Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
Unsere Feldküchen. 
(Hierzu die Bilder Seite 331.) 
Mit dem Anwachsen unserer Truppenmassen brach sich 
die Erkenntnis immer mehr Bahn, daß die Leistungs 
fähigkeit der Truppen ganz erheblich gefördert wird, wenn 
der einzelne Mann seine Mahlzeiten nicht mehr selbst 
zuzubereiten braucht, sondern die fertige, schmackhaft zu 
bereitete Kost wie in der Kaserne in Empfang nehmen 
kann, und zwar im Biwak wie in Marschpausen, ja selbst 
während des Gefechtes. 
Zog man dabei die technischen Fortschritte auf dem Gebiet 
der Massenverpflegung im bürgerlichen Leben und auch in 
den Garnisonen in Betracht, so mutzte der Wunsch rege werden, 
auch für das Feld eine Massenbereitung der Speisen in 
beweglichen, grotzen Kochgefäßen, die unabhängig von 
Wegen und Wetter mit ins Feld geführt werden können, 
zu ermöglichen, kurz, man erkannte das Bedürfnis nach 
fahrbaren Feldküchen. 
Mit deutscher Gründlichkeit widmete sich die Heeresver 
waltung im Verein mit der einschlägigen deutschen Industrie 
leichtes Trennen und Verbinden von Vorder- und Hinter 
wagen in kürzester Frist ermöglicht, ein Wenden des Fahr 
zeugs auf schmaler Straße zulätzt und ein Schlagen der 
Deichsel verhindert, indem deren Druck durch die eigen 
artige Anordnung der Federn aufgehoben wird. Vorder- 
und Hinterwagen können getrennt je einspännig gefahren 
werden, so datz der Hinterwagen in die Gefechtsiinie zur 
Speisenverteilung vorfahren kann, während der Vorder 
wagen weiteren Proviant heranholt. 
Die Kocheinrichtung ist auf dem Hinterwagen des Fahr 
zeugs aufgebaut und enthält als Hauptbestandteile den 
Speisekessel mit zweihundert Liter Fassungsvermögen und 
den Kaffeekessel mit siebzig Liter nutzbarem Inhalt. Die 
weiteren Behälter dienen zum Unterbringen von Brenn 
stoffen und Küchengeräten. Der Speisekessel ist doppel 
wandig; er besteht aus dem Jnnenkessel aus Reinnickel mit 
hart aufgelötetem, nach innen eingezogenem Oberteil, das 
ein doppelwandiger, isolierter Deckel dampfdicht abschließt; 
und dem kupfernen Autzenkessel. Zwischen Innen- und 
Autzenkessel befindet sich die Kochbadflüssigkeit, zu der 
gewöhnlich Glyzerin verwendet wird; doch können auch 
Französische Alpenjäger auf dem Marsch. 
Phot. Gebr. Haeckel, Berlin. 
der Aufgabe, und man kann heute ohne patriotische Über 
treibung wohl sagen, datz die deutsche Feldküche, deren 
endgültige Einführung in die Armee im Jahre 1908 erfolgte, 
in ihrer technischen Durchbildung von unerreichter Vollkom 
menheit ist und allen billigen Anforderungen gerecht zu 
werden vermag. 
Sie seht sich, wie aus unseren Abbildungen auf Seite 331 
ersichtlich, zusammen aus dem Vorderwagen mit dem Protz- 
kasten und dem Hinterwagen mit der Kocheinrichtung. In den 
verschiedenen Fächern des Protzkastens sind zweihundert 
eiserne Portionen, die eisernen Rationen und die sonstigen 
Vorräte untergebracht. Auf der Rückseite des Protzkastens ist 
ein herunterklappbares Fleischbrett angebracht, das mit 
Lagern zum Befestigen der Fleischhackmaschine und der 
Büchsenöffner ausgestattet ist. Vom Bock aus kann eine 
Kurbelbremse in Tätigkeit gesetzt werden. 
Das Wagengestell des Hinterwagens, das aus gepreßten 
Stahlblechträgern hergestellt ist, ruht mittels geschmeidiger 
Blattfedern auf der Hinterachse. Auch der Hinterwagen ist 
mit einer Bremse versehen, die von hinten bedient werden 
mutz. Die Verbindung zwischen Vorder- und Hinterwagen 
wird durch eine federnde Kupplung bewerkstelligt, die ein 
hochsiedende Ole benutzt werden. Ein an den Autzenkessel 
angeschlossenes Standrohr nimmt die sich durch Erhitzen 
ausdehnende Kochbadflüssigkeit auf; es ist an dem Schorn 
stein entlang geführt, oben in eine um den Schornstein 
herumgelegte dünne, offene Röhre endigend. Eine in das 
Füll- und Kontrollrohr eingebaute Vorrichtung dient zum 
Messen der Höhe des Kochbadstandes. Auf dem Deckel des 
Speisekessels befindet sich ein Ventil, das im Kesfel in 
eine besonders geformte Glocke ausmündet; diese verhütet 
das Auskochen fester Speiseteile. 
Links neben dem Speifekessel befindet sich der Kaffee 
kessel, der ebenfalls aus Reinnickel hergestellt und durch zwei 
Halbdeckel dicht verschließbar ist. Oberhalb der Feuerungs 
tür ist ein Abflußhahn angebracht, der ein Füllen der 
Feldflaschen während der Fahrt zuläßt. Zum Kaffeerösten 
ist ebenfalls eine geeignete Vorrichtung getroffen. Den 
umlegbaren Schornstein haben Speisekessel und Kaffeekessel 
gemeinsam; die Feuerungen können aber unabhängig von 
einander einzeln oder gleichzeitig benutzt werden. Jede 
ist für sich regulierbar. Rechts seitlich vom Speisekefsel 
befindet sich der Behälter für Brennstoffe und darunter 
ein solcher für allerlei Kochgeräte.
	        
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