Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Siebenter Band. (Siebenter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
Phot. Bufa. 
Zwei gefangene Engländer tragen einen verwundeten Kameraden hinter die deutsche 
Kampflinie. 
notwendig erwies, die 
russischen Hilfstrup 
pen in Frankreich aus 
den vorderen Linien 
zurückzuziehen. Die 
russischen Soldaten 
gaben immer wieder 
zu erkennen, daß sie 
nicht gewillt waren, 
noch länger an den 
gefährdetstenPunkten 
für Frankreich zu blu 
ten. Die französische 
Heeresleitung ging in 
brutalster Weise gegen 
ihre Bundesgenossen 
vor; sie wählte aus 
ihnen 130 Leute als 
Rädelsführer aus, 
von denen jeder 
zehnte Mann erschos 
sen wurde. 
Der ständige Druck 
der Deutschen an der 
Aisnefront und in der 
Champagne, der am 
17. Juni wieder zu 
einem umfangreichen 
und für sie glücklichen 
Stoßtruppunter 
nehmen bei Cerny geführt hatte, veranlaßte die Feinde zu 
stärkerer Feuertätigkeit. Schon am nächsten Tage nahmen 
die Franzosen auch die Jnfanteriekämpfe wieder auf. Ihr 
Zweimaliger Ansturm auf die Bergnase nahe bei der 
Hurtebise - Ferme wurde abgeschlagen. Glücklicher waren 
sie in den Kämpfen um einen vorspringenden Teil des 
Hochberges, wo es ihnen gelungen war, sich nach starkem 
Feuer in deutschen Stellungen festzusetzen. Aber schon 
Tags darauf eroberten märkische Truppen in schneidigem 
Gegenangriff den größten Teil des französischen Raum 
gewinnes am Hochberg zurück, so daß die gesamte Unter 
nehmung den Feinden nur wieder nutzlose schwere Verluste 
gekostet hatte. 
Ein Tag hitziger Kämpfe wurde der 20. Juni. Die 
Frttnzosen nahmen die Hurtebise-Ferme unter starkes Ar 
tilleriefeuer, dem sie einen Angriff folgen lassen wollten. 
Allein die deutschen Granaten wirkten in der Abwehr der 
feindlichen Angriffsversuche so verheerend, daß alle Sturm 
versuche schon in den französischen Ausgangstellungen im 
Entstehen erstickt wurden. 
Im Raume von Vauraillon, nordöstlich von Soissons, 
stürmten nach starker Mknenwerfervorbereitung Kompanien 
einiger aus Rheinländern, Braunschweigern und Hanno 
veranern bestehenden Regimenter die französischen Stel 
lungen und brachten sie in 1500 Metern Breite in ihre 
Gewalt. Das ausgezeichnete Zusammenwirken der Stoß 
truppen, der Artillerie und der Flieger verwirrte den 
überraschten Feind so sehr, daß einzelne deutsche Abtei 
lungen bis zu den französischen Reserven vordringen 
konnten. Im ganzen erbeuteten die Deutschen dabei 
16 Maschinengewehre und 160 Gefängene; ferner sprengten 
sie eine Anzahl feindlicher Minenwerfer. Die Franzosen 
griffen an diesem Tage mit geringem Erfolg auch den 
Sattel östlich vom Cornillet an, während die Deutschen eine 
größere Unternehmung am Pöhlberg glücklich durchführten. 
Dort nahmen tapfere Altenburger und andere Thüringer 
nach kurzem Feuerüberfall die feindlichen Linien in 400 Me 
tern Breite, fügten den Gegnern schwere blutige Verluste 
zu und machten über 100 Gefangene. 
Ein neuer schwerer Teilstoß traf die Feinde am 22. Juni 
bei Filain am Chemin des Dames. Niedersächsische Regi 
menter führten dort gegen einen der wichtigsten von den 
Franzosen in den Aisneschlachten erlangten Bodengewinne 
nach kurzem Artillerie- und Minenwerferfeuer einen Über 
fall aus, durch den dem Feinde ein Gebiet von 500 Metern 
Tiefe und 1200 Metern Breite verloren ging. Mit drei ge 
waltigen Eegenunternehmungen vermochten die Franzosen 
nicht, das Verlorene wieder in ihre Hände zu bringen. 
Während sich die Deutschen trotz der neuen feindlichen 
Gegenstöße und der Artilleriewirkung der Gegner in den 
neugewonnenenStel- 
lungen einrichten 
konnten, mußten die 
Franzosen auch das 
östlich vom Cornillet- 
berge in tagelangen 
Kämpfen eroberte 
Gebiet unter dem 
Druck des zusammen 
gefaßten deutschen 
Wirkungsfeuers wie 
der räumen. 
Die Deutschen setz 
ten ihre Teilangriffe 
mit bestem Erfolg 
fort. Am Chemin 
des Dames griffen 
ihre Stoßtruppen am 
28. Juni bei der Feste 
Malmaison an. Bei 
Courtecon und süd 
östlich von Ailles er 
stritten sie größere 
Vorteile. Westfälische 
Regimenter warfen 
die Franzosen in der 
Gegend von Cerny 
aus einem 1000 Meter 
breiten Graben. Ob 
wohl sich die Feinde 
dort auf einen Tunnel stützen konnten, hatten sie starke Ver 
luste und verloren außer 150 Gefangenen noch 6 Maschinen- 
und Schneiladegewehre. 
Bei den Kämpfen in der Champagne und an der Aisne 
front lag die oberste Leitung in den Händen des Heeres 
gruppenführers, des deutschen Kronprinzen, dem der Oberst 
Graf von der Schulenburg (siehe Bild Seite 8) als Stabschef 
zur Seite stand. Die Armee an der Aisne kommandierte 
der General v. Boehn (siehe Bild Band V Seite 333), 
dessen Stabschef der Oberstleutnant Reinhardt war. Eine der 
Nebenarmeen befehligte der General Fritz v. Below, der im 
Frieden zuletzt Kommandeur des 21. Armeekorps in Saar 
brücken war. Von den übrigen Stabschefs sind namentlich 
der Oberst v. Loßberg (siehe Bild Seite 106) und der Major 
v. Klüber hervorzuheben. Die Namen dieser Führer und 
ihrer Gehilfen, deren umsichtigen Maßnahmen in erster 
Linie die Erfolge im Westen zu verdanken sind, verdienen 
dem Gedächtnis des ganzen Volkes eingeprägt zu werden. 
Einen größeren Angriff führten die Deutschen an der 
Verdunfront auf dem westlichen Maasufer aus, nachdem 
wenige Tage zuvor (am 23. Juni) französische Aufklärungs 
truppe nördlich von St.Mihiel (siehe Bild Seite 104) und öst 
lich von der Mosel abgewiesen worden waren. Am Westhang 
der viel umstrittenen Höhe 304 (siehe Bild Seite 107) stießen 
posensche Regimenter in 2000 Metern Breite und 500 Metern 
Tiefe in die französischen Stellungen vor und nahmen sie. 
Die Kämpfe wurden am nächsten Tage fortgesetzt und 
führten zu einer beträchtlichen Erweiterung der deutschen 
Stellungen auf dem westlichen Maasufer. Pofener drangen 
bis tief in den Grund zwischen der Höhe 304 und dem 
„Toten Mann" vor und besetzten wichtige Stücke der Straße 
Böthincourt—Esnes. Im Zusammenhang mit diesen Ge 
fechten stürmten tapfere Württemberger die französischen 
Gräben am Ostrande des Avocourtwaldes in 300 Metern 
Breite und 350 Metern Tiefe, machten dabei 60 Gefangene 
und hielten den Gewinn fest. 
Der von westfälischen Regimentern bei Cerny errungene 
Erfolg wurde durch Wegnahme einiger französischer 
Erabenlinien südlich von dem Gehöft La Novelle erweitert. 
Südöstlich von Corbsny führten ferner Bayern nach 
schwerster Feuervorbereitung eine Erkundung aus, bei der 
sie in einer Breite von 1200 Metern bis zu den Hinteren 
feindlichen Linien durchstießen und eine große Anzahl Ge 
fangene machten. 
Am 30. Juni nahmen die Kämpfe, meist Gegenangriffe 
der Franzosen, an allen erwähnten Punkten ihren Fort 
gang. An der Höhe 304 brachen die Feinde meist schon 
im Sperrfeuer zusammen. Die schwersten Angriffe aus 
diesem Frontabschnitt erfolgten im Raume von Cerny. 
wo die Franzosen nach dreimaligen vergeblichen Stürmen
	        
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