Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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Leichtverwundete werden meist durch Fußmarsch zur 
Leichtverwundetensammelstelle geschickt, wo sie auch von 
der Front oder den Truppenverbandplätzen her eintreffen. 
Dieser Sammelplatz hat den Zweck, die Verbandplätze mög 
lichst zu entlasten. Er wird erst kurz vor oder im Gefecht 
selbst an der Änmarschstraße angelegt. Doch ist darauf zu 
achten, daß der Verkehr der anrückenden Truppen und 
Kolonnen nicht darunter leidet. Von hier werden die ver 
sorgten Verwundeten entweder zum Truppenteil zurück 
geschickt, wenn es sich um kleinere Verletzungen handelt, 
die den Gebrauch der Waffen nicht beeinträchtigen, oder 
sie werden nach dem nächsten Etappenort geschlossen in 
Marsch gesetzt, um auch den Leichtverwundetensammelplatz 
möglichst rasch zu entlasten. 
Die Schwerverwundeten werden sowohl von den 
Truppenverbandplätzen, als auch vom Hauptverbandplatz 
mit Hilfe der Krankenwagen, die für vier liegende Ver 
wundete eingerichtet sind, durch leere Lebenstüittelwagen 
oder requirierte Landwagen nach dem Feldlazarett ge 
fahren, wo sie aus der provisorischen Versorgung in eine 
Lazarettpflege kommen. 
Die Feldlazarette (siehe Bild Seite 228), zwölf bei 
jedem Armeekorps, können bis zu 200 Verwundete auf 
nehmen. Sie wer- 
denaußerhalbdes 
unmittelbaren 
Eefechtsbereiches 
in Ortschaften 
oder in deren 
Nähe errichtet. 
Doch habe ich in 
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durch die Natio 
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nützt bei dem oft 
angewandten 
Streuverfahren und Planschießen der Artillerie nicht viel. 
Die transportfähigen Verwundeten werden vom Feld 
lazarett aus zunächst durch entleerte Proviant-, Munitions-, 
Autokolonnen und dergleichen nach dem Etappenhauptort 
gebracht, von wo sie mit Lazarettzügen, Hilfslazarettzügen, 
oder wo schiffbare Wasserstraßen zur Verfügung stehen, 
auch durch Transportschiffe nach der Heimat befördert 
werden. 
Eine Tätigkeit der Sanitätsmannschaften wurde bisher 
nur gestreift, doch ist sie so aufopferungsvoll und wichtig, 
daß es sich darauf einzugehen verlohnt — das Aufsuchen der 
Verwundeten. 
Bekanntlich ist nach unserer Felddienstordnung streng 
darauf zu halten, daß die Verwundetenfürsorge die Ge 
fechtskraft der Truppe nicht mindert. Es ist deshalb für 
Mannschaften verboten, ohne Befehl eines Offiziers Ver 
wundete nach rückwärts zu tragen. Dies ist die schwierige 
Arbeit einiger Sanitätsmannschaften, der Krankenträger, 
beziehungsweise der Hilfskrankenträger, die sie meist im 
feindlichen Feuer verrichten müssen. Schon mancher von 
ihnen hat seine Treue und Kameradschaft mit dem Tode 
besiegelt, und es dürfte sehr lehrreich sein, am Ende dieses 
Krieges statistisch festzustellen, wieviel Mitglieder des 
Sanitätsdienstes sich als Krankenträger geopfert haben. 
Im russisch-japanischen Krieg entfielen auf seiten der 
Japaner von 444 verwundeten und 67 toten Mitgliedern 
des Sanitätsdienstes allein 294 Verwundete und 32 Ge 
fallene auf die Krankenträger. 
Aus diesen Ausführungen, die zumeist auf Grund 
persönlicher Anschauung und Erlebnisse im heutigen Kriege 
aufgezeichnet wurden, läßt sich ersehen, daß unsere sanitären 
Einrichtungen, unseren verwundeten Kriegern unter Hintan 
setzung aller sonstigen Interessen ihr Los zu erleichtern, auf 
einer vorbildlichen Höhe stehen. 
Der Kriegschauplatz in der Bukowina. 
Von August Nibio. 
(Hierzu die Bilder Seite 231, 232 233 und 235.) 
Der linke Flügel der gewaltigen Heeresmassen, mit denen 
die Russen zum Angriff gegen Deutschland und Österreich- 
Ungarn schritten, hatte die Aufgabe, durch Galizien auf die 
Karpathenpässe vorzugehen und das österreichisch-ungarische 
Hinterland zu bedrohen, sowie womöglich eine Vereinigung 
mit der serbischen Armee herbeizuführen. In den letzten 
Augusttagen überschritt der Feind nach zahlreichen Gefechten 
die galizische Grenze. 
Am äußersten linken Flügel der Russen waren auf der 
Bahnlinie Oknica—Nowosielica große Truppenmassen an der 
Grenze der Bukowina zusammengezogen worden, die für 
die Maßnahmen in Ostgalizien bestimmt waren. Am 
23. August er 
folgte bei Nowo 
sielica der erste 
feindliche Vor 
stoß (siehe Bd. I 
S. 160/161 und 
245). Landsturm 
formationen, de 
nen später In 
fanterie und Ar 
tillerie zu Hilfe 
kam, warfen aber 
den Feind, der 
bedeutende Ver 
luste hatte. 
Als die Russen 
jedoch neue, sehr 
starke Kräfte her 
anzogen, über 
ließen die öster 
reichisch - ungari 
schen Truppen 
Czernowitz und 
die nördliche Bu 
kowina kampflos 
dem Feinde und 
zogen sich, nach 
dem die Pruth- 
brücken gesprengt 
worden waren, auf die Hauptarmee in Ostgalizien zurück. Im 
Süden des Landes blieben nur Landsturmtruppen, deren 
Aufgabe vornehmlich die Sicherung der Bahnlinien und der 
Straßen nach Ungarn und Siebenbürgen war. Am 2. Sep 
tember besetzten die Russen Czernowitz und in den folgenden 
Wochen zur Flankendeckung auch die mittlere Bukowina bis 
zum Serethfluß. Der südliche, von Rumänen bewohnte Teil 
des Landes blieb frei; vielleicht, weil man Rumänien, das 
Rußland doch noch an seine Seite zu ziehen hoffte, nicht vor 
den Kopf stoßen wollte oder weil es damals noch nicht im 
Plane der russischen Heeresleitung lag, die wohl mit der 
Leichtigkeit eines Durchbruches durch die galizischenKarpathen- 
pässe rechnete. Die Russen setzten in Czernowitz russische Ver 
waltung ein und behielten das besetzte Gebiet in Händen, 
bis die k. u.k. Armee in der zweiten Hälfte des Oktober einen 
Gegenstoß unternahm. Siebenbürgischer Landsturm und 
ungarische Landwehrartillerie wurden herangezogen, und 
nach mehreren siegreichen Gefechten entlang den Straßen 
Sereth—Czernowitz und Czudin—Hlinitza konnten diese 
immerhin recht schwachen Kräfte unter Eendarmerieoberst 
Fischer am 22. Oktober Czernowitz wieder besetzen. Wochen 
lang standen nun am Pruth die feindlichen Linien einander 
gegenüber. Mehrmals versuchten die Russen durch die 
Beschießung von Czernowitz den Übergang an dieser Stelle 
zu erzwingen. Es war jedoch möglich, die Stadt gegen alle 
diese Angriffe zu halten. 
Die Kampfhandlungen in der Bukowina waren aber 
nur von untergeordneter Bedeutung. Es handelte sich bloß
	        
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