Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Englische Soldaten werfen aus ihren Schützengräben Handgranaten auf deutsche Stellungen. 
die Franzosen im 
Rücken packen und 
wenn möglich um 
zingeln. Um die ge 
fährdeten französi 
schen Stellungen im 
Raum Toul—Bar 
le-Duc—Chälons für 
Marne zu befestigen, 
hatten die Generale 
Earreil und Castel- 
nau eine umfassende 
Bewegung gegen die 
von Thiaucourt ins 
Tal des Rupt de 
Riad auf Apremont 
—St.-Mihiel vor 
rückenden deutschen 
Truppen vereinbart. 
Unter der Führung 
des bekannten Flie 
gers Vedrines klär 
ten kühne Piloten die 
deutschen Artillerie 
stellungen auf, wo 
bei sie fanden, daß 
die feindlichenStreit- 
kräfte deutliche Lücken aufwiesen und auf der ganzen Linie 
deutsche Bataillone irrt Abzug begriffen seien. Die Fran 
zosen glaubten, die Deutschen würden den längst erwarteten 
Rückzug antreten, und suchten nun den Feind mit aller 
Kraft zu werfen, um ihn zur Räumung von St.-Mihiel, 
Apremont und Thiaucourt zu zwingen und ihm viel 
leicht sogar den Rückzug auf Metz von Pont-ä-Mousson 
aus abzuschneiden. In der zweiten Hälfte des Oktober 
waren Tag für Tag neue Verstärkungen in Toul eingetrof 
fen, die man alle nach Pont-ä-Mousson brachte, um von 
hier aus den entscheidenden Stotz auf Thiaucourt zu unter 
nehmen. Schon vorher hatten die Franzosen eine lebhafte 
Auskundschaftung durch Spione betrieben, um sich einen 
Einblick in die durch starke Feldbefestigungen sehr gut ge 
deckten deutschen Stellungen zu verschaffen. So wurden 
in einer Scheune bei Thiaucourt fünf französische Sol 
daten, die über ihrer Uniform Zivilkleider trugen, über 
rascht, als sie durch eine unterirdische Fernsprechleitung 
der französischen Heeresleitung Aufschluß über deutsche 
Truppenbewegungen gaben. 
Am 2t. Oktober hielten sich die Franzosen für stark genug, 
um zum Vorgehen übergehen zu können. In Eilmärschen 
rückten sie auf der Landstraße von Pont-ä-Mousson bis 
Flirey vor und schwärmten dann durch die herbstlichen 
Wälder der Lothringer Hügel in nordwestlicher Richtung 
auf Thiaucourt aus. Allein auf deutscher Seite war man 
nicht unvorbereitet; trotzdem verhielten sich aber unsere 
Truppen zunächst völlig ruhig und beobachteten von ihren 
stockwerkartig angelegten Schützengräben und durch Bäume 
und Büsche gutverdeckten Artilleriestellungen aus den Feind, 
dessen Artillerie bereits den ersten Morgengrutz aus den 
Wäldern herüber 
sandte. Bis auf 400 
Meter ließ man die 
in parallelen Marsch 
kolonnen anstürmen 
den Franzosen her 
ankommen. Aber 
kaum hatten sie die 
Landstraße, die am 
Saum des Waldes 
über das wellige 
Hügelland dahin 
zieht, überschritten 
und die ersten 
Schüsse abgegeben, 
„da begann," so 
schreibt ein Schwei 
zer Berichterstatter, 
der diesem Kampf 
auf deutscher Seite 
beiwohnte, „mit ei 
nen: Male auf der 
ganzen Linie ein 
höllisches, mörderi 
sches Feuer, das die 
französischen Schü 
tzenlinien , Unter 
stützungen und Reserven im wörtlichen Sinne hinmähte. 
Die deutschen Feldgeschütze sprühten ihnen ihre Schrapnelle 
entgegen, die Maschinengewehre ließen ihr vernichtendes, 
ratterndes Strichfeuer spielen, und die Infanterie gab 
Schnellfeuer ab." 
Trotzdem hielt die französische Infanterie noch stand und 
gelangte, unterstützt durch Artilleriefeuer, auf einen: Flügel 
sogar bis auf 50 Meter an die deutschen Reihen heran. Da 
machten weniger bedrängte Schützenlinien einen Ausfall aus 
den Gräben und triebenden Feind unter schweren Verlusten 
mit dem Bajonett zurück. Dem ruhig gezielten Schützen- 
und Maschinengewehrfeuer, das von der Artillerie plan 
mäßig unterstützt wurde, vermochte der Angriff der Fran 
zosen nicht halt zu gebieten. „Wie diese aber kehrt mach 
ten," heißt es in dem erwähnten Bericht, „um den Rückzug 
anzutreten, änderte die deutsche Artillerie, die mit den 
Schützengräben durch Fernsprechleitungen in beständiger 
Verbindung stand, ihr Ziel und überstreute das Rückzugs- 
gelünde mit einem Hagel von Granaten und Schrap 
nellen, in den die Franzosen bei ihrer weiteren Rückzugs 
bewegung hätten hineinlaufen müssen. Dieses gleichzei 
tige Front-, Rücken- und Kreuzfeuer brach den Halt der 
Franzosen, deren Angriff kraftvoll angesetzt und deren Rück 
zug anfänglich in Ordnung angetreten worden war. Nir 
gends zeigte sich ein Ausweg. Ein Teil der Franzosen 
machte in seiner Verwirrung zum zweitenmal kehrt und 
lief wieder gegen die deutschen Schützengräben vor, verzwei 
felte Sturmangriffe versuchend." — Als sie aber auch hier 
ihre Kameraden reihenweise zusammenstürzen sahen, warfen 
sie die Waffen weg und ergaben sich; 4 Offiziere und 
440 Mann gerieten in deutsche Gefangenschaft.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.