Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Phot. R. Sennecke, Berlin. 
Im VorraLswagen eines Lazarettzuges. 
Dache des Rathauses. Einige 
Granaten fielen auf den großen 
Platz davor, ^andere schlugen in 
benachbarte Straßen. Aber die 
Einwohner von Lille sollten er 
fahren, daß das alles nur ein 
Vorspiel war; erst nrit Eintritt 
der Dunkelheit begann die nach 
haltige Beschießung. 
Am nächsten Morgen wurde 
der Angriff durch deutsche Fuß 
truppen erneuert. Sie drangen 
bis in die Vorstadt Madeleine, 
kamen indessen dort in das Feuer- 
überlegener Infanterie. Unsere 
Feldgrauen hielten sich wacker 
den ganzen Tag, -mußten sich 
aber in später Abendstunde zu 
rückziehen. Inzwischen war die 
kurz zuvor gegen Lille angesetzte 
40. Division mit der Batterie 
des 19. Korps eingetroffen und 
zugleich die Geduld der deut 
schen Befehlshaber erschöpft. 
Man wußte, daß der Feind, der 
die Stadt verteidigte, verhältnis 
mäßig schwach war; auch hatte 
man sie schon wiederholt, doch 
vergeblich zur Übergabe auf 
gefordert. Nun mußte schärfer 
zugefaßt werden. Die 88. Jn- 
fanteriebrigade erhielt Befehl, 
gegen Saint-Marco vorzugehen und 
mit ihrer schweren Artillerie den S'urm 
vorzubereiten. Die 47. Brigade hatte 
von Südwesten her, die 89. aus genau 
westlicher Richtung anzugreifen. Punkt 
drei Uhr, als die Artillerie hinreichend 
vorgearbeitet hatte, gingen die Sturm 
kolonnen, hauptsächlich Sachsen, mit 
großer Tapferkeit vor. Es gelang den 
Regimentern Nr. 104, 179 und 139, 
rasch auf den befohlenen Punkten Fuß 
zu fassen. Nur das 181. Infanterie 
regiment, das Porte-de-Douai nehmen 
sollte, empfing aus Häusern sehr hef 
tiges Feuer. Hier ging nun ein ein 
zelnes Geschütz des 68. Feldartillerie 
regiments unter dem Befehl eines 
Leutnants in verwegener Weise bis 
an die Barrikadentrümmer vor. ^>ein 
Feuer war von solcher Wirkung, daß 
bald andere Geschütze folgen und Bei 
stand leisten konnten. Schon am Abend 
stand dieser Stadtteil in Flammen, und 
Die Apotheke mit allen erforderlichen Arzneien und 
Verbandstoffen im Lazarettzug. 
etzt endlich entschloß man sich in Lille, 
)en Widerstand aufzugeben und in Ver 
edlungen einzutreten. 
Während des siegreichen Einzugs 
ier deutschenTruppenwardie städtische 
Feuerwehr in voller Tätigkeit, den: 
Brande Einhalt zu gebieten. Ganze 
Araßenzüge hatten gelitten; sie waren 
ibersät mit Glasscherben, verkohlten: 
holz und Triimmern. Annähernd 
)000 Mann aller Waffengattungen 
)atten sich gefangen gegeben, dar- 
mter auch Spahis mit ihren male- 
ifchen weißen Burnussen. 
Mit dem Lazarettzug in 
Feindesland. 
Selbstgeschautes und Selbsterlebtes. 
Hierzu die Bilder auf dieser und der uebensteheudeu 
Seite.) 
Ein Lazarettzug führt meist eine 
tattliche Reihe von Wagen, die be- 
vunderungswürdig eingerichtet sind. 
Oie Besetzung besteht aus 1 Chefarzt, 
2 Assistenzärzten, 1 Apotheker, 
20 Pflegern, 1Eeistlichen,1 Ober 
koch, 1 Hilfskoch, 1 Küchengehil 
fen, 1 Zugsverwalter, 1 Loko 
motivführer, 1 Heizer, 4 Brem 
sern, 1 Wagenmeister, 1 Schlos 
ser. Der erste hinter der Loko 
motive fahrende Wagen dient 
dem Sicherheitsdienst und ist 
mit zwei Ausgucken versehen, 
auf denen während d^r Fahrt 
in Feindesland ständig eine 
Wacke ist. Im selben Wagen 
Waschküche. Der 
ist für den Chef- 
Zerwaltung einge 
richtet; er enthält das Büro des 
Arztes, das Feldbett, Betten für 
zwei Assistenzärzte, das Büro 
der Verwaltung, das Studier 
zimmer des Geistlichen und dessen 
Schlafraum, sowie den Schlaf 
raum des Verwalters. Nun 
kommt der Wagen mit dem 
Operationssaal, Röntgenstrah 
lenkabinett und Apotheke, dem 
zehn Wagen mit je zehn Betten 
für Verwundete folgen. Die 
Betten sind gleichzeitig als Trag 
bahre eingerichtet, so daß ein 
Umbetten beim Aus- und Ein 
laden nicht stattzufinden braucht. 
Das Innere eines Krankenwagens im Lazarettzug. 
Phot. R. Senn ecke, Berlin.
	        
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