Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Phot. Sebah & Joaillier, Konstantinopel. 
Sultan Mohammed V. 
bedeutete einen großen strategischen 
Gewinn. Als Hauptstadt der heftig 
um strittenen Provinz As erb eid s ch an 
war Täbris eine wichtige Stellung 
für die hier kämpfenden Truppen, 
abgesehen davon, daß die Stadt we 
gen der Nähe der türkisch-russischen 
Grenze einer der Haupthandelsplätze 
Persiens ist. Wenn auch die Stadt 
heute als Festung nicht mehr in Be 
tracht kommt, so ist sie doch wichtig 
als Sitz einer Waffenfabrik und ferner 
dadurch, daß von hier aus die Ver 
bindungen nach dem Innern Persiens 
sehr günstig und bequem sind. Bei 
dem Mangel an jeglicher Eisenbahn 
verbindung ist die von Täbris be 
herrschte gute Karawanenstraße, die 
sowohl nach Persien als auch nach 
Türkisch-Armenien und nach Rußland 
führt, von erheblicher militärischer Be 
deutung. Die Russen sahen sich ge 
zwungen, die Provinz Aserbeidschan 
zu räumen, die sie bereits seit Jahren 
als russisches Gebiet behandelt hatten. 
Wichtiger noch als der strategische 
ist aber der moralische Erfolg, den die 
Türken mit der Eroberung von Täbris 
erzielten. Die mohammedanischen Stämme waren bisher 
nur gezwungen dem Kriege gegen Rußland ferngeblieben. 
Nachdem aber die Russen geschlagen worden waren, zögerten 
sie nicht mehr, den Türken Heeresfolge und Beistand zu 
leisten. 
Eine weitere erfreuliche Meldung traf am 4. Februar 
in Deutschland ein. Die „Agence Havas" meldete, daß 
2000 Türken in Südwestpersien eingedrungen seien und 
sich nach Ahwaz gewandt hätten, wo die Engländer 
Naphthakonzessionen besitzen. Nomadenbanden hätten sich 
den Türken angeschlossen, und die mit der Bewachung der 
Naphthakonzessionen betrauten Bachtiaren rüsteten sich, 
den Türken den Vormarsch zu ver 
wehren. Ahwaz liegt an dem einzigen 
schiffbaren Strome Persiens, dem 
Karun, 200 Kilometer oberhalb von 
dessen Mündung, an der Stelle, bis zu 
der Dampfschiffe vordringen können. 
Für die Stimmung der Perser und 
ihrer östlichen Nachbarn war ein er 
folgreiches Vorrücken der Türken im 
südwestpersischen Arabistan von nicht 
geringer Bedeutung. Am 8. Februar 
meldeten Sonderberichterstatter der 
„Agence Milli" in Konstantinopel, daß 
hie türkischen Truppen, verstärkt durch 
arabische Krieger, die wichtige Stel 
lung Hawise nördlich von Mohammera 
besetzt hätten, wo sich vorgeschobene 
Posten der Engländer befanden. Dieser 
Erfolg machte großen Eindruck auf die 
Stämme der Gegend, die sich gleich 
denen des benachbarten Persien den 
türkischen Truppen anschlossen. Der 
Marsch ging nun auf Bassorah. Dort 
mußte man erfahren, daß die Eng 
länder die Stadt und ihre Umgebung 
in eine Wüste verwandelt, unter an 
derem den berühmten Dattelwald 
ausgerodet hatten. Die Bevölkerung 
war infolge der unglaublichsten Drangsalierung massen 
haft entflohen. 
Auch bei Korna, einem Orte nicht weit vom Zusammen 
fluß des Euphrat und Tigris, kam es zu Kämpfen mit den 
Engländern (Abbildung Seite 305). Schon am 31. Januar 
hatte eine türkische Abteilung von 100 Mann ein englisches 
Lager beim Leuchtturm von Korna überraschend an 
gegriffen. Sie drang in das Lager ein und schlug zwei 
englische Bataillone in die Flucht, die dabei starke Ver 
luste hatten. Die Engländer verloren so sehr den Kopf, 
daß sie, in Gruppen getrennt, sich zwei Stunden lang gegen 
seitig beschossen und so weitere Verluste erlitten. Bei 
Phot. Ed. Frankl, Berlin. 
Der Oberbefehlshaber der Truppen am Suezkanal, Dchemal Pascha, verabschiedet sich in Damaskus unter feierlichem Gebet,
	        
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