Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/13. 
(Fortsetzung.) 
Als UM die Jahreswende der auf Seite 123 erwähnte 
Gegenangriff der Russen einsetzte, waren die Österreicher 
und Ungarn bereits bis in das Flußgebiet der Wisloka 
gelangt. Hier erzwangen sich die verstärkten russischen 
Armeen die Übergänge in einer nach Westen und einer 
nach Süden gerichteten Front. Für die letztere erfolgte 
der Anmarsch vornehmlich auf den beiden Straßen Dymow— 
Krosno und Rzeszow—Jaslo. Der Jasloer Gruppe wurde 
von der westgalizischen Armee unserer Verbündeten bei 
Eorlice Halt geboten. Die Krosnoer Gruppe, zog auf der 
schnurgeraden Duklaer Reichsstraße weiter, wo es auf 
dem von den Bohrtürmen mehrerer Naphthawerke be 
standenen hügligen Gelände zu einem lebhaften Geplänkel 
mit den die Nachhut deckenden abgesessenen Honved- 
husaren kam. Die Russen besetzten dann die alte, ehemals 
mächtige Handelstadt Dukla, die seit dein Aufkommen der 
Eisenbahn zu einem weltabgelegenen schmutzigen Rest 
herabgesunken ist. Die Bevölkerung war mit wenigen 
Ausnahmen geflohen. Das russische Kommando quartierte 
sich in dem Schloß des Grafen Mecinski ein, der seine kost 
bare Gemäldesammlung noch rechtzeitig in Sicherheit 
bringen konnte. Die Soldaten brachen alle Häuser auf, 
brannten verschiedene nieder, plünderten alles Brauchbare 
und nahmen den Rest als Brennmaterial mit. 
Am Uzsoker Paß mußten die k. u. k. Truppen zu Be 
ginn des Jahres etwas zurückgehen. Dagegen scheiterten 
in den folgenden Tagen alle Anstrengungen der Russen, 
weiter vorzudringen, an dem heldenmütigen Widerstand 
unserer Verbündeten. An der Linie Fenyvesvöl—Csontos 
konnten die Russen ebenfalls nichts ausrichten, zumal auch 
natürliche Hindernisse, wie Schnee und Regen, ihr Vor 
gehen erschwerten. Am 4. Januar drang ein Teil der 
in das Komitat Ung eingebrochenen russischen Truppen 
durch das Lyutatal in das Komitat Bereg vor. Dagegen 
wurde ein russischer Vorstoß in den Ostbeskiden über die 
Höhen östlich von Czeremcha am 7. Januar von den öster 
reichisch-ungarischen Truppen zurückgeschlagen, wobei 400 Ge 
fangene gemacht und 3 Maschinengewehre erbeutet wurden. 
In den nächsten Tagen kam es in den Karpathen wie in 
den Beskiden nur zu kleineren Plänkeleien. Aberhaupt 
herrschte jetzt einige Tage an der ganzen galizischen und 
Karpathenfront ein nahezu vollständiger Stillstand, die erste 
derartige Erscheinung seit Beginn des Krieges, die sich 
daraus erklärt, daß die Gegner einander in befestigten 
Stellungen frontal gegenüberstanden, so daß beiderseits 
die Angriffe wenig erfolgverheißend waren. Die öster 
reichisch-ungarischen Truppen legten auf der ganzen Front 
sehr starke Befestigungen an, in denen sich Offiziere und 
Mannschaften so gut wie möglich einrichteten. In wohn 
lichen Unterkünften setzten die Leute, vor der entsetzlichen 
Witterung geschützt, Waffen, Kleidung und Schuhwerl 
instand; ein Teil konnte sogar in Ortschaften Quartier be 
ziehen. Am 11. Januar mußten sich die Russen aus dem 
Ungtale näher an den Uzsoker Paß zurückziehen. Nebel 
und Schneetreiben begünstigten am folgenden Tage kleinere 
Überfälle und Plänkeleien der I. u. k. Truppen, wobei ver 
schiedentlich Erfolge errungen wurden. Am 16. Januar 
meldete das Blatt „Naprzod" aus den Karpathen: 
„Das erste Legionregiment unter dem Kommando des 
Oberstleutnants Sosenkowfki hat den Russen bei L. eine 
schwere Niederlage beigebracht. In heftigen Angriffen 
wurde das ganze Benderregiment vernichtet. 3000 Russen 
bedeckten die Walstatt. 11 Offiziere und 600 Mann wurden 
gefangen. 3 Maschinengewehre und viel Kriegsmaterial 
erbeutet. Der Kommandant des Korps, Erzherzog Joseph 
Ferdinand, hat dem Legionskommandanten seine hohe 
- . 
.Ä ' . * 
Phot. Ed. Frankl, Berlin-Friedenau, 
Zu den Kämpfen Ln den Karpathen: Österreichisch-ungarische Proviantkolonne am Fuße der Karpathen. 
Amerika«. Copyright 1915 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
- 
II. Band. 
28
	        
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