Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Scheinwerfer bei der Memelverkeidigung in Stellung hinter einem Hochwasserdamm. Kuhl-wmdt, Königsberg i. Pr. 
Der Scheinwerfer im Weltkrieg. 
sHieirzu die Bilder Seite 358 und 359.) 
Eine vollständige Scheinwerferanlage, wie sie im gegen 
wärtigen Weltkrieg die vielseitigste Verwendung findet, 
setzt sich zusammen aus dem eigentlichen Scheinwerfer, dem 
maschinellen Teil zur Erzeugung und Leitung der Elektrizität, 
sowie zur Fortbewegung, und den Beobachtungsmitteln. 
Der neuzeitliche Scheinwerfer, also der photoelektrische 
Teil einer Gesamtanlage, besteht in der Hauptsache aus 
einer sehr kräftigen elektrischen Lichtquelle und einem 
Spiegel geeigneter Form, der die Strahlen sammelt und 
als geschlossenes Bündel in bestimmte Richtung wirft. Die 
Wirkung des Scheinwerfers hängt demnach wesentlich von 
der Stärke der Lichtquelle und der Gestalt, Größe und 
Beschaffenheit des Reflektors ab. Als Lichtquelle benutzt 
man heute in erster Linie die Eleichstrombogenlampe 
wagerechter Bauart; bei der senkrechten Anordnung der 
Kohlen würde die Hauptmenge des Lichtes nach oben oder 
unten fallen. Die Lampe wird in das Scheinwerferge 
häuse so eingebaut, daß die Kohlen in seiner Achse liegen. 
Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft verwendet für ihre 
Scheinwerfer Metallparabolspiegel aus Neusilberblech und 
den Zeißspiegel aus Spezialglas (Abbildung Seite 368 oben). 
Die Metallspiegel eignen sich für kleinere, transportable 
Scheinwerfer, die möglichst unempfindlich gegen unacht 
same mechanische Behandlung sein müssen. Für Schein 
werfer, von denen die größte Lichtwirkung verlangt wird, 
kommt allein der Zeißspiegel in Frage. Dieser besteht aus 
bestem, auf beiden Seiten vollkommen geschliffenem und 
poliertem Spiegelglas. Die Hinterfläche wird nach einem 
besonderen Verfahren mit einer Silberschicht von höchstem 
Reflerionsvermögen versehen. Diese schützt man durch 
einen galvanischen Kupferniederschlag, der seinerseits einen 
Überzug von haltbarem schwarzen Lack erhält. Optisch 
wirkt der Spiegel derart, daß er theoretisch alle von einem 
gedachten Brennpunkt ausgehenden Strahlen einer Farbe 
parallel zu seiner Achse reflektiert. Der Kohlenkrater bildet 
aber in der Wirklichkeit nicht einen Punkt, sondern eine Fläche, 
und daher sind für die Praris auch die reflektierten Strahlen 
nicht genau parallel, sondern bilden bei den normalen Kohlen 
durchmessern einen Winkel von etwa 3 Grad. Diese sogenannte 
„Streuung" ist aber gerade erwünscht, weil bei genau 
parallelem Austritt der Strahlen das beleuchtete Feld nur 
den Durchmesser des Spiegels haben würde. Man sucht 
daher die Streuung noch durch besondere optische Ein 
richtungen, die Streuer, zu vergrößern. In ihrer einfach 
sten Form bestehen die Streuer aus Streifen von Riffel 
glas, in besserer Ausführung werden sie aus geschliffenen 
prismatischen Linsen hergestellt. Wenn Nah- und Fern 
beleuchtung schnell miteinander wechseln müssen, so bringt 
man Doppelstreuer zur Anwendung, die gestatten, das 
Strahlenbündel allmählich bis zu 45 Grad horizontal aus 
zubreiten. Natürlich nimmt aber die Lichtstärke in einer 
bestimmten Entfernung mit wachsendem Streuwinkel ab. 
Die Doppelstreuer bestehen aus zwei parallelen Systemen 
von Linsen, deren Achsen senkrecht stehen, und die gegen 
einander verschoben werden können. 
Die kleineren Scheinwerferarten erhalten Bogenlampen 
mit Differentialregulierung, die größeren Nebenschluß 
beziehungsweise Motorbogenlampen für selbsttätige und 
Handbedienung. Das Lampenwerk kommt in einen 
Kasten unterhalb des Scheinwerfergehäuses. Um die 
Stärke der Beleuchtung dem Charakter, der Färbung 
und der Entfernung des beleuchteten Gegenstandes an 
passen zu können, erhalten bie Scheinwerfer Jrisblenden, 
die auch eine längere vollständige Abblendung ermöglichen. 
Zum plötzlichen Abbrechen und Wiederherstellen der Be 
leuchtung dient der Jalousieverschluß, der entweder von 
Hand oder bei Scheinwerfern mit elektrischer.Fernbewegung 
auch elektrisch betätigt werden kann. Dieser Verschluß 
dient auch beim Signalisieren auf weite Entfernungen. 
Damit der Lichtstrahlen diesem Falle genau auf die Emp 
fangsstelle ge 
richtet werden 
könne, wird am 
Gehäuse ein Vi 
sierfernrohr an 
gebracht, dessen 
Achse parallel 
der Spiegelachse 
liegen muß. Die 
Kontrolle hier 
für erfolgt durch 
eine Prismen 
vorrichtung. 
Zum Betriebe 
von Scheinwer 
fern ist nur 
Gleichstrom ge 
eignet; dieser 
kann einemLicht- 
netz entnommen 
oder durch eine 
besondere Dy 
namomaschine 
erzeugt oder, 
falls Wechsel 
oder Drehstrom 
zur Verfügung 
steht, durch Zwi 
schenschaltung 
eines Motor 
generators oder 
Zeiß-Azetylen-Sauerstoff-Scheinwerfer (25 em) 
im Gelände.
	        
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