholt. 2luf der Fahne der Kampfvers: »Das Paradies ist im Schatten des Schwertes^. 
Nach einer Originalzeichnung von Bruno Richter. 
angegriffen, mit dem Erfolg, daß nach dem englischen Bericht 
mindestens 100 englische Soldaten ertranken. Dem tapferen 
Türken gelang es, vor der Meute feindlicher Kreuzer und 
Zerstörer nach Chios zu entkommen. Die Besatzung sprengte 
ihr Schiff, um es nicht in Feindeshand fallen zu lassen, und 
ließ sich von der griechischen Behörde festnehmen. 
Der Mißerfolg, der den Verbündeten im Seegefecht 
so peinlich an den Fersen klebte, steigerte sich im Kaper 
krieg gelegentlich zur Lächerlichkeit. Ein englischer Kreuzer 
fuhr in die Bucht von Geukalad ein, durchsuchte vier Barken 
und beschlagnahmte dann auch tatsächlich — zwei Säcke 
mit Zwiebeln. 
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