Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Phot. R. Sennecke, Berlin. 
Beim Anlegen von unterirdischen Unterständen. Der Beginn der Arbeiten. 
inländischen Bevölkerung zeigten Sympathien für die Auf 
ständischen, die sie stets bereitwilligst verbargen. Am Abend 
waren diese Herren der Stadt. Selbst das Waffenmagazin 
war in ihren Händen, so daß die rasch aufgerufenen Frei 
willigen nicht bewaffnet werden konnten. Um zwölf Uhr 
nachts begannen die Inder die Stadt zu beschießen. Das 
Eewehrfeuer hielt die ganze Nacht an. Die Männer der 
europäischen Bevölkerung verschanzten sich in den Easthöfen, 
die Frauen wurden rasch auf die im Hafen liegenden hol- 
Jllustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
f ' i t i <J 
' 
f ', . 
i $ 
jf. 1 • 
ländischen und englischen Post 
boote gebracht. Am Tage dar 
auf wurde den ganzen Tag ge 
schossen, doch kam es, da die 
Freiwilligen sich nirgends den 
Indern entgegenstellten, zu kei 
nem größeren Treffen. Um die 
Bevölkerung, vor allem die 
mohammedanischen Eingebore 
nen über den Charakter der Be 
wegung nicht im unklaren zu 
lassen, durchzogen Inder mit 
dem Ruf .Islam' die Stadt. 
Bald kamen 600 Mann eng 
lische Truppen aus Rangun an 
und beeilten sich, sich in der 
Tanglikaserne zu verschanzen. 
Ihre Streifzüge durch die Stadt 
hatten keinen Erfolg, da sie von ' 
allen Seiten beschossen wurden, 
ohne den Gegner zu Gesicht zu 
bekommen; die Inder schossen 
aus Wohnhäusern. Die Gesamt 
verluste der Engländer betragen 
300 Mann." 
England sah sich genötigt, 
den Kriegszustand über Indien 
zu verhängen und Ausnahme 
gesetze zu erlassen. In der Lon 
doner Presse wurden diese Maß 
nahmen mit den Umtrieben 
von Anarchisten und Räuberbanden begründet. Ob wohl 
irgend jemand an diese Begründung geglaubt hat? Die 
Nachricht vom Aufstande in Indien war bereits in alle 
Kreise gedrungen, und überall fühlte man das englische 
Weltreich erzittern. Empörung in Indien und in Ägypten, 
der Suezkanal von den Türken bedroht, die Dardanellen 
unbezwinglich, die Zufuhr nach dem Mutterlande durch 
deutsche Unterseeboote in Frage gestellt — wo blieb da die 
Weltherrschaft Englands? (Fortsetzung folgt.) 
Illustrierte Kriegsberichte. 
Der Barrikadenkampf 
um den Hohlweg von Crouy. 
Von Paul Otto Ebe. 
(Hierzu bas Bild Sette 312,313 und die Kartenskizze Seite 311.) 
Dieser Barrikadentainps bildet nur einen kleinen Ab 
schnitt der großen Schlacht bei Soissons vorn 12. bis 14. Ja 
nuar 1915, über die wir schon auf Seite 196 einen Bericht 
aus fachmännischer Feder brachten Jener Hohlweg liegt 
nämlich in der Nähe des Bahnhofs Crouy (siehe Skizze 
Seite 314), der seinerseits wieder 4,5 Kilometer nordöstlich 
Soissons an der Bahnlinie Soissons—Laon liegt. Die Be 
satzung des Weges, das Leibregiment, hatte sich zum Schutz 
gegen die feindlichen Granaten hüttenartige Unterschlupfs 
geschaffen, die an den steilansteigenden Bergwänden zu 
beiden Seiten des tiefeingeschnittenen Weges, unter Aus 
nutzung jeder Mulde, jedes toten Winkels, in rastloser Arbeit 
horizontal eingegraben oder durch Anschüttungen auf die 
flachen Dächer splittersicher gemacht worden waren. Balken, 
Bretter und Schienen aus der Umgegend stützten das durch 
Witterungseinflüsse und Eranaterschütterungen leicht nieder 
rieselnde Erdreich; und waren auch diese zu schwach, so 
wurden sie durch Unterzüge mit Stempel gefestigt. 
Diese Mittelunterstützungen sind links auf dem Bild 
Seite 312/313 deutlich erkennbar, während in den beiden 
unteren Unterschlüpfen rechts die Stärke der Deckhölzer 
15 zu 15 Zentimeter betrug, bei höchstens 2 Meter 
Freilage. Der Soldatenhumor sorgte auch gleich für 
würdige Benennung der Unterschlupfs und der Bastionen, 
wie „Engelsburg", „Rattenloch", „Fuchsbau", „Mäuseloch", 
„Dachsbau", die untereinander und mit den Anschluß- 
stellungen rechts und links auf den Höhen durch schmale 
Kletterpfade in Verbindung standen. 
Der Hohlweg selbst war gesperrt durch eine mühsam 
errichtete Barrikade aus Baumstämmen und — wegen der 
Splitterwirkung — mit Erde bedecktem Schotter, der aus den 
großen Steinbrüchen stammte, sowie aus den altbewährten, 
mit Erde gefüllten Sandsäcken. Um auch gegen anhaltende 
Beschießung noch Deckung zu bieten, wurde sowohl vor 
wie hinter die Baumstämme festgestampfte Erde von 
30 Zentimeter Stärke gepackt. Die ganze Länge der Barri 
kade betrug kaum 4 Meter. Ein weiterer Nebenvorteil der 
erwähnten Erdverkleidung, die durch Masken noch ver 
stärkt wurde, war, daß die Barrikade sich wenig vom Um 
gelände abhob, also auch keinen guten Haltepunkt und 
damit kein leichtes Ziel bot. 
In das romantische Leben unserer feldgrauen Höhlen 
bewohner griff die moderne Waffentechnik mit rauher 
Hand ein. Die feindlichen Granaten, zumeist im Bogen 
schuß aus Steilfeuerbatterien kommend, mehrten sich. Ihr 
Heulen und krachendes Bersten ließ die Felswände des 
Hohlweges erzittern, und noch minutenlang nach ihrem 
Zerspringen bröckelten Sand, Geröll und größere Steine 
ab, um langsam weiter abwärts zu rutschen oder in großen 
Sprüngen und scharfem Aufschlag den Weg unsicher zu 
machen. Der Fleiß und die Zeit, die auf das Bauen 
der Unterschlupfs verwendet worden waren, lohnten sich. 
Die Anlage und der Ausbau schützten die Insassen selbst 
vor größeren Eranatstücken aus nächster Nähe. Nur wenige 
Volltreffer fanden ihren Weg zufällig in die eine oder die 
andere Höhle, und 'gegen Eranatvolltrefser — vollends aus 
Steilfeuergeschützen — ist bis heute im Feldkriege noch 
kein Kraut gewachsen. Diese über den Durchschnitt heftige 
Beschießung ließ erkennen, 'daß etwas Außergewöhnliches 
im Werke sein müsse. Man hatte sich in der Vermutung 
nicht getäuscht. Denn Joffres Offensive versuchte auch 
hier Boden zu gewinnen. Unseren Gegnern war es natür 
lich klar, daß der Hohlweg weniger taktischen Wert besaß, 
als die bastionenartig ausgebauten höheren Stellungen. 
Besaß man nämlich die Bastionen, so war damit gleich 
zeitig auch der Besitz des Hohlweges aufs äußerste bedroht.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.