Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

454 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Verteidigungsstellung. 
yr 
ro 
(O 
i 
co 
p 
U) 
CD 
3 
LQ 
(/> 
VQ 
(0 
5 
N 
C^> 
■ ; Horchstollen 
J HunltrirdischJ 
ii' 
/. Minenstolkn des Angreifers 
1 ! 'fr,wird durch tiefer liegenden 
'' ■'Vdorchsfolle.n desVerhei- 
dicf-ers zerquetscht 
!! 
Minenstollen 
(unter! rdjschj 
11 
II 
Drahf-h,* J X * x *1* * X ** ** 
Uranrhindernisse j 
|»;v%Sprengtrichter des > 
üng ri ff5m i neurs gegen \ 
die6appe. > 
Mihenstollen 
(unterirdisch) 
• r 11 
Ji ngrei f jsr. 
2.Feuerst!elluncf 
Wende- < 
P Deckwehr- 
Sappen-S 
p Sappen - 
angriff. < 
n Angriff. 
1. Feuerstellun§>'^s^ 
Ja'. 
/ o- 
/ sz 
M 
/ § 
£>/ 
sckungsgrä ben 
Sappen- und Minenanlagen. 
Und dennoch waren am 10. Februar starke deutsche 
Truppen in ihre nächste Nähe gekommen und hatten sie 
völlig überrumpelt. Am 11. Februar, zehn Uhr abends, 
gab der Stab des russischen Generalissimus eine Bekannt 
machung heraus, die mit den Worten beginnt: „In Ost 
preußen ist eine sehr große deutsche Zusammenziehung von 
Streitkräften endgültig festgestellt." Diese Tatsache, die vor 
sorglich die Leser beruhigen sollte: wir Russen sind genau 
über die deutschen Absichten und Neugruppierungen unter 
richtet — wurde von der völlig überraschten gegnerischen 
Heeresleitung „nur" drei Tage zu spät gemerkt; am 9. Fe 
bruar hatte unser Vorgehen bereits begonnen, und am Tage 
der Veröffentlichung hatten wir bereits 26000 Gefangene 
gemacht, ferner 20 Geschütze und 30 Maschinengewehre ge 
nommen. 
Welche Mühsale und Entbehrungen die deutschen Trup 
pen freudig auf sich zu nehmen imstande sind, hatten unsere 
Gegner weit unterschätzt. Anderseits ist das für uns in der 
Heimat ein Maßstab dafür, was von unseren wackeren Feld 
grauen dort Außerordentliches geleistet wurde. Scheinbar 
unergründliche Schneemassen wurden allmählich für die 
nachfolgenden Regimenter gang 
bar, nachdem einige tausend sich 
als Vorhut mühsam bis an die 
Knie im weichen Schnee weiter 
gearbeitet hatten. Vereisten diese 
Pfade dann mit der Zeit durch 
die langen Marschkolonnen, so 
mußten die rutschigen Flächen 
wieder durch Aufhacken etwas 
rauher gemacht werden. Bei 
Abhängen wurden Hemmklötze 
bereit gelegt oder Rasten ange 
bracht, um hauptsächlich auch 
den Pferden vor den Geschützen 
und Munitionswagen zu helfen. 
Ganze Bataillone Infanterie 
wurden nicht nur als Artillerie 
deckung, sondern auch zum Wege 
bahnen und Schneeschaufeln be 
stimmt (siehe Bit) Seite 452 u. 
453). Teilweise mußten sie auch 
mit Hand anlegen, um die Ge 
schütze mit Hilfe langer Taue an 
steilen Böschungen hinaufzu 
ziehen, um sie sodann hinter der 
höchsten Bergkuppe in beherr 
schender Stellung eingraben zu können. 
Was sonst noch für Hindernisse über 
wunden werden mußten, sei durch 
einige Begebenheiten nur kurz ange 
deutet: Zäune, die, vom Schnee zuge 
deckt, erst sichtbar wurden, nachdem 
ein Pferd darüber gestolpert war; tiefe 
Gräben, die sich dank einer glatten 
Schneeoberfläche nicht eher verraten 
hatten, als bis ein Geschütz darin lag; 
Sumpfboden, der an den seichteren 
Stellen zugefroren war und seine Tücke 
erst in der Mitte der Sumpflandschaft 
zeigte; Eisdecken, die zu dünn waren, 
um Infanteriekolonnen, Kavallerie 
oder Fuhrwerken ohne weiteres als 
Übergang zu dienen, deshalb äußerst 
mühsam mit Leitern und Laufbohlen 
belegt werden mußten; Seen und 
Flüsse, die nicht ganz zugefroren waren, 
andern Hochwasser und Eisschollen 
mhrten. Derartige Beispiele ließen 
ich aus den neuntägigen Kämpfen noch 
viele anführen. Doch, wenn auch 
manche Kanone vorläufig nicht mitkom 
men konnte, manche Wagenkolonne sich 
festgefahren hatte, die Mannschaften 
unter der Kälte und dem Schneege 
stöber litten und an manchen Stellen 
sogar ihre eisernen Portionen bis auf 
das letzte Drittel angreifen mußten — 
sie haben trotzdem durchgehalten und 
Tagesmärsche von 40 Kilometern ge 
leistet, bis sie den Gegner richtig packen konnten. 
Damit begannen jedoch die Marschanstrengungen von 
nxuem. Nun hieß es, den geschlagenen Gegner nicht zu 
Atem kommen lassen, ihm keinen Vorsprung geben und damit 
die Möglichkeit, sich vorläufig vom Verfolger zu lösen, um 
sich später wieder festzusetzen. Nachhutstellungen und Aus 
nahmestellungen wurden fast überall im Sturm überrannt, 
niedergemacht oder gefangen genommen. Man kann sich 
eines Lächelns nicht erwehren, wenn der nächste russische Be 
richt angesichts obiger Tatsachen sich nicht scheute, folgende 
Zeilen zu veröffentlichen: „Indem unsere Truppen dem 
Feind erfolgreich Widerstand leisten, ziehen sie sich von der 
Linie bei den Masurischen Seen zurück." „Rückzug" und zu 
gleich „erfolgreicher Widerstand" — echt russisch! 
Bewegungs-, Sappen- und Minen kämpf. 
Von Paul Otto Ebe. 
(Hierzu die Abbildungen Seite 451 und 465.) 
Der Bewegungskampf war im Frieden der verwöhnte 
Liebling der deutschen Kriegskunst. Die Mühe, die man 
fast ausschließlich auf seine Er 
lernung verwandte, hat auch 
ihre Früchte gezeitigt. Me eine 
unwiderstehliche Sturmflut bran 
deten die deutschen Heere zu 
Beginn des jetzigen Krieges 
schon jenseits unserer Grenze mit 
den gegnerischen zusammen, 
Zwangen sie zum Zurückfluten 
und blieben ihnen siegreich auf 
den Fersen. Was war der erste 
Angriff gegen den sich zaghaft 
in der Verteidigung haltenden 
Feind für eine wilde Lust! Man 
rannte dem Geschoßhagel mit 
Hurra entgegen, warf sich auf 
Kommando blitzschnell in Mul 
den und Bodenunebenheiten, 
um zu verschnaufen und gleich 
zeitig mit unserem guten Ge 
wehr die Feuerüberlegenheit zu 
erringen. Doch nicht lange! Mit 
stetem „Sprung — auf, marsch- 
marsch!" ging es dem Feind 
entgegen, der jedoch meist nicht 
so lange standhielt, sondern in 
Leckwehr- und Wendesappenanlagen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.