Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

420 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
transporte stecken, und die russischen Truppen, deren Aus 
rüstung ohnedies manches zu wünschen übrig ließ, hatten 
bitter unter den Unbilden des rauhen Karpathenwinters zu 
leiden. Auch die Disziplin der Russen lockerte sich von Tag 
zu Tag, zumal die russische Heeresleitung diesmal minder 
wertiges Menschenmaterial nach Ungarn geworfen hatte, 
da die besten Kräfte in Polen und vor Przemysl festgehalten 
wurden. Unter diesen Umständen konnten die k. u. k. 
Truppen, die aus den Winterfeldzug in den ihnen völlig 
vertrauten Gebirgstälern besser vorbereitet waren als 
ihre Gegner, einen energischen Vorstotz auf die Höhen 
von Bartfa unternehmen, der von glänzendem Erfolg 
gekrönt war und mit einer vernichtenden Niederlage der 
Russen endete, die sich in wilder Flucht über den Duklapatz 
nach Galizien zurückzogen. Nun mutzte noch der Hauptstütz 
punkt des Feindes genommen werden, der sich oberhalb der 
Stadt Homonna im Tale des Laborczaflusses befand. Die 
Eroberung dieser Stellung war für die Österreicher besonders 
wichtig, weil die Eisenbahn, die dem Lauf des Labore, eines 
Nebenflusses der Theitz, folgend östlich vom Duklapatz über 
Sandec und weiterhin nach Lemberg führt, von größter 
Bedeutung für den Einmarsch in Galizien ist. Uber die ver 
schneiten Eebirgsstege und durch die dunklen Wälder hatten 
die österreichisch-ungarischen Truppen lautlos Maschinenge 
wehre und schwere Artillerie durch das Laborczatal in nördlicher 
Richtung auf Homonna heraufgeschafft und in sichere Deckung 
gebracht. In der Nacht vom 27. auf 28. November warfen 
die k. u. k. Truppen, voran Kärntner und Böhmen, in un 
erwartetem Bajonettangriff den Feind, der etwa anderthalb 
Armeekorps stark sein mochte, aus seinen vorgeschobenen 
Schützengräben, und am anderen Morgen, als die Sonne 
am klaren Winterhimmel erschien und ihre Strahlen sich 
schillernd auf der weitzen Schneedecke brachen, so datz die 
Russen die von Westen anrückenden österreichisch-ungarischen 
Truppen nicht erkennen konnten, eröffneten die in den 
Tannenwäldern' längs des Flusses versteckten Kanonen und 
Maschinengewehre ein wohlgezieltes, verheerendes Feuer auf 
die Russen, deren Angriff unter schwersten Verlusten zu 
sammenbrach. Sie verloren allein 1500 Gefangene, mehrere 
tausend Tote und Verwundere, und ein großer Teil der 
russischen Geschütze und Munitionstransporte fiel in die 
Hände der Sieger. Am anderen Tage, nach kurzem Artillerie 
gefecht, das wiederum ungünstig für die Russen verlief, 
zogen die k. u. k. Truppen unter klingendem Spiel in das be 
freite Homonna ein. Die Stadt hatte unter der Beschießung 
fast gar nicht gelitten, allein die Russen hatten auch hier, 
wie früher in Ostpreußen, grausige Spuren ihrer kurzen 
Herrschaft hinterlassen. „Etwa fünfundzwanzig Häuser sind 
niedergebrannt", so bemerkt der Berichterstatter des „Berliner 
Tageblatts", der den Kämpfen um Homonna und den 
Barkopatz beiwohnte, „alle noch übriggebliebenen sind in 
unbeschreiblicher Weise ausgeplündert und ausgeraubt 
worden." Die Russen, die während der Nacht von den 
Österreichern in Homonna überrascht wurden, leisteten 
kaum mehr Widerstand, sondern suchten ihr Heil in wilder 
Flucht. Aber ungarische Honvedtruppen folgten ihnen auf 
dem Fuße und trieben sie unter vernichtendem Feuer über 
den Barkopatz nach Galizien zurück. 
Das Trinkwaffer im Kriege. 
(Hierzu das untenstehende Bild.j 
Unsere Truppen haben die Anstrengungen des Winter 
feldzuges vortrefflich überstanden. Unter den gesundheit 
fördernden Maßnahmen, die zu diesem günstigen Ergehnis 
beigetragen haben, nennt das Große Hauptquartier schon an 
zweiter Stelle die Verwendung fahrbarer Trinkwasser 
bereiter, wie deren unsere Abbildung einen zeigt. 
„Das Köstlichste ist das Wasser," ruft der alte Dichter 
aus — „aber es mutz rein 
sein," setzt der heutige 
Bakteriologe hinzu, „soll 
es nicht zum Gift wer 
den." Und das wird es 
nicht nur durch Ver 
schmutzung, sondern vor 
allem durch die Anwesen 
heit schädlicher Bazillen, 
der Erreger des Typhus 
und der Cholera, Krank 
heiten, von denen man 
bestimmt weiß, datz sie 
hauptsächlich durch das 
Trinkwasser verbreitet 
werden. Von der Ruhr 
und anderen ansteckenden 
Krankheiten ist das noch 
ungewiß. Jedenfalls ist 
eine gründliche Reinigung 
des Trinkwassers der ein 
zige Weg, sich gegen alle 
in ihm etwa enthaltenen 
Ansteckungskeime zu schüt 
zen. Das Vorhandensein 
oder die Abwesenheit sol 
cher könnte ja auch durch 
eine bakteriologische Un 
tersuchung des Wassers 
festgestellt werden; aber 
darauf kann der Soldat 
im Felde nicht warten. 
Auch das Abkochen, das 
Keimfreiheit gewährleistet, läßt sich an der Front nicht immer 
ausführen, gibt auch dem Wasser einen faden Geschmack. Da 
Chemikalien, wie Chlorkalk, mittels deren es sich durch Abtöten 
der Keime unschädlich machen läßt, seinen Geschmack gleich 
falls unangenehm beeinflussen, so bleibt als einziger Weg zur 
Beschaffung reinen, wohlschmeckenden Trinkwassers das Fil 
trieren übrig. Es trennt in rein mechanischer Weise durch ein 
Filter das Wasser von den in ihm enthaltenen Beimengungen. 
Das nicht nur in der deutschen, sondern auch in mehreren 
ausländischen Armeen am meisten verwandte Filter ist 
das Berkefeldfilter. Es wird sowohl einzeln auf dem 
Tornister mitgeführt, als auch zu mehreren auf einem 
Wagen vereinigt. Letzterer kann dann im Felde unmittel 
bar an einen Fluß oder Teich herangefahren werden, und 
die Wasserlieferung kann mit Hilfe der angebrachten Pumpe, 
deren Schlauch wir auf unserem Bilde bis ins Wasser ge 
führt sehen, sofort erfolgen. Für diese schon in verschiedenen 
Feldzügen erprobten Filter verwendet man Infusorienerde. 
Aus dieser werden die zylindrischen Filterkörper verfertigt, 
denen durch geeignete Zusähe nach geschütztem Ver 
fahren und durch die Art des Brennens große Haltbarkeit 
gegeben wird. Die gebrauchten Filter können gereinigt 
werden, indem man sie abwäscht, wobei gleichzeitig die 
oberste ganz dünne Schicht der Filtermasse entfernt wird; 
das Filter ist dann von neuem brauchbar. 
Fahrbarer Trinkwasserbereiter im Felde. Photothek, Bülln. 
Aus einem Teich wird mittels Schlauches Wasser für den Destillierapparat entnommen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.