Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Kommandanten des englischen Unterseeboots „AE 2", 
das in den Dardanellen vernichtet wurde, gerichteter, vom 
11. April datierter Brief, der in unsere Hände fiel, sagte 
über die Nordseeschlacht, die in der Woche vorher statt 
gefunden haben sollte, folgendes: 
„,Superb' gesunken, Marrior' sinkend, ohne daß die 
deutsche Marine Verluste hätte. Freitag, 9. April, lief 
schwer beschädigt eine Anzahl Kreuzer ein, ,Lion' fürchter 
lich zugerichtet. Der offizielle Bericht verschweigt alles, 
was sehr unrecht ist." 
Übereinstimmend hiermit besagten zuverlässige Nach 
richten von neutraler Seite, die bald nach der Schlacht be 
kannt wurden, daß eine Reihe mehr oder weniger mitge 
nommener großer und kleiner Schiffe in die englischen Häfen 
eingelaufen sei, um ihre auf damals noch unerklärliche Weise 
erlittenen Beschädigungen auszubessern. Insbesondere an 
der Mündung des Tyne war dies der Fall. Auch in den 
Firth of Forth wurde ein am Backbordbug beschädigter 
Kreuzer eingeschleppt. In die Themse fuhr ein Linienschiff 
mit schwerer Steuerbordschlagseite ein. In Dover lag ein 
Großkampfschiff mit starker Backbordschlagseite, bei dem 
die obere Hälfte des hinteren Schornsteins fehlte. 
Aus welchem Grunde die norwegische Zensur damals 
alle Erörterungen und Telegramme über die Schlacht, die 
ja in ihren Einzelheiten von mehreren Stellen wahr 
genommen worden war, unterdrücken mußte, wurde jetzt 
erklärlich. Erklärlich auch der Eifer, mit dem die britische 
Admiralität in Abrede stellte, daß eine Seeschlacht zwischen 
der deutschen und der englischen Flotte stattgefunden habe. 
Sie hatte recht mit dieser Bekanntmachung. Die deutsche 
Flotte hatte an dieser Schlacht keinen Anteil. Da neutrale 
Schiffe nicht in Frage kamen, konnte es sich nur um eine 
gegenseitige Bekämpfung britischer Geschwader handeln,' die 
sich im Dunkel der Nacht nicht erkannt hatten. Die Schiffe 
„Superb" und „Warrior" gehörten zum wertvolleren Teil 
der britischen Kriegsmarine, und ihr Untergang in jener 
seltsamen „Seeschlacht" bedeutet für die englische Seemacht 
einen empfindlichen Verlust. 
Auch unsere L u f t f l o t t e rührte sich wieder, um den eng 
lischen Inselbewohnern zu Gemüte zu führen, daß sie sich 
im Kriege befinden. Am 14. April, abends gegen acht Uhr, 
erschien eines unserer Marineluftschiffe über der Tyne- 
mündung, gegen die es Bomben schleuderte. Unter dem 
Schuhe der Dunkelheit warf es über Blyth, 20 Meilen von 
Newcastle (siehe die Karte Seite 116), einige Bomben ab. 
Sodann wurde das Luftschiff über Wallsend, Seaton, Burn 
und Cramlington gesehen. Bei der Rückkehr erschien es 
wieder über Wallsend, nahe bei Newcastle. Als es ge 
meldet wurde, löschte man alle Lichter und griff sogleich hier 
wie an den anderen Küstenplätzen zu Maßregeln, um es zu 
verjagen. Von dem Schaden, der hier angerichtet wurde 
(siehe auch unser Bild Seite 382, das die Wirkung einer 
solchen Fliegerbombe veranschaulicht), erfuhr man nichts Ge 
naues; Londoner Meldungen stellten ihn als unbedeutend 
hin. Wie sich später herausstellte, wurde aber bei diesem 
Angriff ein Englisches Schlachtschiff erheblich beschädigt. 
Die Reise, die unser Marineluftschiff über englisches Gebiet' 
zurücklegte, war zwar nicht sehr weit, bedrohte aber im 
äußersten Norden Englands und unfern Schottlands in der 
Grafschaft Northumberland ein durch seinen Kohlenbergbau, 
seine Eisenhämmer und Glashütten reiches Gebiet und zeigte 
vor allen Dingen auch, daß der für den englischen Handel 
so außerordentlich wichtige Tynefluß mit South Shields 
und Newcastle und den an diesen Plätzen befindlichen 
Eisenwerken, Fabriken und Schiffswerften vor deutschen 
Bomben nicht mehr sicher sei, sondern jederzeit von unseren 
Luftschiffen bedroht werden könne. 
Noch mitten in der Freude über den wohlgelungenen 
Angriff eines deutschen Marineluftschiffes auf die Tyne- 
mündung im Norden Englands, traf das deutsche Volk die 
erfreuliche Kunde, daß bereits 24 Stunden später die Be 
wohner Englands abermals vom Surren der Zeppelinpro 
peller aufgescheucht und in neue große Erregung versetzt 
worden seien. In der Nacht vom 15. zum 16. April 
statteten mehrere Marineluftschisfe, von Flugzeugen begleitet, 
dem südlichen Teile der Ostküste Englands einen unheimlichen 
Besuch ab. Nach dem amtlichen Bericht wurden ver 
schiedene verteidigte englische Plätze erfolgreich mit Bomben 
belegt. Nach Londoner Meldungen wurden in den Graf 
schaften Suffolk und Esser 24 Bomben geworfen, wodurch 
ein Holzmagazin im Werte von 200 000 Mark infolge 
Brandes vernichtet und sechs Häuser zerstört wurden, fünf 
weitere in Brand gerieten. Lowestoft, eine Stadt mit regem 
Schiffsbau, 16 Kilometer weiter südlich Southwold, Hey 
bridge, wo bedeutende Salzwerke liegen, das gewerb- 
fleißige Maldon am Zusammenfluß des Blackwater mit dem 
Chelmer — alles Orte, die wegen ihrer Lage an der Küste 
mit Verteidigungsmitteln ausgerüstet worden waren und 
deshalb angegriffen werden durften — wurden von den 
Zeppelinen mit Bomben beworfen; ferner erschien ein 
deutsches Flugzeug südlich der Themse über Sittingbourne, 
nur 12 Kilometer südlich von Sheerneß, und warf dann 
auch noch über Faverham, 15 Kilometer östlich von Sitting 
bourne, Bomben ab. 
Die Marineluftfahrzeuge konnten, durch das Frühlings 
wetter Ende April und Anfang Mai begünstigt, eine sehr viel 
lebhaftere und erfolgreichere Tätigkeit, über der Nordsee 
entfalten als vordem. Namentlich in der Bekämpfung der 
feindlichen Unterseeboote waren sie glücklich. Es liegt in der 
Art dieses Kampfes, daß nicht in allen Fällen Erfolge eines 
Bombenangriffs aus der Höhe mit Sicherheit gesehen werden 
können, weil Unterseeboote, wenn sie mit Bomben an 
gegriffen werden, meist tauchen, wobei zunächst nicht zu 
erkennen ist, ob dieses Tauchen durch einen Treffer ver 
anlaßt wurde oder nicht. Immerhin gibt es gewisse An 
zeichen für eine ernste Beschädigung, sei es, daß das ge 
troffene Boot nicht mehr auftauchen kann oder daß es gerade 
wegen der erhaltenen Beschädigung auftauchen muß und 
dann mit Sicherheit das Opfer neuer Bomben wird. 
Hiernach können wir annehmen, daß tatsächlich die Ver 
luste an englischen Unterseebooten in der Nordsee größer 
sind, als sie in den amtlichen Bekanntmachungen angegeben 
wurden, die ja stets nur das sagen, was mit unbedingter 
Gewißheit geschehen ist. Daß es dabei am 3. Mai zu einem 
ganz regelrechten Gefecht zwischen Unterseebooten und 
Luftschiffen kam, ist unzweifelhaft die neueste Kampf 
erscheinung. Englische Unterseeboote griffen vereint aus 
großer Entfernung ein Luftschiff mit Geschützen an, das 
nun seinerseits zum Bombenangriff schritt, dem stch die 
E-Boote allerdings dann sehr bald durch Tauchen zu ent 
ziehen versuchten; dabei wurde das eine mit Gewißheit ver 
nichtet (siehe unser Bild Seite 391). 
Auch die Flotte unserer Verbündeten vollbrachte im 
April eine Großtat. Das österreichisch-ungarische Unter 
seeboot „U 5", dessen Kommandant der Linienschiff 
leutnant Georg Ritter v. Trapp ist, torpedierte am 27. April 
im Jonischen Meer den französischen Panzerkreuzer „Loon 
Gambetta". Wir haben darüber schon Seite 378 ausführlich 
berichtet. Die kühne Tat des österreichisch-ungarischen 
Unterseeboots rief in Italien, vor allem in fachmännischen 
Kreisen, lebhaften Widerhall hervor. Die Presse äußerte 
sich dahin, daß dieser Erfolg der Tüchtigkeit zuzuschreiben 
sei, mit der der Führer des Unterseebootes die ihm vorteil 
haften Verhältnisse ausgenutzt habe. Infolge der günstigen 
strategischen Verhältnissein der österreichischen'Adria könne 
die verteidigende Flotte ruhig alle glücklichen Umstände ab 
warten und habe so eine lange Reihe von Erfolgen auf 
zuweisen- wie Abschlagung des Angriffs auf Eattaro, Ver 
senkung-des „Curie", eines anderen Dreadnought und nun 
mehr auch des „Leon Gambetta". (Fortsetzung folgt.> 
Illustrierte Kriegsberichte. 
Sturm auf die Lorettohöhe. 
(Hierzu die Bilder Seite 389 und die Kartenskizze Seite 388.) 
Am 3. März entrissen unsere Truppen auf der Loretto 
höhe dem Feinde 600 Meter Schützengraben, machten 
8 Offiziere und 558 Mann zu Gefangenen und erbeuteten 
7 Maschinengewehre und sonstiges Kriegsmaterial. Das teilt 
der amtliche Bericht des Großen Hauptquartiers mit. Knapp, 
aber inhaltschwer. Eine genaue Beschreibung des Sturmes 
verdient weiteren Kreisen zugänglich gemacht zu werden. 
Wir geben sie hier auf Grund des Berichts eines Mitkämp 
fers, den dieser an den „Schwäbischen Merkur" sandte:
	        
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