Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
weise in die Front geworfen, wie es die Not des Augenblicks 
gerade gebot. 
Die Auflösung hatte bereits einen derartigen Grad 
erreicht, daß, wenn der Feind auch an einer Stelle der 
Kampffront zähen Widerstand leistete, er doch um die 
Wirkung gebracht wurde, weil die Truppen rechts und links 
um so unzuverlässiger waren und vor 
zeitig das Weite suchten. So erwies 
sich auch die Festhaltung der dritten 
seitlichen Hauptstellung als unmöglich. 
Die preußische Garde erreichte am 
Abend des 4. Mai die Gegend von 
Sczerzyny. Das ungarische Honved- 
regiment Nr. 10 setzte sich nach sieben 
maligem Sturm in den Besitz einer 
Höhe nördlich Biecze, worauf sich auch 
die Besatzung der benachbarten Höhe 
ergab. Weiter südlich schickten sich 
deutsche Truppen gerade zum Vor 
gehen auf die Ostra-Gora an, als der 
durch schweres Artilleriefeuer erschüt 
terte Feind weiße Fahnen schwenkte 
und sich in Scharen ergab, bevor noch 
ein deutscher Infanterist zuin Angriff 
gelangt war. Am Abend des 4. Mai 
war der rechte Flügel der Armee 
Mackensen bis auf wenige Kilometer 
an die Wisloka herangekommen. Da 
mit war der Durchbruch beendet. Trotz 
des Einsetzens namhafter Verstärkungen 
und trotz aller vorbereiteten zweiten, 
dritten und vierten Linien war der 
Feind geschlagen und in vollem Rück 
züge über die Wisloka. Wie der Amt 
liche russische Bericht selbst zugab, war 
die Truppe vor allem durch die außer 
ordentliche Wirkung der schweren Ar 
tillerie der Verbündeten stark erschüttert 
worden. Am Morgen des 5. Mai mel 
deten Flieger, die, vom Wetter wesent 
lich begünstigt, durch Unermüdlichkeit und zuverlässige 
Meldungen die Führung außerordentlich unterstützten, den 
Rückzug des Feindes auf allen von Jaslo nach Osten und 
Norden führenden Straßen. Sie waren sämtlich von den 
in großer Unordnung abziehenden Kolonnen bedeckt. Die 
Straßenbrücken bei Jaslo brannten, und die Eisenbahn 
brücken über die Ropa und Wisloka waren gesprengt. 
Nun war kein Zweifel mehr, daß der Feind die Kraft 
verloren hatte, die Wislokalinie festzuhalten. Der Verzicht 
auf diese Linie mußte auch für die russische Nachbararmee 
große Bedeutung gewinnen, da auch deren Stellungen im 
nördlichsten Zipfel Ungarns nunmehr unhaltbar wurden. 
Die mittelbaren Wirkungen des Durchbruchs kamen jetzt 
zur Geltung, und der Sieger durfte so 
gar mit der Aufrollung der russischen 
Karpathenfront bis zum Lupkowsattel 
rechnen. Zögerte der Feind mit dem 
Abzüge, dann wurden ihm die rück 
wärtigen Verbindungen verlegt und 
seine im Gebirge stehenden Truppen 
abgeschnitten. Tatsächlich brachte der 
Telegraph von der benachbarten 3. Ar 
mee unter General Boroevic von Boina 
schon in der Frühe des 5. Mai die 
Kunde, daß der ihr gegenüberstehende 
Feind in der Nacht den Abmarsch nach 
Norden angetreten habe und sich nahe 
zu vor der ganzen Front in eiligem, 
teilweise fluchtartigem Rückzug befinde. 
Die 3. Armee folgte dem Feind auf dem 
Fuße. Um diesem aber womöglich auch 
die Rllckzugstraße zu verlegen, ließ der 
den rechten Flügel der Armee Macken 
sen befehligende General v. Emmich 
seine Truppen, die bei Zmigrod dank 
dem eiligen Abzug der Russen die 
Wislokabrücke noch unversehrt gefun 
den hatten, in einem Gewaltmarsch 
bis zur Jasiolka nördlich Dukla vor 
rücken, so daß seine Kanonen am Abend 
dieses Tages die Stadt Dukla und die 
von dem vielgenannten gleichnamigen 
Passe heranführende Eebirgstraße un 
ter Feuer nehmen konnten. Während 
die Hannoveraner und Bayern Wacht 
an den Karpathen hielten, damit 
der Feind nicht von da nach Norden 
entschlüpfe, stand im Rücken der deutschen Truppen noch 
der schanzende Feind. Im übrigen rückten die Mitte und 
der linke Flügel der Armee Mackensen an diesem Tage im 
Kampf gegen die feindlichen Nachhuten an die Wisloka 
heran. Am 6. Mai vollzog die Masse der Armee den Über 
gang über den Fluß. Der Feind versuchte, den preußischen 
Earderegimentern die östlichen Uferhöhen streitig zu machen; 
Hofphot. I. Heimhnber, Sonthofen. 
Die Kirche in Thelus.
	        
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