Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Pyor. r-k. ^emituc, 
Sieben N.-S.-U.-MoLorrüder der MotorradfahrerabLeilung Saarbrücken. 
anderen, immer 
mit der vollen 
Breitseite, so daß 
jedesmal gegen 
24 Geschütze zu 
gleicher Zeit ihren 
Geschoßhagel auf 
die Küsten- und 
Strandbatterien 
der Engländer 
niedersausen lie 
ßen. In wenigen 
Minuten bildeten 
die Befestigungs 
werke einen 
wüsten Trüm 
merhaufen. Die 
Engländer waren 
durch unseren un 
vermuteten An 
griff völlig über 
rascht worden. 
Während des 
Kampfes hatten 
wir uns schließ 
lich der englischen 
Küste weiter genähert, und Ihr könnt Euch wohl denken, 
daß da jeder Schiiß von uns gründlich gesessen hat. Die 
Mole von Scarborough wurde vollständig zerstört, des 
gleichen sanken auch mehrere militärische Gebäude unter 
unserem Feuer in Trümmer und Asche. Wir haben hier 
ganze Arbeit gemacht. Unser Feuer dauerte etwa 
30 Minuten. Dann dampften wir nach dem Hafen von 
Whitby, wo das Spiel unserer schweren Schiffsgeschütze 
von neuem begann. Hier geriet während der Beschießung 
ein englischer Personendampfer unmittelbar in unsere 
Feuerlinie. Da dieses Schiff offenbar nicht genügend 
Rettungsboote an Bord hatte, um alle Passagiere im Falle 
des Sinkens des Schiffes retten zu können, stellten wir 
auf wenige Minuten das Feuer ein, damit der Dampfer 
wieder aus der Schußlinie gelange. Nachdem wir auch in 
Whitby die militärischen Anlagen zerstört hatten, war unsere 
Aufgabe gelöst und gegen elf Uhr traten wir dann in der 
größten Geschwindigkeit wieder die Rückfahrt an. Gegen 
zwei Uhr schlug das bis dahin ziemlich klare Wetter um: 
eine hohe See setzte ein, so daß die Wellenberge sich haus 
hoch türmten. Bald brach auch die Dunkelheit herein, und 
glücklich und unversehrt erreichten wir wieder den heimi 
schen Hafen. Unsere Schiffe erhielten bei dem gelungenen 
Anschlag nur einige Treffer, die aber kaum nennenswert 
sind. Der Schaden, den wir den Engländern zugefügt 
haben, muß dagegen außerordentlich groß sein, aber noch 
schwerer wiegt wobl die moralische Wirkung unseres kühnen 
Erscheinens an der englischen Küste. 
Das Motorrad im Kriegsdienst. 
. (Hierzu die Bilder auf dieser Seite.) 
Als zu Beginn unseres Jahrhunderts der damalige 
Stand der Benzinmotortechnik die Konstruktion eines 
Aufbruch einer Motorradfahrerpatrcuille. 
Motorzweirades 
zuließ und sich 
diese Räder auch 
tatsächlich beim 
Publikum Ein 
gang zu verschaf 
fen wußten, da 
brachte natürlich 
auch unsere Hee 
resverwaltung 
diesem neuenVer- 
kehrsmittel gro 
ßes Interesse ent 
gegen. Cie kaufte 
eine große An 
zahl Motorräder 
für das Kraft 
fahrerbataillon 
an. Die Erwar-' 
tungen aber, die 
man auf dieses 
neue Erzeugnis 
der Fahrzeugtech- 
niksetzte, erfüllten 
sich damals im 
Heeresdienst in 
noch weit geringerem Maße als im bürgerlichen Leben. 
Die Gründe dieser Erscheinung waren verschiedener 
Natur. Einmal war die technische Durchbildung der Einzel 
teile wie auch des ganzen Aufbaues des Motorrades da 
mals doch zu sehr im Anfangstadium, als daß die Räder 
den hohen Anforderungen, die der Heeresdienst mit sich 
bringt, gewachsen sein konnten. Auch brachten damals die 
Mannschaften für die Pflege und Behandlung des Motor 
rades nicht das richtige Verständnis mit. Es fehlte ihnen 
Lust und Liebe zur Sache, wozu allerdings die starken Er 
schütterungen, die man damals bei den Fahrten auszuhalten 
hatte, das ihrige beigetragen haben mögen. 
Kurz, das Motorrad kam bei der Heeresverwaltung 
immer mehr in Verruf, und es wäre schließlich ganz aus 
dem Heere verschwunden, wenn nicht der Allgemeine 
Deutsche Automobilklub es sich immer wieder hätte angelegen 
sein lassen, der Heeresverwaltung die Vorzüge und die 
Brauchbarkeit des Motorrades für den Heeresdienst zu be 
weisen. Im Jahre 1908 forderte dann die Versuchsab 
teilung der Verkehrstruppen den Klub auf, eine Anzahl 
freiwilliger Motorfahrer für das Kaisermanöver zur Ver 
fügung zu stellen. Der Klub vermochte dieser Aufforderung 
bei seinen vielen Mitgliedern leicht nachzukommen, und 
alljährlich entsandte er von da an für die Manöver eine 
Reihe freiwilliger Fahrer. Wenn man mit dieser Ein 
richtung zunächst keine besonders günstigen Erfahrungen 
machte, so lag dies daran, daß nur solche Fahrer zugelassen 
wurden, die in keinerlei Militärverhältnis standen. Es 
kamen also nur ungediente Leute zur Verwendung, und 
daß solche bei Aufklärungen und beim Überbringen von Be 
fehlen manchmal versagten, liegt in der Natur eines solchen 
Dienstes, der doch immerhin einige militärische Kenntnisse 
bedingt. Das Motorrad selbst aber kam bei diesen Fahrern
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.