Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
Phot. Berl. Jllustrat.--Ges. m. b. H 
Österreichisch-ungarische Gebirgsartillerie bei der Beförderung eines Geschützes schweren Kalibers. 
Hunderte solcher Geschütze wurden bei der Offensive in Südtirol mit der größtmöglichen Beschleunigung nach vorn ge 
worfen. eine in den hohen Bergen geradezu ungeheuerliche Aufgabe. 
Treuto = Trient, Rovereto = Rovreit, Caldonazzo = Kal 
inets ch, Monte Rovere — Aichberg, Val Sugana — Su- 
ganer Tal, Pergine -- Persen, Fersina ^ Fersen, Calce- 
ranica ^ Kalkrain, Pauli — Gereuth. Roncegno = Rund- 
schein, Borgo ^ Burgen, Lima Undici ^ Elferkogel, Cima 
Dodici — Zwölferkogel, Lavarone = Lafraun, Folgaria = 
Vielgereuth, Monte Scanupia ^ Knappenberg, Luserna ^ 
Lusern, Vallarsa = Brandtal. Anghebeni = Langeben, 
Lenotal = Laintal, Astico = Astach, Vezzena ■= Wiesen 
alpe, Asiago — Schlegen, Sette Communi ^ Sieben Ge 
meinden, Schio ^ Schleit, Strigno ^ Striegen. 
Am 17. Mai konnten die k. u. k. Truppen nicht nur alle 
Anstrengungen der Italiener zur Zurückeroberung ihrer 
festungsartigen Bergstellung auf der Zugna Torta südlich 
des Dorfes Moscheri zwischen Etsch- und Brandtal vereiteln, 
sondern auch oberhalb des Laintals am Terragnolorücken 
und südlich Piazza di Eostabella Raum gewinnen. Auf dem 
Eebirgstock zwischen Lain- und oberem Astachtal bemächtigten 
sie sich nach dem Monte Maronia auch des 1857 Meter hohen 
Monte Maggio, der bereits über die Landesgrenze läuft. 
Die Erfolge dieses Tages waren so unbestreitbar, daß die 
üblichen Verschleierungsversuche des Cadornaschen Berichtes, 
wonach die Österreicher und Ungarn „schreckliche und un 
geheure Verluste" gehabt haben sollten, durch die k. u. k. 
Meldung mit dem Hinweis zurückgewiesen werden konnten, 
daß Verluste nur der Herr des Schlachtfeldes abschätzen 
könne und daß die Einbußen auf österreichisch-ungarischer 
Seite nur sehr gering seien. 
Schon am folgenden Tage, dem 18. Mai, steigerte sich 
der italienische Mißerfolg derart, daß die Verbreitung des 
k. u. k. Tagesberichts in Italien verboten wurde, um dem 
Volke nicht alle Hoffnung zu rauben. Betrugen doch die 
Verluste jetzt bereits rund 10 000 Mann, 169 Offiziere, 
51 Maschinengewehre, 61 Geschütze, und immer noch blieben 
die Österreicher und Ungarn mit ihrem unter dem Befehl 
des Erzherzog-Thronfolgers Karl Franz Joseph stehenden 
Angriff im Fluß. Das permanente italienische Sperrfort 
Campomolon lsiehe Kunstbeilage) und das Torarofort, 
beide fast 1900 Meter hoch gelegen, wurden erstürmt. 
Ferner arbeiteten sich die unermüdlichen Angreifer im 
Laufe der Nacht vom Terragnolo aus an den Nordrand 
des 2114 Meter hohen Col Santo vor; die dort aufgestellten 
schweren Batterien der Italiener konnten durch flankieren 
des Eeschützfeuer von den neueroberten Stellungen auf 
der Zugna Torta (siehe Bild Seite 481) und dem Monte 
Maggio aus niedergehal 
ten werden. Erstere über 
höhte auch die italie- 
nischerseits befestigten 
Ortschaften Mori und 
Marco im Etschtale, die 
sonach ebenfalls nicht län 
ger zu halten waren. 
Dieser unwidersteh- 
lichenVorwärtsbewegung 
gegenüber ließ sich die 
von Cadorna versuchte 
Täuschung, als handle es 
sich nur um unwichtige 
Vorstellungen, unmög 
lich länger festhalten. Die 
italienische Heeresleitung 
wußte sehr wohl, wieviel 
auf dem Spiele stand, 
und leistete stärksten Wi 
derstand, vor allem auf 
dem Armenterrarücken. 
Doch vergeblich. — 
Gleichfalls am 18. Mai 
wurden die Italiener auch 
zwischen den tiefeinge 
schnittenen Tälern des 
Lainbaches, des Terra 
gnolo und der Astach 
unaufhaltsam zurückge-' 
drängt. 
Mehrfach betätigten 
sich auch die österreichisch 
ungarischen Luftstreit - 
fräste mit der Absicht, 
dem Feinde den Nachschub zu erschweren. Zum Beispiel 
suchten sie San Giorgio di Nogaro, Erado, Vicenza, Castel- 
franco, Per-la-Earnia und andere Plätze an derr italienischen 
Anmarschbahnen heim, während die Italiener am 25. Mai 
einen nächtlichen Luftvorstoß gegen Triest unternahmen, der 
ohne Ergebnis blieb. — Den Jahrestag der italienischen 
Kriegserklärung (24. Mai) begingen österreichisch-ungarische 
Seeflugzeuge durch einen abermaligen erfolgreichen An 
griff auf Bari. 
Der 19. Mai brachte die Vertreibung der Italiener vom 
Col Santo. Diese ihrerseits unternahmen gleichzeitig auf 
dem Armenterrarücken mit eiligst zusammengerafften Kräften 
einen nochmaligen Gegenstoß, verloren aber östlich des er 
oberten Werkes Campomolon die Tonessospitze, den Passo 
della Vena und den Monte Melignone. — Im Suganer Tal 
rückten die k. u. k. Truppen in Rundschein (-- Roncegno, 
siehe Bild Seite 475) ein. 
Tags darauf vermochten die Österreicher und Ungarn auch 
auf der Hochfläche von Lafraun «siehe Bild Seite 479 oben) 
Raum zu gewinnen. — Die Tiroler Kaiserjäger und die 
Linzer Infanteriedivision nahmen die Berggipfel Cima dei 
Laghi und Cima di Mesole und verjagten den Gegner auch 
vom Borcolapaß. Vom Col Santo drangen sie gegen den 
2286 Meter hohen Pasubio vor. In diesem unwirtlichen 
Gelände, dessen gefährliche Mulden und Spalten noch trüge 
rischer Neuschnee deckte, war nur schrittweise und in ge 
fährlichem Klettern vorwärts zu kommen. Ms nach größten 
Anstrengungen und Entbehrungen das Angriffsziel endlich 
erreicht war, sahen sich die waghalsigen Eebirgstruppen hef 
tigem Widerstand gegenüber; trotzdem gelang es ihnen, an 
dieser wichtigen Stelle, dem Schlüssel zur Straße nach Schio 
(Schleit), am 20. Mai und den nächsten Tagen im Vorrücken 
gegen Kamm und Gipfel zu bleiben. 
Der äußere italienische Sperrfortgürtel war nunmehr an 
wichtigen Punkten bereits überwunden. Die vorgeschoben 
sten Bergstellungen der Österreicher und Ungarn waren so 
gar der inneren Befestigungslinie bis auf 8 Kilometer Luft 
linie nahegerückt, so daß Arsiero schon im Schußbereich der 
k. u. I. schweren Artillerie lag. Die Paßstraßen nach Ar 
siero, Hochastach, Vena und Borcola waren dem Vor 
marsch der siegreichen Armee des Erzherzogs Karl Franz 
Joseph (siehe Bild Seite 473) geöffnet, und auf der Brand 
talstraße, die westlich der genannten Paßübergänge von Ro 
vreit nach Schleit führt, war mit Langeben schon der Feuer 
bereich der Sperrforts des Passo dell: Fugazzr gewonnen.
	        
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