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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16.
Der Führer eines Wasserflugzeuges
wird an der Landungstelle durch einen
Matrosen in wasserdichtem Alanzug an
Land gebracht.
12. Februar fand ein derartiges
Massenauftreten von Wasserflug
zeugen statt.
Daß Wasserflugzeuge mit ei
ner Seebasis oft besonders gün
stig verwendet werden, um gegen
Gebiete zu wirken, die weit hin
ter der feindlichen Front liegen,
zeigt der türkische Kriegschauplatz.
Der von den Engländern besetzte
Küstenstreifen an den Darda
nellen bot für die Anlage eines
Flugplatzes keine Gelegenheit.
Anderseits war der Weg von
Lemnos den Engländern für die
Erkundungsflüge zu weit. Des
halb verwendeten sie Flugzeug
mutterschiffe als Seebasis, die
sie möglichst nahe an die Front
vorschoben. Natürlich stets außer
halb der Schußweite von Küsten
batterien. Nicht ungeschickt an
gelegt war ferner ihr Versuch,
im Dezember 1914 von der
Seeseite her gegen Kurhaven
vorzugehen. Drei Kanaldampfer
brachten die Wasserflugzeuge ein
gutes Stück der deutschen Küste
entgegen. Daß die Flieger nach
her trotzdem so gut wie gar
keine Erfolge erzielten, lag an
anderen Umständen. Englischer-
seits war ihnen die Lösung ih
rer Aufgaben so leicht wie nur
irgend möglich gemacht worden.
In weitesten Kreisen bekannt
wurde die Aufklärung der Ma
rineluftschiffe gegen England.
Immer näher kamen sie mit
jeder neuen Fahrt der City von
London, bis es eines Nachts plötzlich Bomben
regnete. Nicht uninteressant ist eine Bemer
kung kn englischen Zeitschriften über Weddigens
Tat: „Die Zerstörung der drei britischen Kreuzer
in der Nordsee geschah durch die Aufklärung
eines Marineluftschiffedieses leitete das Unter
seeboot, das jene versenkte." Gewiß, es ist nicht
unmöglich, daß die Aussendung des It-Bootes
damals auf Grund der Aufklärungsergebnisse
eines Marineluftschiffes erfolgte, doch entziehen
sich Einzelheiten darüber unserer Kenntnis.
Die Aufklärung gegen Minen ist eine Kriegs
erfahrung, die ein seltsamer Zufall einen Staat
machen ließ, der damals noch gar nicht am
Kriege beteiligt war: Italien. Im Oktober 1914
kreuzte das italienische Luftschiff P 4 über
dem Adriatischen Meere und entdeckte dabei,
wie gut sich Minen beobachten ließen, die sich
von ihrer Verankerung losgerissen hatten. Es
handelte sich damals um österreichisch-ungarische
Minen. Seither scheint ein ähnliches Ver
fahren sowohl von den Engländern vor den
Dardanellen, als von uns gegen den Kanal
und gegen Riga angewendet worden zu sein.
Auf jeden Fall beeinflussen Windstärke, Wo
gengang und Beleuchtung die Beobachtungen
in günstiger Weise. — Die Aufklärung gegen
Unterseeboote wurde schon einmal im Frieden
angewandt. Als wenige Monate vor Kriegs
beginn das englische It-Boot A V bei Ply
mouth untergegangen war, sandten die Bri
ten ein Flugzeug auf die Suche, das das
untergegangene Boot bald gefunden hatte. So
wohl im Rigaischen Meerbusen
wie in den Dardanellen ver
nahm man vom Auffinden
feindlicher D-Boote durch Was
serflugzeuge. Ebenso gute Er
fahrungen haben unsere Ma
rineluftschiffe auf dem Weg
nach England gemacht. In
englischen Marinekreisen wurde
schon Klage geführt, wie es
habe geschehen können, daß
immer wieder feindliche U-
Boote nicht nur Kreuzer un
gesehen angriffen, sondern so
gar wieder unentdeckt entran
nen. In mehreren ihrer Tages
zeitungen fand sogar der Ruf
nach einer größeren Anzahl von
Wasserflugzeugen für jedes Ge
schwader lauten Widerhall, da
man in ihnen die Retter aus
derUnterseebootgefahr erblickte.
Neuerdings scheinen einige ih-
rerTruppentransportschiffe aus
demselben Grunde von Flug
zeugen begleitet zu werden.
Daß diese Neuerung vorläufig
noch keine endgültige Lösung
bedeutet, zeigt am besten die
Mitte Oktober 1915 deutscher
seits gemeldete Torpedierung
von drei Transportdampfern
mit je 2000 Mann Hilfs
völkern und ihrer Ausrüstung
an Verpflegung und Munition.
lEiik weiterer Aufsatz wird folgen.)
Ein Wasser
flugzeug. zur
Abfahrt bereit,
wird von Ma
trosen auf das
Wasser
gebracht, wobei
d-iefe bis ins
Wasser hinein
gehen.
Matrosen beim Einbringen eines Wasserflugzeugs am Landungsteg.
Bilder von der Marinefliegerschule in Kiel.
Nach photographischen Aufnahmen von A. Grohs, Berlin.