Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Siebenter Band. (Siebenter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
war der italienischen Führung nicht unbekannt. Allein um 
den Gabriele war schon so viel Blut geflossen, daß es den 
Italienern darum zu tun war» ihre Bemühungen wenig 
stens durch die Besetzung des Berges gekrönt zu sehen. 
An dem Widerstand der Verteidiger brachen sich aber alle 
ihre Anläufe. 
So kam es, datz die Italiener am 2. September ihre An 
strengungen nur gegen den Nordhang des Gabriele und 
die Talsenke von Britof richteten» wo sich wieder schwere 
Nahkäntpfe entwickelten. Gleichzeitig lebten die feindlichen 
Angriffe an der Wippach und im südlichen Kampfgelände 
nahe bei der Küste auf; sie blieben jedoch ebenso erfolglos 
wie Vorstöße bei Komarje an der nach Brestovica führenden 
Straße. Bei Selo (siehe die Karte Seite 235), wo die 
Italiener Fortschritte gemacht und dadurch den Verteidi 
gungsraum der k. u. k. Truppen vor der Stara-Lokvahöhe 
etwas eingeengt hatten, stiegen die Österreicher und Ungarn 
am 4. September von der genannten Höhe zu Tal und 
griffen den Feind mit großem Nachdruck an. Dieser hatte 
den Stotz wohl erwartet und äußerst starke Kräfte bereit 
ersten zurückgeschlagenen Brigaden fortgesetzt neue dichte 
Sturmkolonnen zugeführt, um den Berg diesmal von den. 
österreichisch-ungarischen Stellungen unter allen Umständen, 
loszureißen. Der Berg war eigentlich schon eine Insel in 
Rauch und Feuer, von der aus nach rückwärts kaum nach 
eine Verbindung aufrecht erhalten werden konnte. Un 
geheuerliches mutzten die Verteidiger leisten, nicht nur im 
Kampf gegen die feindliche Übermacht, sondern auch im Er 
dulden vonWasser-und Nahrungsmangel. Eigene Kraftwagen 
(siehe untenstehendes Bild) führten das Wasser soweit wie 
möglich bis an die Front, dann wurde es auf Tragtieren bis 
in die vorderen Linien gebracht. Das feindliche Feuer ver 
legte aber den Tieren schließlich den Weg, so datz sich todes 
mutige Soldaten kriechend mit unsäglicher Mühe mit dem 
kostbaren Naß an die Kämpfenden heranarbeiten mutzten. 
Dank der Heldenhaftigkeit der Verbindungsmannschaften 
und der über alles erhabenen Tüchtigkeit der Grabenbesatzung 
gelang es abermals, die Italiener im Schach zu halten. Die 
Verteidiger erblickten ihre Aufgabe auch hier auf beschränktem 
Raume nicht in starrem Festhalten ihrer Linien. Diese 
Wasserversorgung im Karstgebief durch Wafserkrafttvagen, die so nahe wie möglich an die Front fahren.> Vom Halteplatz aus 
Weiterbeförderung durch Tragtiere. Nach einer Orlginalzeichnung von Kurd Albrecht. 
gestellt, die trotzdem nicht verhindern konnten, datz sie von 
den k. u. k. Truppen zurückgedrückt wurden und dabei 
einen wesentlichen Teil ihres Raumgewinnes wieder ver 
loren. Dazu büßten sie 4000 Mann und 100 Offiziere als 
Gefangene ein. Die Gesamtzahl der in der 11. Jsonzo- 
schlacht gefangenen Italiener schwoll damit auf 15 000 an. 
Starke Gegenangriffe, die die Feinde auf dem ganzen Süd 
abschnitt ansetzten, vermochten das Ergebnis des Tages 
nicht zu ändern. 
Tags darauf setzten die Italiener ihre Unternehmungen 
fort, erhöhten dadurch aber nur neben ihren blutigen Verlusten 
jene an Gefangenen auf 160 Offiziere und 6300 Mann. 
Die mit starken Kräften in der Nähe der Küste durchgeführten 
Vorstöße der Italiener hatten jedenfalls mehr den Zweck, die 
inzwischen neu eröffnete Angriffsfolge am Gabriele zu unter 
stützen und zum Ziele kommen zu lassen. Am 3. September 
steigerten die Feinde die Wucht des Vorbereitungsfeuers 
wieder zum Trommelfeuer; ununterbrochen lag der Berg 
im dichtesten Granatenhagel der stark gehäuften italienischen 
Batterien. Aber erst am nächsten Tage wagten sich die 
italienischen Sturmhaufen zum Angriff vor. Vom Dol- 
fattel aus, der den Monte Santo und den Monte San Ga 
briele in halber Höhe verbindet, und bei Britof wurden den 
konnten ihnen ja keine eigentliche Deckung mehr bieten» da 
die Verteidigungsanlagen außerordentlich gelitten hatten. 
Deshalb versuchten die Österreicher und Ungarn mit bestem 
Gelingen durch einen örtlich gebundenen Bewegungskampf 
der Feinde Herr zu werden. In sechs machtvollen Vor 
stößen, die stets mit frischen Truppen gespeist wurden, 
drangen die Italiener schließlich bis zur höchsten Spitze des 
Berges vor. Der Gegenangriff der Verteidiger warf sie 
aber wieder hinunter und drängte sie bis zum Nordhang 
zurück. Mit äußerstem Nachdruck setzten die Feinde dann 
das Vernichtungsfeuer auf den Gabriele und die umliegenden 
Kampfabschnitte fort und erneuerten am 5. September gegen 
fünf Uhr morgens ihre Sturmläufe, mit denen sie auch nörd 
lich und südlich vom Berge die österreichisch-ungarischen 
Linien zu erschüttern trachteten- Doch auch diesmal hatten 
die Zahlreichen Batterien und Minenwerfer nicht genügt, 
um den Sturmbrigaden den Erfolg zu sichern, wenn sie auch 
mehrmals die Spitze des Berges erreichten. Die Ver 
teidiger ließen sich das Bollwerk nicht dauernd entreißen. 
Die Kraft des österreichisch-ungarischen Gegenstoßes machte 
am 5. September mittags die k. u. k. Truppen von neuen: 
zu Herren des heißumstrittenen Berges. Weitere Angriffe der 
> Feinde wurden blutig abgeschlagen (siehe die Kunstbeilage).
	        
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