Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
Verona starke Truppenmassen zusammen, die von hier aus 
die Farben Italiens nach Tirol und Kärnten tragen sollten. 
Mit fieberhafter Eile wurden schwere Batterien in Stellung 
gebracht, um zunächst einmal die Erenzforts, die wie treue 
Wachhunde vor den Eingangspforten lagen, niederzu 
kämpfen. Eine gewaltige Kanonade bildete die Einleitung 
zu den folgenden Kämpfen. Aber die Werke antworteten 
brav, und sehr bald erkannten die Italiener, daß es doch 
wesentlich schwieriger werden würde, als sie es sich gedacht 
hatten, diese Sperrforts niederzuringen. 
Ihre Eebirgstruppen klärten auf, wobei die treffsicheren 
Büchsen der Tiroler Standschützen tiefe Lücken in ihre 
Reihen rissen. Nach der prahlerischen Besetzung der Grenz 
stadt Ala wurde dann der Angriff gegen die Hochfläche von 
Folgaria angesetzt, die sich die Italiener als erstes Ziel aus 
ersehen hatten. Als aber nach heftigster Artillerievorberei 
tung ein Alpiniregiment zum Sturm antrat, sprühte ihm 
ein derartiger Feuerregen entgegen, daß selbst diese Kern 
truppe arg gelichtet den Rückzug antrat. 
Während die italienische Artillerie nach wie vor die 
Hochfläche von Folgaria mit Granaten bearbeitete, setzte die 
Infanterie zu einem Vorstoß gegen den Tonalepaß an, der 
jedoch scharf abgewiesen wurde. Ebenso holte sich eine 
italienische Brigade, die von Cortina d'Ampezzo auf Peutel- 
stein vorstieß, vor den dortigen österreichisch-ungarischen 
Stellungen eine empfindliche Niederlage, während gleich 
zeitig andere italienische Heeresteile, die einen Vorstoß in 
der allgemeinen Richtung auf Landro in Szene setzten, mit 
blutigen Köpfen heimgeschickt wurden. 
Rach Abweisung dieser Einzelstöße setzten die Italiener 
einen Angriff auf der ganzen Front an und brachen gleich 
zeitig gegen unsere Linien am Tilliacher Joch, Buchenstem, 
im Tofaner Gebiet und am Monte Coston vor. Sämtliche 
Angriffe scheiterten unter schweren Verlusten. Das gleiche 
Schicksal erlebte eine Kolonne, die, über eine Brigade stark, 
gegen die Eebirgsübergänge östlich des Fasfatales anging 
und deren Angriff an den dortigen starken Befestigungen 
so völlig zusammenbrach, daß vor einem einzigen dieser 
Stützpunkte nicht weniger als 176 italienische Leichen ge 
zählt wurden. 
Der nächste Stoß der Italiener galt dem Col di Lana 
im Ampezzaner Gebiet, der nach starker Artillerievorberei 
tung von mehreren Bataillonen angegriffen wurde. Zurück 
geschlagen, wiederholte der Gegner seinen Ansturm mit 
frischen Truppen, ohne jedoch auch dieses Mal ein besseres 
Ergebnis erzielen zu können. Ein am gleichen Tage unter 
nommener Vorstoß der Italiener, die gegnerischen Stel 
lungen am Kreuzbergsattel zu durchbrechen, wurde rasch 
zum Stehen gebracht. 
Hier abgewiesen, richteten die Italiener abermals einen 
heftigen Angriff gegen den Eol di Lana und versuchten 
gleichzeitig, sich der Erenzbrücke bei Schluderbach zu be 
mächtigen. Beide Angriffe brachen im feindlichen Feuer 
zusammen. Der nächste Tag brachte dann einen von meh 
reren Bataillonen geführten Angriff gegen den Seikofel am 
Kreuzbergsattel. Dieser Offensive kam aber ein so heftiger 
Gegenstoß entgegen, daß die Italiener, überrannt und ge 
worfen, fluchtartig in die Wälder südlich des Erenzbaches 
zurückgingen. 
Ein übles Ende nahm auch der Vorstoß einer starken 
italienischen Kolonne, der man zwei Eebirgsbatterien bei 
gegeben und den Befehl erteilt hatte, über die Focellina 
di Montorzo südwestlich Pejo zum Angriff vorzugehen. 
Schon sehr frühzeitig entdeckt, wurde diese Kolonne der 
artig beschossen, daß sie schleunigst den Rückzug antrat. 
Einige Tage später erfolgte ein Vorstoß der Italiener 
auf Schluderbach, der leicht abgewiesen wurde. 
Diesen Einzelstößen 
folgten dann zwei große 
Angriffe, von denen sich 
der eine gegen die Feda- 
jastellung nordwestlich 
Caprile, der andere ge 
gen die Popenalinie süd 
lich Schluderbach rich 
tete, ohne daß es jedoch 
den Italienern gelungen 
wäre, hier an irgend 
einem Punkte in die 1. 
u. k. Stellungen einzu 
dringen. Run leiteten sie 
Vorbewegungen in brei 
ter Front an der Tonale,- 
straße, im Gebiete der 
Rotwandspitze, im Drei 
zinnengebiet, im Bacher 
Tal, am Kreuzbergsattel 
und an der Popenalinie 
ein, in der Hoffnung, 
eine schwache Stelle zum 
Durchbruch zu finden. 
Doch als nach ausgiebiger 
Artillerievorbereitungder 
Sturm begann, wurden 
die Angreifer derartig mit 
Feuer zugedeckt, daß der 
Angriff auf der ganzen 
Linie zum Stehen kam. 
Ebenso wurde eine ita 
lienische Kolonne, die im 
Val Sugana auf Carzano 
nordöstlich Borgo vorstieß, unter schweren Verlusten über 
den Masobach zurückgeworfen. 
Nach der gründlichen Abfuhr, die sie hier erlitten hatten, 
wandten sich die Italiener erneut ihrem alten Angriffsziel, 
der Hochfläche von Folgaria, zu, deren Vorfeldstellungen 
kräftig berannt wurden. Nachdem sie 200 Mann eingebüßt 
hatten, wurde auch dieser Angriff eingestellt und ein Ber- 
saglieriregiment herangeholt, das sehr brav gegen den Monte 
Coston anlief, unter schwersten Verlusten aber abgeschlagen 
wurde. Auch einer zweiten Sturmstaffel gelang es hier 
nicht, Gelände zu gewinnen, sie mußte unter erheblicher 
Einbuße auf die alten Linien zurückgehen. Um das Un 
glück der Italiener zu vervollständigen, wurde auch an den 
Eebirgsübergängen von Tre Sassi eine italienische Kolonne 
derartig übel mitgenommen, daß sie außer 300 Toten auch 
noch viele Verwundete liegen ließ. Der Versuch einer ita 
lienischen Abteilung, im Gebiete von Schluderbach gegen 
die Toramescharte vorzukommen, wurde mühelos abgewiesen. 
Nunmehr verlegten die Italiener das Hauptgewicht ihrer 
Angriffe gegen unseren vorgeschobenen Stützpunkt auf dem 
Gipfel des Col di Lana, der nach wochenlangem erbitterten 
Ringen in ihre Hände fiel, ein Erfolg, der mit Rücksicht auf 
die Flankierung dieses Berges von der Fedajastellung aus 
und die Überhöhung von der Hauptlinie mit den italienischen 
Riesenverlusten keineswegs im Einklang stand. Alle Ver-
	        
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