Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15.
Augustower Forstes, wo die ein
geschlossenen vier Divisionen die
letzten Tage zugebracht und sich
schließlich auch ergeben haben. Bei
dem Vorwerke Ljubinowo zählte
man allein 100 Kriegsfahrzeuge
aller Art. Losgerissene Artillerie-
und Bagagepferde umschwärmten
zu Dutzenden das Vorwerk, viele
davon trugen noch ihre ganzen
Geschirre, andere hatten sich ihrer
schon entledigt. Ähnliche Bilder
waren bei den Dörfern Markowitz
und Bogatyri zu beobachten. Bei
Wolkusch betrug die Zahl der lie
gengebliebenen Munitionswagen
und Fahrzeuge der Gefechtsbagage
mehrere hundert. Ganze Stapel
russischer Gewehre waren hier auf
geschichtet, daneben lagen Fern
sprechgeräte und Geschirre in großer
Zahl. Am größten aber war das
Bild der Zerstörung in dem Wald-
gelände zwischen Gut Wolkusch und
Vorwerk Mlyneck. Hier lagen ganze
russische Bagagekolonnen, die vom
deutschen Artilleriefeuer nieder
gemacht worden waren. Bei Vor
werk Mlyneck erlitt eine anschei
nend im Übergang über den Wol-
kuschbach begriffene Munitions
kolonne ein gleiches Schicksal. Die
gefüllten Munitionswagen lagen
hier teilweise umgestürzt rechts und
links des Weges beiderseits des
Baches. Einige Fahrzeuge wurden
von den durchgehenden Pferden
bis ans Wasser gezogen und kippten
hier um. In dem tiefen Mühlen
schachte hingen zwei Pferde, die
in ihrer Verzweiflung hineinge
sprungen und hinuntergestürzt wa
ren, da sie anscheinend die Brücke
selbst versperrt vorgefunden hatten.
Bei Bartnicki und Staroshintzy fin
det man die Spuren des letzten
russischen Widerstandes in Gestalt
von Schützengräben und Erdlöchern.
Von hier aus machten die Russen
die letzten Versuche, den eisernen
deutschen Ring zu durchbrechen.
Auf der Wegstrecke zwischen Mlyneck
und Bartnicki lagen Hunderte schwe
rer russischer Granaten, die hier
von den Kanonieren entweder fort
geworfen worden oder bei der Über
gabe liegen geblieben waren.
Torpedoboote lagen schon seit dem
8. Februar vor Ostende, wo ver
schiedene deutsche Stellungen unter
Feuer genommen wurden. Am
10., um neun Uhr morgens, er
schienen zwei Kreuzer dieses Ge
schwaders vor der Küste bei Zee-
brügge. Unsere Truppen, die.offen
bar begriffen, daß sie beschossen
werden sollten, eröffneten ein hef
tiges Feuer auf die beiden Schiffe,
das von diesen nicht erwidert wurde.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß
die beiden Kreuzer unsere Bat
terien zum Feuern bringen woll
ten, um unsere Stellungen auszu
finden. Der größte Teil der deut
schen Batterien beteiligte sich nicht
an der Beschießung; doch wurde
ein englischer Flieger, der dreimal
in nicht allzu großer Höhe von
Zeebrügge nach Knocke hin- und
zurückflog, von ihnen heftig unter
Feuer genommen. Gegen zehn Uhr
kamen auch vier Torpedoboote des
erwähnten Geschwaders in Sicht
und näherten sich der Küste so weit
wie möglich. Während einer halben
Stunde wurde eine große Anzahl
Granaten auf die deutschen Stel
lungen gefeuert, wodurch, wie un
sere Gegner behaupteten, zwei
deutsche Batterien südlich von Zee
brügge zum Schweigen gebracht,
wiewohl nicht vernichtet wurden.
In der Schule zu Zeebrügge, die
schon bei der früheren Beschießung
(Band I Seite 457) beschädigt wor
den war, entstand Feuer. Auch der
Hafen hatte zu leiden. Rach einer
halben Stunde zogen sich die eng
lischen Torpedoboote hinter die
Kreuzer zurück, und nun begannen
diese etwa eine Viertelstunde zu
feuern; dann zog sich das gesamte
Eeschtoader zurück.
Auch bei Ppern hatten sich
Mitte Februar heftige Kämpfe
entsponnen, die unseren Truppen
Erfolge namentlich bei Morslcde,
dessen nach Ppern zu gelegener
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1 y Teil völlig flach geschossen wurde,
/ und bei St.-Eloi, südlich Ppern, ein-
> trugen. In diesen Tagen drang
auch die Kunde von unseren Herr-
lichen Erfolgen in der Winter-
schlacht in Masuren in das Lager
unserer Feinde im Westen und rief
große Bestürzung hervor. Um diese
große Niederlage ihres östlichen
Verbündeten wenigstens einiger-
maßen wieder wettzumachen, unter-
nahmen Franzosen und Engländer
IIP 1 ** am 16. und in der Nacht zum
IflMpFh . 17. Februar an der ganzen Front
besonders hartnäckige Angriffe, doch
ohne jeden Erfolg. Nur auf der
Straße Arras—Lille konnten die Gegner am 17. Februar
in ein kleines Stück unserer Gräben eindringen, wurden
aber schon am nächsten Tage wieder daraus vertrieben.
Auch ein Zeppelin betätigte sich in Flandern in der
Nacht vom 21. zum 22. Februar mit guten, Erfolg. Um
4 Uhr früh erschien, wie aus Paris gemeldet wurde, ein
solcher von Nordnordwest in 300 Meter Höhe über Calais
und steuerte gerade aus den Fontinettes-Bahnhof zu. Erst
als sich das Luftschiff über den Eisenbahngeleisen befand,
ließ es die erste Bombe fallen, die das Geleise nach Dün
kirchen zerstörte. Gleich darauf stieg es wieder empor, warf
fünf Bomben auf einmal ab, die zum Teil auf dem Eisen
bahnkörper explodierten, und entfernte sich dann. Später
JönopKe/
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Auf dem flandrischen Krieg-
schauplatze tobte seit dem 3. Februar »
der Kampf wieder in vollem Um- -
fang. Dabei wurden von den eng-
lischen Schifssgeschützen sowohl in *
Westende und Middelkerke wie in
Mariakerke schwere Beschädigungen
an den Häusern angerichtet und
viele Bürger getötet. Die Bevölkerung der Küstenstädte,
die teilweise wieder dorthin zurückgekehrt war, flüchtete bei
Beginn dieser neuen Kämpfe abermals nach Ostende und
Thourout. Bei Nieuport fand unter Beteiligung der eng
lischen Flotte ein schweres Gefecht statt. Während die
Verbündeten aus St.-Eeorgs vorrückten und die Deutschen,
die östlich von Lombartzyde standen, angriffen, gingen sie
gleichzeitig in der Richtung auf Westzyde vor, das schon
früher wiederholt von ihren Vorposten erreicht worden
war, aber trotz aller Versuche nicht besetzt werden konnte.
Die englischen Schiffe waren in den letzten Tagen auch
mehrere Male vor Zeebrügge erschienen. Die deutschen
Küstenbatterien gaben dann jedesmal einige Schüsse ab,
Die masuriste Seenplatte
aus der Vogelschau.
rung wurde stark beunruhigt. Dazu gesellte sich an den
Küstenplätzen die Sorge um den Unterhalt. Brot war
nur zu erhalten, wenn die deutsche Militärbehörde so
menschenfreundlich war, etwas von ihren Vorräten an die
Bevölkerung abzutreten. Am 7. Februar war es ziemlich
ruhig in Westbelgien, aber am 8. Februar früh erdröhnte
die Luft wieder vom Kanonendonner, der auch von See
her kam. Auch der Luftangriff war an diesem Tage heftiger
als jemals. —
Am 10. Februar gingen die Engländer von neuem gegen
Zeebrügge vor. Die Beschießung der flandrischen Küstenorte
richtete überall große Verwüstungen an, und viele Bürger
fielen ihr zum Opfer. Zwei feindliche Kreuzer und sechs
aber zu einer eigentlichen Beschießung ging die englische
Flotte nicht über. In die deutsche Besatzung der Küsten
plätze Knocke und Heijst kam dann jedesmal lebhafte Be
wegung, und eilends kamen zahlreiche Abteilungen In
fanterie, besonders Matrosen, herbei, um ihre Laufgräben
und ihre Stellungen bei den Batterien einzunehmen. Auch
in der Luft wurde erbittert gekämpft. Mehrmals täglich
erschienen feindliche Flugzeuge, und besonders über Zee
brügge wurden Bomben geworfen. Dann erdröhnte oft
die Luft vom Kanonendonner gegen die Flugzeuge. Manch
mal erschienen die Aeroplane in Abteilungen von fünf
und sechs. Nachts wurde der Himmel von Scheinwerfern
nach den unerwünschten Vögeln abgesucht. Die Bevölke-
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