Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Phot. A. Grohs, Berlin. 
mich, Dir von der vortrefflichen Haltung Deiner Truppen 
in den jüngsten Kämpfen um Craonne Mitteilung machen 
zu können und Dich wie Dein Volk zu solchen Leistungen 
beglückwünschen zu dürfen." 
Der Tag von Wytschaete. 
i. 
(Hierzu die Kunstbeilage sowie das Bild Seite 157.) 
Mit Genehmigung des Königlich Bayrischen General 
kommandos gab ein Hauptmann in den „Münchner Neue 
sten Nachrichten" die folgende fesselnde Schilderung des 
heißen Ringens um Wytschaete bei Ppern, in dem eine 
junge Truppe ihre Feuertaufe erhielt und der betreffende 
Offizier selbst verwundet wurde: 
... Jeder war froh, als der Morgen graute und wir 
Houthem, diesen Ort der Zerstörung, verlassen konnten. 
„Deckung gegen Flieger, die ganze Kompanie in Linie 
hinter diese Hecke!" Die Felder sind dort nämlich nicht 
wie bei uns durch Marksteine oder Zäune, sondern durch 
etwa zweimannshohe Hecken mit armstarken Bäumen ab 
gegrenzt; entlang der Hecke Stachelzaundraht in drei bis 
vier Linien. Man muß sich den Weg hindurch mit Draht 
schere, Art und Säge bahnen, und das alle Ackerlänge. Die 
4. Kompanie war vorn dran, also Aufklärung gegen den 
Feind. „Wer meldet sich freiwillig?" Dreißig bis vierzig 
Mann stehen im Nu vor mir und rufen: „Hier!" Ich wähle 
die tapferen Einjährigen Sch. und E., die so etwas schon 
öfter gemacht hatten. Ihre Begleiter dürfen sie sich selbst 
aussuchen. Rasch instruiert — und fort sind sie; hoffentlich 
kommen sie wieder! Etwa eine Stunde später erhalten 
wir Befehl zum Antreten. In Kreuz- und Quermärschen, 
weil man immer den breiten Bächen ausweichen muß, geht 
es nach Westen. 
Die aufgedunsenen Pferdeleiber rechts und links des 
Weges mehren sich. Dann kommen auch die verlassenen 
Schützengräben, die wir schon gewohnt waren. Zum 
erstenmal auch in oder vor den Schützengräben erschossene 
Feinde, alles Inder. Vor den verlassenen Gehöften die 
von den Engländern erschossenen Viehherden; wir sollen 
kein Fleisch haben. Da endlich hält die Spitze, das ganze 
Bataillon in Kompaniekolonnen hinter einer großen Hecke, 
und es kommt der Befehl: „Die Herren Kompaniechefs zum 
Herrn Oberst!" Klar und bestimmt trifft er seine An 
ordnungen und setzt die Bataillone an. Der Oberstleutnant, 
der unser Bataillon führt, gibt den Unterbefehl. Auch er 
ist rasch zu Ende mit seinen Anordnungen. Nun zurück 
zur Kompanie. 
„Regiment greift an, vierte Kompanie in vorderer 
Linie!" Ein „Hurra" war die Antwort. Nun noch rasch 
Munition fassen. Der Patronenwagen der Kompanie ist 
nicht da; eine andere leiht uns, was sie entbehren kann. 
Ich bestimme den zweiten Zug in vordere Linie, fünf 
Schritte Zwischenraum, wie es in den „Kriegserfahrungen" 
uns gepredigt worden war. Der dritte soll später einschieben, 
der erste ist Unterstützungszug. Damit der Zug recht ange 
setzt wird, gehe ich selbst mit vor. Wir finden auch glücklich 
den Kirchturm von Wytschaete und haben damit das Ziel 
des Tages. Während der Entfaltung des Regiments hatten 
die Kanonen unaufhörlich gedonnert. Wir kamen die letzte 
Höhe hinauf, da pfeift's, und jenes Zischen und Sausen der 
Jnfanteriegeschosse beginnt, über das keiner reden soll, der 
es nicht selbst miterlebt hat. Also vorwärts, Raum ge 
winnen! Einzelne Vorsichtige beginnen sich im Liegen 
einzugraben. Wenn aber der Zugführer sein „Sprung auf, 
marsch marsch!" ertönen läßt, laufen sie wacker mit. Wir 
kommen näher heran und damit in feindliches Maschinen 
gewehrfeuer. Wo sie nur stecken? Vor uns ein großer 
Strohhaufe. „In dem sind sie drinnen!" ruft einer. Ich 
beobachte, kann aber nichts entdecken. Einer sieht zwei 
Rohre herausragen. Also gebe ich nach und kommandiere: 
„Rechter Halbzug feuert auf den Strohhaufen!" Die 
Schießerei wird immer heftiger, doch haben wir noch keine 
Verluste. Der Gegner schießt im allgemeinen zu hoch. „Also 
los, Leute! Das Maschinengewehr muß uns gehören!" 
„Herr Hauptmann, darf ich mit meiner Gruppe eine 
Umgehung machen?" ruft ein vierzigjähriger Gefreiter. 
„Wenn Sie es versuchen wollen, ist mir's recht; befehlen 
will ich es Ihnen nicht," und schon war M. fort. „Vom 
rechten Flügel Eruppensprünge!" rufe ich. Wir kommen 
glücklich bis zum Strohhaufen, und siehe da, es war eine 
Täuschung. Die Maschinengewehre waren nicht drinnen. 
Schon seit langer Zeit war der dritte Zug durch Winker 
zeichen zum Einschieben befohlen worden. Er kam aber 
Blick auf die Stadt Craonne mit den Höhen, die abwechselnd von Deutschen und Franzosen besetzt waren. 
Im Vordergrund Drahtverhaue, die von unseren Truppen im Sturm genommen wurden.
	        
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