Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
die uns die Not der Zeit auferlegt hat, auf sich genom 
men hat. 
Sollen aber, so müssen wir schließlich fragen, die Er 
nährungslehren, die der Krieg geliefert hat, nur eine 
flüchtige Episode unseres Lebens bilden, etwa wie ein 
schwerer Traum, der im Augenblicke des Erwachens unseren 
Geist umnebelt, um sich für immer in ein Nichts aufzu 
lösen? Oder dürfen wir hoffen, daß eine geläuterte Er 
kenntnis von der Schädlichkeit überfeinerter Lebens- und 
Ernährungsgewohnheiten die Kriegsepoche überdauern und 
uns den Weg zur Natur, den uns die Not aufgezwungen 
hat, auch für fernere Zeiten weisen wird? Wir glauben, 
wenn nicht alle Zeichen trügen, diese Fragen mit voller 
Zuversicht bejahen zu dürfen. Zu tief sind die Verluste, zu 
schmerzlich die Wunden, die der Weltkrieg unserem Volks 
körper geschlagen hat, als daß wir in spielerischer Sorg 
losigkeit die Forderungen von morgen außer acht lassen 
könnten. Mehr denn je wird die Zukunft ein starkes, mann 
haftes, von Lurus und verweichlichender Genußsucht freies 
Menschengeschlecht heischen. 
Freuen wir uns, daß die Kriegszeit uns trotz aller ihrer 
Entbehrungen und Einschränkungen 
doch die Vorzüge einer naturgemäßen 
und vernünftigen Lebensweise ge 
zeigt und damit uns und der künf 
tigen Generation den Weg zur Förde 
rung derVolksgesundheit gewiesen hat. 
Die Opferung 
englischer und französischer 
Hilssvölker. 
Außer Artilleriekämpfen und un 
bedeutenden örtlichen Angriffen, wie 
westlich Serre am 21. November und 
nördlich Eueudecourt und am St. 
Pierre-Vaast-Walde am 22. Novem 
ber fehlten in den letzten Tagen des 
Jahres 1916 zwischen Somme und 
Ancre umfassendere Kampfhandlun 
gen. Die große Sommeschlacht stockte 
abermals, und die kühnen Hoffnun 
gen, die die Engländer und Fran 
zosen an den groß angelegten An 
griff an der Ancre knüpften, waren 
bereits wieder begraben. Die un 
geheure Verschwendung von Men 
schen und Munition war wieder um 
sonst. Englische Blätter schrieben am 
15. November, nunmehr sei Hoff 
nung, daß der Siegespreis Bapaume 
noch in diesem Jahre errungen werde. 
Bapaume hat allerdings weder eine 
militärische, noch eine wirtschaftliche 
oder politische Bedeutung. Sein 
geringer moralischer Wert aber stünde 
in einem schreienden Mißverhältnis zu dem Opfer von über 
600 000 Mann. Von Bapaume bis zum nächsten Punkt 
der belgischen Grenze sind noch 65 Kilometer, bis an die 
deutsche nicht weniger als 165. Indessen nicht einmal Ba 
paume vermochten die Engländer und Franzosen in vier- 
zehntägiger Schlacht zu erreichen. Aus allen Berichten 
verdichtete sich immer mehr der Eindruck, daß die Somme 
offensive in Blut und Schlamm stecken blieb. Die Witte 
rungsverhältnisse waren derart geworden, daß alle Angriffe 
aussichtslos erscheinen mußten. Ein großer Teil der Granaten 
platzte in dem aufgeweichten Boden nicht mehr. Die 
Sturmtruppen traten durchnäßt und frierend mit verschmutz 
ten Gewehren an. Die Liegengebliebenen erwartete ein 
jämmerliches Schicksal. 
Diese unsinnigen Angriffe, deren Aussichtslosigkeit weder 
der englischen noch der französischen Heeresleitung ver 
borgen geblieben sein konnten, fanden ihre Erklärung wohl 
darin, daß die Heeresleitungen nur um des Ansehens willen 
die Schlacht fortsetzten, und daß sie in erster Linie nicht ihre 
eigenen Landeskinder, sondern ihre weißen und farbigen 
Hilfsvölker verbluten ließen. Am Großkampftage vom 
5. November führten die Engländer volle drei australische 
Divisionen rücksichtslos ins Feuer, nachdem die Australier 
schon seit 23. Juli an der Somme eingesetzt worden waren. 
Volle sechs Wochen kämpften sie in dem heißumstrittenen 
Gelände von Poziöres. Zum großen Teil wurden junge, 
kriegsunerfahrene, nur kurze Zeit ausgebildete australische 
Soldaten gegen die deutschen Maschinengewehre vorgeschickt. 
Selbst bei dem einzigen ernsten Angriff, der seit Beginn 
der Kämpfe an der Somme an der übrigen englischen Front 
bei Fromelles am 19. Juli stattfand, wurde neben einer 
englischen Division eine australische Division ungeübter 
junger Truppen zum Angriff eingesetzt, der blutige Ver 
luste kostete. 
Immer wieder tauchten australische Truppen in der 
vordersten Linie auf, so oft sie auch schon im Feuer dezimiert 
wurden. Im Juli, August und September verloren die 
Australier und Neuseeländer rund 35 000 Mann, bei Fro 
melles außerdem 5000 Mann. Drei ihrer Divisionen wurden 
an der Somme vollständig aufgerieben. Auch die Kanadier 
wurden, nachdem sie im Juli bei Ppern die schwersten Ver 
luste hatten und etwa auf ihren halben Bestand vermindert 
wurden, anfangs September an der Somme eingesetzt. 
An allen Großkampftagen vom 9. September bis 23. Ok 
tober standen sie in vorderster Linie. Eine Brigade Süd 
afrikaner wurde im Delvillewalde 
vollkommen vernichtet. Die An 
klagen aus den verschiedenen Domi 
nions haben die englische Heeres 
leitung veranlaßt, bei dem Angriff 
auf Beaumont und Beaucourt aus 
drücklich hervorzuheben, daß dieser 
.Angriff durch Truppen von den eng 
lischen Inseln durchgeführt worden 
sei. Allein, an der Butte de Warlen- 
court mußten die Australier schon 
wieder ihren Blutzoll zahlen. Die 
englischen Werber haben sie, wie aus 
allen Aussagen der Gefangenen her 
vorging, mit Verlockungen betrogen. 
Die australischen Kontingente wur 
den lediglich für Ägypten und später 
für die Dardanellen angeworben. 
Auch die Franzosen haben ihre 
Hilfsvölker rücksichtslos eingesetzt. An 
fang Juli sollten Senegaltruppen im 
Verbände mit Kolonialdivisionen den 
ersten Stoß südlich der Somme füh 
ren. Wie vor Verdun bei einem 
Angriff auf Fort Douaumont, wur 
den auch bei den Vorstößen am St. 
Pierre - Vaast - Walde Senegalc sen 
festgestellt. Nachdem die Wahrheit 
trotz Zensur langsam in den Kolo 
nien bekannt wurde und dort die 
Reaktion einzusetzen begann, verdop 
pelten die englischen Werber ihre 
Anstrengungen in den Vereinigten 
Staaten von Nordamerika. 
Deutscher Heldenfriedhof in Therapia. 
Von Major a. D. Franz Carl Endres. 
(Hierzu das Bild Seite 78(77.) 
Schon viele von den deutschen Soldaten, die freiwillig 
oder ihrer soldatischen Pflicht gehorchend in den Orient 
gezogen sind, um dort gegen Franzosen, Engländer und 
Russen zu kämpfen, sind gefallen und ruhen irgendwo im 
weiten türkischen Reiche, in den Bergen von Armenien, 
im gelben Sand der Wüste oder im blutgetränkten Boden 
von Eallipoli. Nicht alle haben ein Fleckchen deutscher 
Erde zum letzten Schlafe bekommen können, wie diejenigen, 
die in dem wundervollen Garten der deutschen Botschaft 
in Therapia begraben liegen. Von diesem Garten aus ist 
der Bosporus weit zu übersehen. An einem Frühlingstag 
mit blauem Himmel und ganz unbeschreiblich blauem Meere 
gehört das Landschaftsbild wohl zu den schönsten, die man 
schauen kann. Vom jenseitigen asiatischen Ufer grüßen da 
die grünen Hügel des Riesenberges und die Höhen von 
Beikos mit den rotblühenden Judasbäumen herüber, 
während in Therapia selbst sich eine liebliche Bucht in das 
europäische Ufer einschneidet, die eingesäumt ist von den 
Holzhäusern der Türken, den Sommersitzen der verschiedenen 
Botschaften und von einer Reihe von Hotels und Villen. 
Generaloberst v. Aalkenhayn, 
der Führer der siegreichen 9. Armee vor seinem Haupt 
quartier in einer kleinen rumänischeu Stadt.
	        
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