Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
des sumpfigen Calmatuiui überwunden werden. Mit der 
Einnahme von Buzeu war im Westen in beide Abschnitte 
eine Bresche geschlagen. Der linke Flügel der neunten Armee 
hatte immer noch die Hauptarbeit zu leisten,- er erstritt sich 
am 15. Dezember freie Bahn für den Vormarsch auf der 
Straße Buzeu—Rimnicul-Sarat und machte dabei über 
2000 Gefangene. Gleichzeitig war es dem rechten Flügel 
der Heere Mackensens an der Donau gelungen, ebenfalls nach 
Nordosten vorzudringen. Die siegreichen Heere näherten sich 
nun mehr und mehr der wichtigsten rumänischen Verteidi 
gungslinie, dem Sereth. Am 16. Dezember glückte es, den 
Buzeuabschnitt in breiter Front zu durchschreiten. Das geschah 
nach hartem Kampfe. Der russische General Beladjew war 
mit erheblichen Kräften herbeigeeilt, um Hilfe zu bringen. 
Er vermehrte jedoch nur noch die Rückzugschwierigkeiten seiner 
und der rumänischen Divisionen, als deutsche Regimenter 
im Nachtangriff in die Stellungen der Feinde einbrachen 
und letztere in die Flucht schlugen. Dabei wurden über 
1150 Mann gefangen genommen. Die sonstige Beute war 
überaus wertvoll. Sie bestand aus 19 Lokomotiven, über 
400 meist vollbeladenen Eisenbahnwagen und einer Menge 
Fuhrwerke jeder Art. In den sich anschließenden Teil 
kämpfen wurden bis zum 18. Dezember wieder 1000 Ge 
fangene eingebracht. Die Zahl der erbeuteten Lokomotiven 
Blick auf Kirlibaba in den östlichen Karpathen. 
stieg auf 25, die der vollbeladenen Eisenbahnwagen wuchs 
auf mehr als 5OO an. 
Die weiteren Bewegungen der siegreichen Heere vollzogen 
sich nun etwas langsamer. Der Grund hierfür lag haupt 
sächlich in der Wendung der Frontlinie, die jetzt vorgenommen 
werden mutzte und die auch eine Neuausgestaltung der rück 
wärtigen Verbindungen nötig machte. Der für die großen 
Heeresmassen erforderliche Nachschub, namentlich an Kriegs 
gerät, mutzte sich gerade hier, wo die Truppen im Angriff 
bleiben sollten, mit unbedingter Sicherheit vollziehen. Aber 
auch die Truppenbewegungen selbst mutzten sich notgedrun 
gen verlangsamen. Seit Mitte November waren auf dem 
rumänischen Schauplatze Kämpfe und Märsche an der 
Tagesordnung gewesen. Der rasche Lauf der Ereignisse 
nach dem Fall von Bukarest hatte besondere Ansprüche an 
die Leistungsfähigkeit der Truppen gestellt, was für Men 
schen und Pferde Anstrengungen mit sich brachte, die einige 
Tage verhültnismätziger Ruhe gebieterisch erheischten. 
Während so in der Walachei eine Kampfpause eingetreten 
war, bereiteten sich in der Dobrudscha wichtige Ent 
scheidungen vor. Der russische General Sacharow hatte hier 
gewaltige Streitmassen zusammengezogen, weil die Armee 
Mackensen schon die Südgrenze Betzarabiens zu bedrohen 
schien. Seine Truppen konnten zunächst bis nördlich der 
Linie Cernavoda—Constanza vorrücken. Hier gelang es 
ihnen jedoch trotz heftiger Stürme nicht, den aus schwachen 
bulgarischen und türkischen Kräften bestehenden Gürtel zu 
sprengen. Die Fortschritte der Donauarmee seiner Gegner 
zwangen Sacharow schließlich sogar zum langsamen Abbau 
seiner Stellungen in der Dobrudscha. Die Aufgabe der 
russischen Linien wurde vom 15. Dezember ab beschleu 
nigt, weil die bulgarischen, osmanischen und deutschen Ab 
teilungen, die namhafte Verstärkungen erhalten hatten, nun 
auch angriffsweise den Russen entgegentreten konnten. Am 
15. überschritten die Verbündeten bereits die Linie Cogealac 
—Cartal—Harsova und drängten dem Feinde stetig nach. 
Dieser leistete nur wenig Widerstand und suchte sich in 
möglichst kurzer Zeit in Sicherheit zu bringen, denn Sacha- 
rows Streitkräfte konnten im Serethabschnitt notwendig 
gebraucht werden. Außerdem bestand noch die Gefahr, von 
in der Walachei vorrückenden Truppen seiner Gegner eines 
Tages am Rückzüge gehindert zu werden. Überdies eröffnete 
sich den Russen die Möglichkeit, im Waldgebiet der Dobrudscha 
dem Vormarsch der Angreifer unter günstigen äußeren Be 
dingungen erhebliche 
Schwierigkeiten bereiten 
zu können. Doch schon am 
18. Dezember vermochten 
die Verfolger die Linie 
Babadagh—Pocineagazu 
überschreiten. Die Russen 
wollten nun neuerdings 
den weiteren Vormarsch 
der Gegner anhalten, sie 
wurden aber aus zwei 
befestigten Stellungen 
weiter nach Norden zu 
rückgeworfen. 
Das Mündungsgebiet 
der Donau, das von den 
Russen immer noch als 
Zufahrtsweg für die Se- 
rethfront benutzt werden 
konnte, ward von Tag 
zu Tag stärker gefährdet. 
In ständigen Nachhut 
kämpfen suchten sie dieses 
ihnen sehr wichtige Ge 
biet in dem leicht zu ver 
teidigenden Gelände zu halten. Allein sie wurden immer 
wieder aus Wald und Busch und Sumpf geworfen und ver 
loren am 21. Dezember über 900 Gefangene. Am 22. De 
zember erhöhte sich die Eefangenenzahl auf über 1600. 
Der Hauptgewinn des Tages bestand aber in der Er 
stürmung der Stadt Tulcea an der Donau. Die für die 
Russen wichtigsten Wasserstraßen: der Sulinakanal und der 
St. Eeorgskanal, wurden nun von den Siegern beherrscht; 
die russische Donauschiffahrt war unmöglich geworden. 
In der äußersten Nordwestecke der Dobrudscha standen 
die Reste des Sacharowschen Heeres. Die Orte Braila, 
Marin und Jfaccea waren die Rückzugspunkte, die den 
Russen geblieben waren. Es bestand die Aussicht, diese 
Punkte als Brückenköpfe zu halten; Hügel und Sumpf 
gestatteten kräftigen Widerstand. Aber schon am 23. De 
zember donnerten zu beiden Seiten von Tulcea die Geschütze 
der Verbündeten auf das betzarabische Donauufer hinüber. 
Der Russe war nicht mehr auf dem Wege nach Konstanti 
nopel, sondern er sah sich gezwungen, sein eigenes Gebiet, die 
Grenzen seiner Weizenkammer, zu sichern. — «Fortsetzung folgt.» 
Phot. Bert. Jllustrat.-Ges. m. b. H. 
Illustrierte Kriegsberichte. 
Praktische Ernährungsfragen im Kriege. 
Von Geheimrat Dr. Jsmar Boas in Berlin. 
II. 
Bis vor nicht langer Zeit hat man in Deutschland und 
anderen Kulturländern die für die Erhaltung und Leistungs 
fähigkeit des Organismus notwendige Eiweitzmenge schein 
bar weit überschätzt. Überall galt die von der Münchner 
Schule aufgestellte und später von dem berühmten Ber 
liner Physiologen Rubner verteidigte Eiweitzmenge von 
118 Gramm pro Tag für den mäßig arbeitenden gesunden 
Menschen als unabänderliche Durchschnittszahl. Diese hohe 
Forderung von Eiweitzwerten ging von den Gelehrten in 
die Kreise der Arzte und von diesen wieder in das Publikum
	        
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