Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

446 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
In den hier angedeuteten Möglichkeiten und Voraus 
setzungen liegt Wesen und Ziel der deutschen Kriegsbeschä 
digtenfürsorge beschlossen. Betrachten wir die Aufgaben 
und Maßnahmen im einzelnen. (Fortsetzung folgt., 
Munitionstransporte. 
(Hierzu die farbige Kunstbeilage.) 
Die Riesenanstrengungen, die bei allen Kriegführenden 
auch heutzutage noch gemacht werden, um die Munitions 
versorgung der kämpfenden Truppen zu sichern, zeigen am 
besten, welche Bedeutung man in modernen Kriegen dem 
Nachschub an Geschossen beimessen muß. Zwar war man 
sich schon im Frieden über die Wichtigkeit klar. Nicht um 
sonst betonte die deutsche Felddienstordnung: „Die Führer 
aller Grade sind verpflichtet, einerseits für sachgemäßes 
Haushalten mit der Munition, anderseits für deren recht 
zeitige Ergänzung zu sorgen." Wer hätte jedoch vor dem 
Kriege an einen so riesigen Geschoßverbrauch gedacht! Die 
klaffende Lücke zwischen der vorgesehenen Geschoßmenge 
und dem Bedürfnis konnte in England nur mit knapper 
schimmer zu verraten, die zerschossenen Dörfer. In strenger 
Marschordnung wird die rechte Straßenseite innegehalten 
und die linke freigelassen, um entgegenkommenden oder 
vorfahrenden Kraftwagen höherer Stäbe den Weg nicht 
zu versperren, was meist ein Unglück zur Folge haben würde. 
Unsere farbige Kunstbeilage zeigt ein allnächtliches Vor 
kommnis. 
Die Kämpfe an Strypa und Dnjestr. 
Von Walter Oertel, Kriegsberichterstatter. 
(Hierzu die Bilder Seite 446—449.) 
Es ist ein alter Hexenkessel, die südöstliche Ecke der öster 
reichisch-ungarischen Front gegen Rußland. Immer und 
immer wieder setzten die Russen hier zum Durchbruch än, 
Zehntausende von ihren besten Leuten deckten schon sterbend 
hier den Boden, aber immer wieder trieb der Befehl des 
Zaren auf Drängen der anderen Mitglieder des Vierver 
bandes die russischen Regimenter gegen die Hindernisse. Die 
österreichisch-ungarische Losung heißtdort „Ruhig aushalten". 
Das Gelände ist der Verteidigung günstig. Tiefein- 
Phot. Franz Otto Koch, Berlin. 
Soldatendorf an der Südostfront. 
Rot durch Einsetzung eines Munitionsministeriums gemil 
dert werden, während sich in Deutschland die Anpassung 
an die neuen Kriegserfahrungen wesentlich ruhiger vollzog 
— ein Zeichen unserer besseren Organisation. 
Ebenso wichtig wie die Munitionsherstellung ist das regel 
mäßige Vorbringen der Eeschoßmengen an die Front: der 
Munitionstransport. Nachdem die Munition in den Fa 
briken hergestellt und von der Militärbehörde abgenommen 
ist, wird sie von den Artilleriedepots in Munitionszüge 
verladen. Diese unterstehen dem Feldmunitionschef im 
Großen Hauptquartier und bilden einen sehr beweglichen 
Reservefonds, der den einzelnen Armeen zugweise zur Ver 
fügung gestellt wird. Hört beispielsweise im Etappen 
hauptort die Eisenbahn auf, so kommt die Munition in den 
dortigen Etappenmunitionspark oder wird durch Etappen 
munitionskolonnen in die Munitionsdepots gebracht. Nach 
der Anforderung durch das Generalkommando werden die 
Infanterie- und Artilleriemunitionskolonnen auf das Ge 
fechtsfeld vorgezogen und den unterstellten Truppen zu 
gewiesen. Lange Munitionskolonnen beleben tagtäglich die 
Zufahrtstraßen des Operationsgebietes oder sie liefern an 
Brennpunkten des Kampfes bei Nacht den kostbaren In 
halt der Munitionswagen ab. In endlos scheinendem Zuge 
durchqueren diese Kolonnen, ohne sich durch einen Licht 
geschnitten durchfließt die Strypa den Nordteil unserer dor 
tigen Kampffront. Auf ihrem Ostufer (siehe Bild Seite 448 
unten) vorgeschoben liegen unsere Linien. Das Gelände 
ist leicht wellig, gut zu übersehen, hier und da kleine Wald 
abschnitte. Die Stellungen, die die k. u. k. Truppen seit 
dem Herbst 1915 zähe hielten, wurden den Höhenlinien 
folgend derartig angeordnet, daß sie sich nicht nur gegen 
seitig auf Grund ihrer Linienführung flankierten, sondern 
auch infolge der Wellenform des Geländes an vielen Punkten 
konzentrisches Etagenfeuer möglich war. Die Stellungen 
selbst wurden außerordentlich stark ausgebaut mit betonierten 
Unterständen und gedeckten Wegen, nach Möglichkeit gegen 
Artilleriefeuer geschützt; tiefe, in mehreren Gruppen an 
geordnete Hindernisse verwehrten dem Gegner die Annähe 
rung. Die Bätterien hatten sich genau eingeschossen, waren 
gut verdeckt und so aufgestellt, daß sie sofort ihr Feuer kon 
zentrisch auf einen etwa angegriffenen Punkt der Infanterie- 
linie verlegen konnten. Wo der Abstand der russischen Stel 
lungen es ermöglichte, wurden noch besondere Feldwachstel 
lungen vorgeschoben, die, ebenfalls gut eingegraben, das 
Vorgelände überwachten. Weiter südlich folgten die öster 
reichisch-ungarischen Stellungen zunächst dem Dnjestr, dessen 
südliches Ufer den Vorteil bietet, daß es das nördliche über 
höht. Dann ging die k. u. I. Front in die sogenannte bessara- 
p ' ■ 
ti*' ' 
i *£ \[ % 
pH 
** A 
1 
1 v 
h r* * »• M 
H W
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.