Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
würdig kleines Kaliber 
von 16,4 oni. Im 
merhin wog das Ge 
schoß 45 kg. - Eine 
Granate stak noch un- 
abgefeuert im Rohre, 
und 63 weitere lagen 
daneben bereit. Dieser 
Koloß ryar annähernd 
vier Meter hoch mit 
aller Kunst gegen 
Treffer eingedeckt: 
Betonplatten, mäch 
tige Baumstämme, 
Erde und Steine, 
obenauf dann Rasen 
und Buschwerk gegen 
Sicht — so stand die 
ser geheimnisvolle 
Feind in seiner unter 
irdischen Wohnung 
und streckte nur ge 
rade die Rase zu dem 
schmalen Spalt hin 
aus, der die Richtung 
auf Eonflans wies. 
Aus den Kämpfen um Verdun: Das von den deutschen Truppen eroberte Conflans-Geschütz, 
ein Marinegeschütz, mit dem die Franzosen ein Jahr lang den Bahnhof von Conflans vergeblich 
beschossen. Das Geschütz war so eingebaut, daß es von den Franzosen bei ihrem Rückzug nicht 
mitgenommen werden konnte. 
Anderswohin konnte die Kanone gar nicht schießen. Die 
Entfernung bis Conflans beträgt rund 17 km; ein Flach 
bahngeschütz von dieser Größe schießt natürlich noch beträcht 
lich weiter. 
Artilleristen der Marine waren zur Aufstellung und Be 
dienung der Kanone abkommandiert. Sie mußten eine 
besondere Feldbahn durchs Gehölz bauen, um das Un 
geheuer in Stellung bringen zu können. Fortschaffen ließ 
es sich nicht mehr, als der Rückzug nötig wurde. Es be 
deutet eine ziemliche Keckheit, so nahe hinter der Front ein 
solches Marinegeschütz einzubauen,- offenbar hat der Kom 
mandant dieses Abschnittes sehr wenig an die Möglichkeit 
gedacht, daß die Deutschen eines Tages vorrücken könnten. 
Als unsere Leute, von einem Gefangenen geführt, die 
Kanone fanden, brannten drunten im Unterstand die 
Lampen noch. Gleichzeitig entdeckte man im Nachbarwald 
von Hermeville ein zweites Geschütz von gleicher Art, ge 
nau so bombensicher eingebaut und auf Etain gerichtet. 
Dicht neben dem Unterstand der Conflans-Kanone fanden 
wir an einem Baum eine Tafel mit der französischen Wid 
mung: „Den Bienen die Blumen. Den Franzosen die 
Ehre. Den Deutschen — den Dreck!" 
Da besagter Dreck 
in einer Schiffskano 
ne von acht Metern 
Länge bestand, konn 
ten die Deutschen die 
Widmung ruhig an 
nehmen. 
Aus den meisten 
der Gehölze und Wäl 
der im Woevre sind 
die Franzosen zurück 
gegangen, als ihre 
Front im Norden zu 
sammenbrach und sie 
in Gefahr gerieten, 
von der linken Flanke 
her gepackt, aufge 
rollt oder gar abge 
schnitten zu werden. 
Da haben sie dem 
Druck von Osten her 
nachgegeben und sind 
erst am Fuße ihrer 
bewaldeten Berge 
zum Stehen gekom 
men. Mel entschie 
dener haben sie ihre Stellungen im Norden, zwischen Azan- 
nes und Consenvoye, und zwar besonders die Waldbefesti 
gungen und die Dörfer verteidigt. 
Die Wälder auf den Hügeln des östlichen Maasufers 
sind weit zahlreicher als diejenigen in der Ackerebene des 
Woevre. Der Wald von Haumont, Ormont, Eaures, der 
Fosseswald und das Herbebois, der Chauffour-, Albain- 
und Caillettewald mußten gestürmt, das heißt in den meisten 
Fällen Schritt für Schritt erkämpft werden. Und was für 
Hindernisse hatten die deutschen Truppen hier zu über 
winden! 
Ich habe den Caureswald durchstreift, der den tap 
feren Hessen und Rheinländern die schwerste Arbeit machte. 
Zwei aktive französische Jägerbataillone lagen ihnen hier 
seit Jahr und Tag gegenüber. Alle Befestigungskünste 
des neuzeitlichen Stellungskrieges waren aufgeboten, um 
den Abschnitt uneinnehmbar zu machen. Das übliche 
mehrere Meter tiefe Geflecht von Drähten vor den Gräben 
war durch zwei Meter hohe Drahtnetze verstärkt, die an die 
Bäume genagelt waren. Vor den Gräben hochaufge 
schichtet undurchdringliche Astverhaue, mit versteckten Ma 
schinengewehren dort, wo der Graben einen Winkel machte 
Phot. Franz Otto i 
Bei Verdun gefangene französische Offiziere, die sich in ihrer Ausrüstung kaum von der Mannschaft unterscheiden. 
i), Berlin.
	        
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