Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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die Engländer als Feinde. Erey sei es, der die Musel 
manen dazu getrieben habe, sich zusammenzuschließen. Die 
von der Politik Ereys gegen die islamitische Welt geführten 
Schläge würden diese wohl oder 
übel aus ihrem tiefen Schlafe er 
wecken. Beide großen islamitischen 
Gruppen, Schiiten und Sunniten, 
hätten die Nachteile der Schläge 
Englands so sehr empfunden, daß 
sie zu dem Entschlüsse gekommen 
seien, sich unter Hintansetzung ihrer 
religiösen Sektenunterschiede zu ver 
brüdern. Keine Macht der Welt 
könne die Türkei und Persien nun 
mehr voneinander trennen. Ägypter, 
Inder, Chinesen und Afrikaner wür 
den sich mit ihnen zu einer heiligen 
Liga vereinigen. Die in den eng 
lischen und französischen Kolonien 
lebenden Muselmanen könnten ihren 
Regierungen nicht mehr treu bleiben. 
Der Artikel schloß mit Ratschlägen 
an England, seine Politik zu ändern 
und Rußland preiszugeben, sonst 
werde es viel verlieren. 
Daß in diesen Ausführungen tat 
sächlich die Ansichten der islamitischen 
Welt zum Ausdruck gekommen sind, 
bewiesen die bald darauf beginnen 
den Konflikte zwischen Persien und 
Rußland. Anfang Oktober über 
reichte jenes der russischen Regierung 
eine Note. Der hervorragende per 
sische General Prinz Salar ed Dauleh 
(Bild nebenstehend) traf mit einer 
Menge Waffen und Munition in der 
Grenzstadt Hasryschirm ein, um Ruß 
land Verlegenheiten zu bereiten. 
Die persische Regierung setzte den belgischen Generalschatz 
meister Monard und alle anderen in persischen Diensten 
stehenden Belgier ab. Die persischen Stämme, die zwischen 
der türkischen Grenze und dem Urmiasee (siehe Karte Band I 
Seite 342) wohnen, griffen zu den Waffen, um die dort 
befindlichen russischen Truppen zu verjagen. Die Perser 
griffen die Russen bei Nacht an, töteten mehrere und be 
setzten die bisher von jenen inne 
gehabten Gebiete. Die Kurden (siehe 
untenstehendes Bild) kamen auf der 
Verfolgung der Russen bis zwei 
Stunden an die Stadt Urmia heran. 
Die Russen entsandten hierauf Ver 
stärkungen mit Artillerie, zogen sich 
aber zurück, ohne etwas zu unter 
nehmen, als sie sahen, daß die Kur 
den alle die Gegend beherrschenden 
Punkte besetzt hielten. Mitte Ok 
tober wurden neue Kämpfe zwischen 
Kurden und Russen in der Nähe 
von Targhevor gemeldet. Letztere 
wurden in die Flucht geschlagen. 
Diese Kämpfe waren dadurch ent 
standen, daß die Russen das Dorf 
Goni durch Artilleriefeuer zerstört 
und eine große Anzahl seiner Be 
wohner ermordet hatten. 
Auch in Ägypten (siehe Karte Bd. I 
Seite 399) entstanden Unruhen. In 
mehreren Städten kam es zu blutigen 
Zusammenstößen zwischen englischen 
Truppen und ägyptischen Eingebore 
nen, da die Ägypter sich weigerten, sich 
nach Europa schicken zu lassen, um 
am Kriege teilzunehmen. Aus Ägyp 
ten ausgewiesene Deutsche erzählten 
allerlei über die dortige Lage. Sie 
bestätigten, daß in der Bevölkerung, 
insbesondere unter den eingeborenen 
Truppen, eine sehr starke Erregung 
gegen die britische Herrschaft bestehe. 
Die ägyptischen Offiziere seien aus 
gefragt worden, ob man sich im Fall eines Krieges gegen 
die Deutschen auf sie verlassen könne. Da sie erklärten, 
niemals gegen das Kalifat kämpfen zu wollen, habe man 
sie strafweise in den Sudan versetzt. In Kairo sei eine 
Prinz Salar ed Dauleh, 
der Führer der persischen Wehrmacht gegen Rußland 
' und England. 
Kurden aus Nordpersien, 
die von Prinz Salar ed Dauleh bei Urmia erfolgreich gegen die Russen geführt wurden.
	        
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