Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
Gräben und Stacheldrahtverhauen angelegt hatten, vom 
Feind zu säubern und bis zum Waldrand durchzustoßen. 
Das 2. Bataillon bildete den rechten Flügel der für diesen 
Tag angesetzten Kampfgruppe und hatte ein Waldstück von 
800 Meter Tiefe vor sich; links schloß eine bayerische Di 
vision an. Bei uns wurde der Angriff an einer Stelle an 
gesetzt, an der die gegnerischen Gräben am nächsten gegen 
überlagen, 20—30 Meter; in diesem Zwischenraum liegen 
ein Dutzend tiefer Sprengtrichter, Spuren früherer Nah 
kämpfe, die beim Sturm umgangen werden mußten. Auf 
der anderen Seite der Trichter mußten die Stürmer sich 
nach rechts und links ausdehnen und durften doch die 
Fühlung nicht verlieren, eine taktisch nicht so ganz leichte 
Aufgabe, doch ging alles über Erwarten glatt. Von mor 
gens 8 Uhr an schoß unsere Artillerie aus allen Kalibern 
bis zu 21 Zentimeter. Eine 15-om-Batterie stand so dicht 
hinter unserem Verbandplatz, daß die Scheiben unserer 
Fenster, die natürlich nach rückwärts gerichtet sind, von 
den Abschüssen in Scherben gingen. Den Rest, den unsere 
Kanonen nicht klein kriegten, haben dann die Einschläge 
vollends erledigt? — Kurz vor 4 Uhr nachmittags erhöhte 
sich das Schießen zum Trommelfeuer, dann erfolgte zwi- 
Mit den Wäldern von Malancourt und Avocourt war 
diesen ein Frontabschnitt zugefallen, auf dessen-Besitz der 
Gegner besonderen Wert gelegt hatte. Die neu eroberte 
Waldstellung ermöglichte den Deutschen die seitliche Be 
drohung der wichtigen Höhe 304 von Südwesten her, wäh 
rend sie aus Nordwesten schon seit der Wegnahme der Stel 
lung Toter Mann (siehe Bild Seite 348 oben) seitlich bedroht 
war. Avocourt und Toter Mann, Malancourt und Bethin- 
court bildeten nunmehr die Grenzpunkte einer sackförmigen 
Stellung, in der der Feind von allen Seiten mit Feuer be 
strichen werden konnte. Vielfach erwartete man jetzt eine 
Zuschnürung des Sackes auf der Linie Avocourt—Toter 
Mann. Die Maßnahme, die beim Blick auf die Karte nicht 
eben schwierig zu sein schien, erfolgte indessen nicht, sie lag 
aber auch gar nicht im Plane der deutschen Heeresleitung, 
weil sie sehr starke Kräfte erfordert und zu einer Bedrohung 
der Deutschen in der eigenen Flanke geführt hätte. 
Statt sich auf eine solche immerhin nicht ungefährliche 
Unternehmung einzulassen, schritten die Deutschen zur 
Säuberung und vor allem Sicherung der neuen Stellung, 
um auf bevorstehende Gegenangriffe gerüstet zu sein. 
Diese erfolgten sehr bald und zahlreich, blieben aber trotz 
Die Außenmauer der Feste Vaux. Nach einer französischen Aufnahme. 
scheu den gegnerischen Gräben der Angriffstelle eine große 
Sprengung von 100 Zentnern Dynamit, die unseren solid 
gebauten Verbandplatz zum Wackeln brachte und zu den 
elf zwischen den Stellungen vorhandenen noch einen letzten 
zwölften großen Trichter hinzufügte. Sofort nach der 
Sprengung kletterten die Stürmer über die Brustwehren. 
Ohne Hurra, mit möglichster Geschwindigkeit ging es über 
die französischen Gräben hinweg auf das befohlene Ziel 
zu (siehe Bild Seite 344/345). Was an Franzosen in 
den Gräben stand, ergab sich sofort unter der Wirkung 
der Handgranaten. Die Säuberung der französischen 
Unterstände überließen die Sturmtruppen den nachfolgen 
den Kompanien. So kam es, daß nach einer halben 
Stunde auf unserem württembergischen Abschnitt alles 
erledigt und der Waldrand beseht war. In dieser Zeit, 
also beim Sturm selbst, hatte das Bataillon nur 3 Tote. 
Da die Bayern mit ihrem Angriff etwas später kamen, 
entwich ein großer Teil der uns gegenüberliegenden Fran 
zosen nach links in deren Abschnitt, und so erklärt es sich, 
daß die Bayern später eine verhältnismäßig größere Ee- 
fangenenbeuie machen konnten als wir. Im ganzen fing 
unsere Kampfgruppe annähernd 3000 Mann, darunter 
1 Brigade- und 2 Regimentskommandeure." — Im ganzen 
waren jetzt vor Verdun schon über 30000 Mann durch 
die Deutschen zu Gefangenen gemacht worden. 
aller Wucht erfolglos. — Die Zipfel der 4 Kilometer tiefen 
und wenig mehr als 5 Kilometer breiten im deutschen 
Kreuzfeuer liegenden Sackstellung wurden von den Orten 
Böthincourt und Malancourt gebildet, die, in einer sump 
figen Talniederung gelegen, nunmehr in erster Linie unter 
dem Druck des schweren Eeschützfeuers der Deutschen lagen. 
In einem Abstand von wenig mehr als 300 Metern schließt 
sich an Malancourt das kleinere Dorf Haucourt an, durch 
das in östlicher Richtung der Forgesbach fließt, um später 
in die Maas zu münden. An der Stelle seiner Mündung 
war der Forgesbach bereits in deutschen Händen, ebenso 
ein großer Teil seines Laufes östlich Böthincourt. Bei 
Haucourt wird die Flußniederung von Hügeln umsäumt, 
die als Stützpunkte für die wichtigen französischen Stel 
lungen auf den Höhen 287 und mehr noch 304 von großer 
Bedeutung waren; sie lagen zwischen dem von den Deut 
schen eroberten Waldstück von Malancourt, dem Forges 
bach, der Straße Haucourt—Malancourt und der Straße 
Malancourt—Avocourt. 
Gegen diese Höhen trugen die Deutschen am 22. März 
ihren Angriff mit Erfolg vor, so daß die neue deutsche Linie 
nunmehr dicht südlich Malancourt—Haucourt verlief. Die 
beiden Dörfer selbst blieben noch im Besitz der Franzosen, 
die offenbar, entschlossen waren, die Höhe 304 trotz des 
zermalmenden Kreuzfeuers der Deutschen bis zum Äußersten
	        
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