Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
schäften des Feindes wegen dieser Art, welche die Gesetze 
und Gebräuche irn Landkrieg verletzt, nicht als Krieg 
führende behandelt werden. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: 
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 
Am 14. Januar entwickelte sich am Dunajec ein heftiger 
Geschützkampf, bei dem die österreichisch-ungarische schwere 
Artillerie besonders erfolgreich war. So schoß sie ein großes 
Magazin der Russen in Brand und brachte nach einigen 
Schüssen eine wenige Tage vorher gut aufgestellte feindliche 
schwere Batterie zum Schweigen. Auch am folgenden 
Tage erzielte die österreichisch-ungarische Artillerie hier. Er 
folge. Am 17. zwang sie auf den Höhen von Zakliczyn 
durch konzentrisches Feuer die Russen, einige vorgeschobene 
Schützenlinien zurückzunehmen. Die rückgängige Be 
wegung übertrug sich auch auf andere Teile der Front, so 
daß die Russen schließlich in einer Ausdehnung von 6 Kilo 
metern ihre vordersten Stellungen räumten, und, von 
gezogen hätten und daß ihre Unternehmungslust abgeflaut 
sei. Einzelne Ausfälle der Przemysler Besatzung hatten 
großen Erfolg. Einer derselben, der in der Richtung Dyrow 
unternommen wurde, brachte allein 1200 Gefangene und 
die ganze Ausrüstung einer russischen Pionierkompanie, 
sowie viele Munition und Scheinwerfer ein. 
In Lemberg schalteten die Russen auch Ende Januar 
noch frei. So wurde aus Petersburg am 30. Januar ge 
meldet, daß an den Straßen in Lemberg eine Verfügung 
des Militärgouverneurs angeschlagen sei, wonach in pol 
nischen Schulen nur mit Erlaubnis des Militärgouverneurs 
unterrichtet werden dürfe. Der russischen Sprache müßten 
in jeder Klasse mindestens fünf Stunden wöchentlich ge 
widmet, in Geschichte, Geographie, polnischer Sprache und 
Literatur dürfe nur nach in Rußland genehmigten Büchern 
unterrichtet werden. 
Anfang Januar verstärkten die Russen ihre in der 
Bukowina befindlichen Streitkräfte durch bedeutende Rach 
Zu den Kämpfen in den Karpathen: Ruhepause einer österreichisch-ungarischen Truppenabteilung in der Nähe des Uzsoker Passes. 
Artillerie und Maschinengewehren wirkungsvoll beschossen, 
in Unordnung auf die nächsten Höhenlinien zurückgingen; 
zahlreiche Gewehre und viel Munition mußten sie in der 
aufgegebenen Stellung zurücklassen. 
Die Artilleriekämpfe am Dunajec verliefen auch weiter 
hin günstig für die k. u. k. Truppen. So wurden am 
19. Januar Abschnitte der feindlichen Jnfanterielinien er 
folgreich beschossen und die Räumung eines stark besetzten 
Meierhofes erzwungen. Eine österreichisch-ungarische Ab 
teilung drang nun bis an den Fluß vor, brachte den Russen 
mehrere hundert Mann Verluste bei und zerstörte die von 
ihnen angelegte Kriegsbrücke über den Dunajec. Dann 
nötigte starker Schneefall zu einer größeren Pause. Erst 
am 30. Januar kam es wieder zu lebhafterer Artillerie- 
tätigkeit. Die k. u. k. Artillerie war auch an diesem Tage 
erfolgreich: die Russen mußten in heftigstem Feuer einige 
Schützengräben räumen. 
Aber die Lage in und um Przemysl erzählte ein Flieger, 
der am 10. Januar die Stadt besucht hatte, daß die Russen 
einen Teil ihrer Einschließungstruppen von dort zurück 
schübe aus dem Hinterlande und gingen hierauf zum An 
griff gegen die k. u. k. Truppen vor, die am Suczawa- 
abschnitte und im oberen Gebiete des Czeremosz Aufstellung 
genommen hatten. Rach mehrtägigen Kämpfen entschloß 
sich die Leitung der österreichisch-ungarischen Streitkräfte, 
angesichts der bedeutenden zahlenmäßigen Überlegenheit 
des Feindes, schrittweise gegen die Karpathenpässe in 
günstigere Stellungen zurückzugehen. Die Russen folgten 
mit starken Kräften sowohl auf der Straße Eurahumora— 
Kimpolung, als auch auf jener von Radauh (Sereth) gegen 
Kirlibaba an der ungarischen Grenze. Es kam in den 
nächsten Tagen zu Plänkeleien vorgeschobener russischer 
Aufklärungstruppen. Am 9. Januar wurden zwei stärkere 
Abteilungen des Feindes an der österreichisch-ungarischen 
Vorpostenlinie zwischen Jakobeny, südwestlich Kimpolung, 
und der Gegend westlich Kirlibaba durch Artillerie- und 
Maschinengewehrfeuer zersprengt. Am 13. Januar gingen 
die Russen von neuem mit stärkeren Aufklärungsabteilungen 
gegen die k. u. k. Stellungen vor. Es sollte damit ein 
größeres Gefecht vorbereitet werden. Dieses erfolgte am
	        
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