Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15.
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Phot. A. Menzendorf.
Der deutsche Kronprinz begrüßt einen österreichisch-ungarischen Offizier und dessen Abteilung.
urplötzlich Zwei türkische Batterien bei Kefis-Buruns ZU
feuern an. Den ganzen Tag war von dort kein Feuer ge
kommen. Offenbar handelte es sich also um bewegliche
Batterien, die in der Stärke von drei und zwei Geschützen
auftraten, jedoch um fünf Uhr von der ,Queen Elizabeths
zum Schweigen gebracht wurden. Unmittelbar nachher
kam aber ein französisches Linienschiff, das offenbar schwer
beschädigt worden war, begleitet von zwei anderen Schiffen
aus der Meerenge heraus und strandete auf einer kleinen
Insel bei Tenedos. (Dieses Schiff dürfte der ,Eaulois*
gewesen sein.) Eine Anzahl kleinerer Schiffe blieb in der
Nähe. Gegen abend verstummte das Feuer ganz. An
verschiedenen Stellen des Ufers war ein Brand zu be
merken."
In Konstantinopel löste dieser herrliche Sieg große
Freude aus. Die Häuser wurden beflaggt, und der
„Tanin" feierte den Erfolg in einem Leitartikel, in dem
er darauf hinwies, daß alle Türken entschlossen seien, die
Meerengen bis zum letzten Mann zu verteidigen. „Unsere
Freude über den heutigen Erfolg in den Dardanellen,"
sagte das Blatt, „ist um so größer, als wir wissen, daß dieses
Ereignis die gleiche Freude im Herzen unserer Verbündeten
auslösen wird."
Nach der bisherigen Übersicht stellt sich die Beschießung
der Dardanellen als eine völlige Niederlage heraus, und
zwar nicht nur auf militärischem, sondern vielleicht noch
mehr auf politischem Gebiete. Es ist schwer begreiflich, was
sich die englische Admiralität gedacht haben mag, als sie
das Unternehmen begann. Die Dardanellenbefestigungen
sind ja kein Geheimnis, und ihre Uneinnehmbarst gilt
bei allen Sachverständigen als feststehende Tatsache. Ab
gesehen von den großen Schiffsverlusten hatten die Fran
zosen und Engländer auch sehr viele Tote, deren Zahl, wie
gesagt, türkischerseits auf 1200 geschätzt wurde. Von ver
schiedenen neutralen Stellen wurde die Zahl der von den
Verbündeten eingebüßten Toten weit höher, nämlich mit
3000—7000 Mann angegeben, wozu noch eine sehr große
Zahl Verwundeter zu rechnen ist.
Die politische Wirkung der Dardanellenbeschießung er
wies sich als in mehrfacher Hinsicht sehr ungünstig für die
Verbündeten. Schon bei Beginn des Bombardements kam
es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Osten und Westen.
Es ist stets der Traum der Russen gewesen, nach Kon
stantinopel zu marschieren und die Meerenge in ihre Hand
zu bekommen. Nun auf einmal zogen die Engländer und
Franzosen aus, um Konstantinopel zu erobern. Das er
weckte Verstimmung in Rußland, bis von London aus die
Mär verbreitet wurde, die Westmächte sollten nur die
Phot. A. Menzendorf.
Der deutsche Kronprinz schreitet die Front eines Regiments ab, das sich beim Sturm auf Massiges auszeichnete.