Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

Phot. Berl. Jllustrat.-Ges. m. b. H. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
sämtlich unversehrt zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehren. 
— Gereizt durch so viel Mißerfolge, wandten sich die Ita 
liener von Zeit zu Zeit immer wieder in blinder Zerstörungs 
wut gegen wehrlose Schiffe des Gegners und suchten sie 
ohne Warnung zu vernichten. 
Ein solcher Fall ereignete sich auch am 9. Mai im Narenta- 
kanal zwischen San Giorgio auf der Insel Lesina und Kap 
Eomena auf der Halbinsel Sabioncello, wo der kleine Lokal 
dampfer „Dubrovnik" durch zwei Torpedoschüsse vernichtet 
wurde. Schon der erste hatte genügt, das Schiff zum Sinken 
zu bringen und seine Fahrgäste zum Aufsuchen der Rettungs 
boote zu veranlassen. Als diese bereits abzustoßen im Be 
griff waren, explodierte ein zweiter Torpedo aus derselben 
Richtung wie der erste und schleuderte das Steuerbord 
rettungsboot samt seinen Insassen in die Luft, so daß diese 
verwundet oder tot ins Meer stürzten. Der Täter war ein 
französisches Unterseeboot, das den italienischen Seestreit 
kräften beigegeben war. Dieser Fall veranlaßte die öster 
reichisch-ungarische Regierung, an die Wiener Vertreter der 
Mittelmächte und der Neutralen am 15. Mai eine Kund 
gebracht. Sämtliche Fenster in der Nähe wurden durch 
Sprengstücke oder Luftdruck zerstört und ein tiefes Loch in 
den Boden gerissen. Es gelang, zwei Leute, die sich im 
Augenblick des Vorfalls auf der Straße befanden und da 
durch verdächtig erschienen, zu verhaften. Genaue Unter 
suchung förderte noch eine zweite Bombe zutage, die bereits 
in den Keller eingeschmuggelt worden war. 
Mit dem Anschlag, der ohne Zweifel von englischer 
Seite ausging, war zweierlei bezweckt: die Beseitigung des 
unbequemen bulgarischen Gesandten und die Störung der 
Beziehungen Bulgariens zu Griechenland. Der griechische 
Gesandte in Sofia, Raum, sprach sofort dem bulgarischen 
Ministerpräsidenten Radoslawow das tiefste Bedauern seiner 
Regierung über den Vorfall aus, worauf der Minister der 
griechischen Regierung sein volles Vertrauen ausdrückte. 
Zu häufigen Meinungsverschiedenheiten zwischen der 
griechischen Regierung und dem Vierverbande führte nach 
wie vor der Anspruch des letzteren auf ungehinderten Durch 
zug der Serben von Korfu durch Griechenland. Die Er 
füllung des Verlangens hätte dieses in große Ungelegenheit 
In den Kämpfen bei Tolmein gefangene Italiener warten auf ihre Abführung. 
gebung zu erlassen, in der gegen die zahlreichen rohen Völker 
rechtsverletzungen der Italiener und Franzosen auf das 
entschiedenste Einspruch erhoben und die tückische Zerstörung 
des „Dubrovnik" als „brutaler, der Menschlichkeit Hohn 
sprechender, durch nichts zu entschuldigender Gewaltstreich", 
das Abfeuern des zweiten Torpedos auf den bereits im 
Sinken begriffenen, von Rettungsbooten umgebenen Damp 
fer, nur zu dem Zweck, die Rettung der Gefährdeten zu 
verhindern, als „vorbedachter Mord" bezeichnet wurde. 
Auch auf dem Balkan gingen die gewalttätigen Maß 
nahmen des Vierverbandes gegen Griechenland unverändert 
weiter. Bis zum 22. April waren von der Regierung dieses 
unglücklichen Landes gegen solche Rechtsverletzungen nicht 
weniger als 63 Verwahrungen eingelegt worden, von denen 
6 allein auf die dritte Aprilwoche fielen. 
Bald sollte eine neue Willtürhandlung folgen. Am 
25. April kurz vor Mitternacht versuchten Unbekannte, durch 
das Kellerfenster des Gebäudes der bulgarischen Gesandt 
schaft in Athen eine Bombe in das Innere zu schaffen, was 
jedoch wegen des starten Fenstergitters mißlang. Nun 
wurde die Bombe durch eine Zündschnur zum Explodieren 
gebracht und vielleicht sogar zu planmäßiger Besetzung sämt 
licher wichtiger Punkte des Landes durch den Vierverband 
geführt. Deshalb blieb die griechische Regierung fest, und 
Stuludis drohte sogar mit der sofortigen Sprengung aller 
Eisenbahnbrücken und Tunnel, falls der Verband versuchen 
sollte, mit Gewalt seinen Anspruch durchzusetzen. 
Diese Entschlossenheit wirkte so, daß der Vierverband 
sich damit begnügte, die Serben vorerst auf dem Seewege 
zu befördern. Dafür eignete er sich mit Gewalt wieder 
einen Platz in Neugriechenland an: die kleine Besatzung des 
griechischen Forts Dowa-Tepe nördlich Demir-Hissar wurde 
von einem starken Aufgebot französischer Truppen zum 
Abzug gezwungen und das Fort kampflos in Besitz ge 
nommen. Und ähnliche Vorkommnisse ereigneten sich noch 
mehrere. 
Vor Saloniki (siehe Bild Seite 444) blieb es bei Vor 
postengefechten, in denen sich auf englisch-französischer Seite, 
trotz Verschleierung durch Kavalleriemassen, große Stellungs 
verschiebungen bemerkbar machten. Die deutsche und die 
bulgarische Luftflotte leisteten hierbei durch Aufklärung wert 
volle Dienste, so daß Überraschungen unmöglich wurden. — 
Ende April verloren die Feinde vor Saloniki wieder ein 
Transportschiff, das von einem deutschen Tauchboot versenkt
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.