Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Vierter Band. (Vierter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
lichen Einheit und der hehren Gedanken an all das Große 
und Gewaltige unserer Tage, wurde in Frankfurt am 
Main aufgestellt zur Hilfe für kriegsgefangene Deutsche 
(Abbildung 8). 
Mit Freuden wurden überall Spenden der Begüterten 
aufgenommen, um armen Schülern und genesenden Krie 
gern eine Kriegsnagelung mit eigener Hand Zu ermöglichen. 
Abweisung eines italienischen Angriffs 
an der Tofana. 
IHterzu das Bild Seite 337.) 
So oft auch die Italiener einen Vorstoß in die Alpen 
täler versuchten oder eine vorgeschobene Höhenstellung zu 
stürmen wagten, wurden sie von einem so mörderischen 
und wohlgezielten Maschinengewehrfeuer überrascht, daß 
die Mehrzahl, ehe sie überhaupt nur zum Schuß kam, außer 
Gefecht gesetzt war und das Häuflein Überlebender sich 
schleunigst zur Flucht wandte, ehe es zu spät war. Trotz- 
bem wiederholten die Italiener stets ihre nutzlosen Angriffe. 
Besonders richteten sie ihr Augenmerk auf die Täler und 
Paßstraßen, die 
von Italien aus 
über die Alpen 
nach Tirol, Kärn 
ten und Steier 
mark führen und 
als Einfalltore in 
die österreichischen 
Erenzlünder in 
erster Linie in Be 
tracht kommen. 
Ende Februar 
hatten die Italie 
ner im Gebiet der 
Tofana nach län 
gerer Pause wie 
der eine rege Tä 
tigkeit entfaltet 
und suchten durch 
geschickt vorberei 
tete und rasch aus 
geführte Überfälle 
sich der österrei 
chisch -ungarischen 
Stellungen zu be 
mächtigen. Im 
Morgennebel war 
es ihnen oft leicht, 
sich hinter Felsen 
und Steinen bis 
auf wenige Meter 
an die k. u. k. Grä 
ben heranzuschlei 
chen. Doch die Ver 
teidiger hatten stets Augen und Ohren offen und erkannten 
rechtzeitig die Gefahr, der sie durch einen plötzlichen Gegen 
angriff zuvorkamen. So lagen die Verhältnisse im Februar, 
als die österreichisch-ungarischen Posten das Herannahen einer 
stärkeren italienischen Alpiniabteilung in dem Tofanaab- 
schnitt meldeten. Sofort machte sich alles kampfbereit; jeder 
versah sich ausgiebig mit Munition, Hand- und Stielgranaten 
und erwartete in Ruhr den anschleichenden Feind. Etwa 
150 Meter vor der k. u. k. Stellung sammelten sich die 
Italiener und brachen allenthalben mit lautem „Evviva 
Italia! cc und „Avanti Savoia!“, von ihren Offizieren an 
gefeuert, vor. Noch näher ließ man sie herankommen, 
dann wurde es auch drüben lebendig. Wie der Blitz fuhr 
die Mannschaft hinter den als Deckung dienenden Felsen 
vor und empfing den Feind mit einem wohlgezielten Schnell 
feuer. Dieser plötzliche Gegenangriff überraschte die Ita 
liener für einige Augenblicke, und ehe sie noch von ihren 
Waffen Gebrauch machen konnten, war der Feind wie das 
Wetter unter ihnen. Rascher noch als sonst Bajonett und 
Gewehr arbeiteten hier die gefürchteten Handgranaten, die 
sich im Nahkampf als eine ebenso schreckliche wie brauch 
bare Waffe erwiesen haben. Die erste Reihe der Angreifer 
war bald niedergemacht, und wer allenfalls bis an die 
österreichisch-ungarische Linie herankam, der machte noch 
'schlimmere Bekanntschaft mit Bajonett und Gewehrkolben. 
Hofphot. Eberth, Cassel. 
Feldgraue mit französischen Kindern, die zutraulich zu ihren deutschen Nachbarn herüberkommen, 
da sie wissen, daß immer etwas Gutes für sie abfällt. 
Keiner der Feinde konnte in der bestürmten Felsenstcllung 
Fuß fassen, und unter schweren Verlusten mußte der 
Gegner sich bald darauf zur Flucht wenden, verfolgt von 
den wackeren Kaiserjägern, die an diesem Tage allein 
etwa 50 Gefangene machten, ohne selbst nennenswerte 
Verluste zu erleiden. 
Mit den Bundesbrüdern in den Karpathen. 
Hinter Munkacz nahm uns das Gebirge auf, das damals, 
mitten im März, noch einen hochwinterlichen Eindruck 
machte. Die deutschen Truppen, die hier zu den öster 
reichisch-ungarischen Bundesgenossen stießen, sollten nicht 
nur die Verteidigungstellen verstärken, sondern hatten auch 
die Aufgabe, den Russen eine Reihe beherrschender Stel 
lungen wieder zu entreißen. Der Weg führte zunächst steil 
bergan. Wir teilten ihn recht oft mit Wegebaukolonnen 
und ganzen Karawanen von Maultieren und Eseln, die 
Munition auf die Paßhöhen schleppten. Sie waren uns ein 
ungewohnter Anblick, paßten aber recht in die gewaltige 
Gebirgslandschaft hinein. Einmal klomm sogar eine der be 
rühmten Motor 
mörserbatterien 
densteilenWegmit 
uns hinauf. Wir 
hörten sie einige 
Tage später nicht 
weit von uns ent 
fernt ihre eherne 
Sprache reden, 
während sie un 
seren Sieg mit vor 
bereiten half. Es 
schienunsdas reine 
Wunder, daß diese 
gewaltigen Ma 
schinen so mühelos 
die größten Stei 
gungen nahmen, 
obwohl die Straße 
deutliche Spuren 
ihres mehrmonati 
gen Kriegsdienstes 
trug. Der unge 
wohnten Bilderka- 
men dann noch 
mehrere, unter an 
derem Maschinen 
gewehre und Ver 
wundete auf Ein 
zelschlitten, Last 
pferde mit kleinen 
Gebirgsgeschützen 
aus dem Rücken 
und anderes. 
Der Aufenthalt in den großen Höhen war zwar nachts 
bitterkalt, aber unsere Feldgrauen hatten sich sehr bald auch 
hierin der neuen Gegend angepaßt, so daß verhältnismäßig 
äußerst wenige Erkranküngen vorkamen. Unsere Bundes 
brüder hielten denn auch mit ihrer Anerkennung nicht zu 
rück. Wir sollten sie bald in noch höherem Maße er 
ringen. 
Vor unserer Stellung lagen die Russen auf der beherr 
schenden Höhe Z., die sich riegelartig unseren Eebirgs- 
stellungen vorlagerte. In aller Heimlichkeit mußten des 
halb die Vorbereitungen zur Überrumplung des Gegners 
getroffen werden, um durch plötzliche Überraschung einiger 
maßen den Ausgleich gegenüber seiner natürlichen starken 
Stellung, die durch Verhaue noch verbessert war, zu schaffen. 
Wir hatten eine schwere Aufgabe vor uns. Doch am Morgen 
des 20. März war sie in einer einzigen Stunde gelöst. 
Von vorn und zugleich von der Seite griffen wir die völlig 
überraschten Russen an, während die schwere Artillerie den 
feindlichen Nachschub in die Flucht jagte. Viele Gefangene 
und große Geschütz- und Munitionsbeute waren der Lohn des 
schnellen Sieges. Wir gaben die Stellung an ein k. u. k. 
Landwehrregiment ab und sollten zur Belohnung für den 
glänzenden Erfolg einige Tage Talquartiere beziehen. Doch 
schon zwei Stunden nach dem Abmarsch wurden wir tele 
phonisch wieder zurückgerufen: die Russen hatten mit zehn-
	        
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