Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
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Phot. A. Apke, Wien. 
Österreichisch-ungarische Soldaten während einer Gefechtspause an der Strypa. 
Gräben wurden rasch von den Eingedrungenen gesäubert, 
denen Sperrfeuer den Rückweg verlegte. Was nicht fiel, 
wanderte in Gefangenschaft. 
Nachdem diese Vorstöße der Russen gegen die bessara- 
bische Front gescheitert waren, wandten sie ihre Aufmerk 
samkeit erneut der Strypafront zu. Wie an der ganzen 
Südostfront, hatten sie auch in diesem Kampfabschnitt be 
sonders ausgewählte Truppen stehen, vor allem Sibirier, 
sowie das ebenfalls als ausgezeichnet bekannte südrussische 
Korps Samara. Ihre Artillerie war zahlreich, das Geschütz 
material teils durch neues ausgewechselt, teils durch frisch 
eingeschobene Batterien verstärkt. Ihr erster Stoß galt der 
österreichisch-ungarischen Vorfeldstellung bei Trybuchowce. 
In dunkler Nacht warfen die Russen überraschend mehrere 
Bataillone gegen diese vorgeschobene Stellung vor, die unter 
dem Druck der gewaltigen Übermacht geräumt werden mußte. 
Aber die Freude der Russen sollte nicht lange dauern. Noch 
in derselben Nacht wurde eine fast ganz aus Freiwilligen be 
stehende Stoßgruppe angesetzt, die Russen wurden überrannt 
und geworfen, wobei sie mehrere Offiziere und über 100 Mann 
in den Händen der österreichisch-ungarischen Truppen lassen 
mußten. Als der neue Tag anbrach, befand sich die Vor- 
Die vorderste österreichisch-ungarische Stellung an der Strypa. ^ ot * 2l * ^ fe ' 2ßien * 
feldstellung bei Trybuchowce wieder 
fest in der Hand der k. u. k. Truppen, 
und nur die zahlreich herumliegenden 
Russenleichen ließen die Wut de^ 
Kampfes erkennen, der sich hier ab 
gespielt hatte. Erneute russische Ver 
suche, sich dieser Stellung zu bemäch 
tigen, wurden scharf abgewiesen. 
Jetzt wandten die Russen ihre 
Aufmerksamkeit der Eipsarka zu, einen 
Höhe, die nach einer unweit gelege 
nen Eipsmühle ihren Namen hat und 
auf der sich ebenfalls eine vor die 
Hauptlinie vorgeschobene Vorfeldstel 
lung befand. Als sie nach reichlicher 
Artillerievorbereitung zum Angriff 
schritten, gelang es ihnen auch hier, 
zunächst in die Stellung einzu 
dringen, aber ebenso wie bei Try 
buchowce wurden sie sofort durch 
einen Gegenstoß der schneidigen un 
garischen Honvede wieder hinaus 
befördert. Die Schlappe bei der Eip- 
sarka hat übrigens die Russen mäch 
tig geärgert: jeden Tag bekam sie 
ihr Teil an Granaten und Schrap 
nellen, und als ich am Karfreitag 
an dem dortigen Teil unserer Front 
war, herrschte zwar auf dem größten 
Teil des Kampfgebietes Ruhe, über der Eipsarka aber sah 
man die russischen Schrapnellwölkchen oder den schwarzen 
Rauch einschlagender Granaten. 
So wie im Südteil des Strypaabschnittes ist es den 
Russen auch auf dem nördlichen Gelände dieses so heiß 
umstrittenen Kampfgebietes ergangen. Auch hier waren sie 
besonders nach dem kurz zuvor erfolgten Besuche des Zaren 
an der Strypafront offensiv geworden, hatten ihre Stel 
lungen vorgeschoben und besonders auch eine Sappe in der 
Gegend von Dobropole vorgetrieben, an deren Spitze sie 
einen Minenwerfer in Stellung brachten. Sie hatten ihn 
nicht lange, denn schon in der nächsten Nacht drangen die 
österreichisch-ungarischen Truppen — es waren abermals 
Honvede, die schon vor Brest-Litowsk beim Sturm auf Ko- 
bylany sich so glänzend bewährt hatten — mit jähem Über 
fall in den russischen Graben. Ein wilder Nahkampf folgte, 
in dem die Ungarn Sieger blieben. Die Sappe wurde auf 
das gründlichste durch Sprengung zerstört, dann gingen die 
Sieger unter Mitnahme des Minenwerfers sowie einer An 
zahl Gefangener, des errungenen Erfolges froh, auf ihre 
alte Stellung zurück. Die Russen aber hatten in ihren Ünter- 
nehmungen kein Glück. So wurde eine Abteilung, die gegen 
den Abschnitt Fort Baltin, bekannt 
durch die fürchterliche Niederlage der 
Russen in der letzten Januarschlacht, 
vorstieß, mit blutigen Köpfen abge 
wiesen, und als sie weiter nördlich bei 
Wisniowczyk vorzutasten versuchte, 
mußte sie, ebenfalls übel zugerichtet, 
schleunigst auf ihre alten Stellungen 
zurückgehen. 
So sind denn alle Versuche der 
Russen, an der Strypa- und Dnjestr- 
front die österreichisch - ungarischen 
Linien zu durchbrechen, unter schwe 
ren Verlusten zwar für den Angrei 
fer, aber unter größter Schonung 
des eigenen Menschenmaterials, ge 
scheitert. 
Die kulturelle Tätigkeit des 
k. u. k. Militärgouverneurs 
in Serbien. 
Von Nifat Gozdovic Pascha. 
(Hierzu die Bilder Seite 451.) 
Nach dem Zusammenbruch des ser 
bischen Heeres war die Flucht des 
größten Teiles der eingeborenen Be 
völkerung die nächste Folge. Da aber
	        
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