Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/1? 
(Fortsetzung.) 
Ein besonders denkwürdiger Tag im Verlaufe des großen 
Völkerringens war der 12. Dezember 1916, an dem die 
Mittelmächte und ihre Verbündeten mit einem Friedens 
angebot an ihre gemeinsamen Feinde herantraten. Durch 
die Bekanntmachung eines Armeebefehls des Deutschen 
Kaisers erhielt die Öffentlichkeit zuerst Kunde von dem 
bedeutsamen Schritt, der in der Hoffnung, das furchtbare 
Blutvergießen beendigen zu können, getan worden war. 
„Ob das damit verbundene Ziel erreicht wird, bleibt dahin 
gestellt. Ihr habt weiterhin mit Gottes Hilfe dem Feinde 
standzuhalten und ihn zu schlagen —" so hieß es in der 
Kundgebung an die Truppen. 
In der mit großer Spannung erwarteten Reichstag 
sitzung, die am Nachmittag des 12. Dezembers in Berlin 
stattfand (siehe untenstehendes Bild), setzte der deutsche 
Reichskanzler die Gründe auseinander, die die Verbündeten 
veranlaßt hatten, ihren Feinden zu diesem Zeitpunkt Frie 
densverhandlungen vorzuschlagen, und gab den Wortlaut 
der an die feindlichen Mächte gerichteten Note wie folgt 
bekannt: 
„Der furchtbarste Krieg, den die Geschichte je gesehen hat, 
wütet seit bald zweieinhalb Jahren in einem großen Teil 
der Welt. Diese Katastrophe, die das Band einer gemein 
samen tausendjährigen Zivilisation nicht hat aufhalten 
können, trifft die Menschheit in ihren wertvollsten Errungen 
schaften. Sie droht den geistigen und materiellen Fort 
schritt, der den Stolz Europas zu Beginn des zwanzigsten 
Jahrhunderts bildete, in Trümmer zu legen. 
Deutschland und seine Verbündeten, Österreich-Ungarn, 
Bulgarien und die Türkei, haben in diesem Kampfe ihre 
unüberwindliche Kraft bewiesen. Sie haben über ihre an 
Zahl und Kriegsmaterial überlegenen Gegner gewaltige 
Erfolge errungen. Unersämtterlich halten ihre Linien den 
immer wiederholten Angriffen der Heere ihrer Feinde stand. 
Der jüngste Ansturm am Balkan ist schnell und siegreich 
niedergeworfen worden. Die letzten Ereignisse beweisen, 
daß auch eine weitere Fortdauer des Krieges ihre Wider 
standskraft nicht zu brechen vermag, daß vielmehr die Ge 
samtlage zu der Erwartung weiterer Erfolge berechtigt. 
Zur Verteidigung ihres Daseins und ihrer nationalen 
Entwicklungsfreiheit wurden die vier verbündeten Mächte 
gezwungen, zu den Waffen zu greifen. Auch die Ruhmes 
taten ihrer Heere haben daran nichts geändert. Stets haben 
sie an der Überzeugung festgehalten, daß ihre eigenen Rechte 
und begründeten Ansprüche in keinem Widerspruch zu den 
Rechten der anderen Nationen stehen. Sie gehen nicht 
darauf aus, ihre Gegner zu zerschmettern oder zu vernichten. 
Getragen von dem Bewußtsein ihrer militärischen und 
wirtschaftlichen Kraft und bereit, den ihnen aufgezwuugenen 
Kampf nötigenfalls bis zum Äußersten fortzusetzen, zugleich 
aber von dem Wunsche beseelt, weiteres Blutvergießen zu 
verhindern und den Greueln des Krieges ein Ende zu machen, 
schlagen die vier verbündeten Mächte vor, alsbald in Frie 
densverhandlungen einzutreten. 
Die Vorschläge, die sie zu diesen Verhandlungen mit 
bringen werden, und die darauf gerichtet sind, Dasein, Ehre 
und Entwicklungsfreiheit ihrer Völker zu sichern, bilden nach 
ihrer Überzeugung eine geeignete Grundlage für die Her 
stellung eines dauerhaften Friedens. Wenn trotz dieses 
Anerbietens zum Frieden und Versöhnung der Kampf fort 
dauern sollte, so sind die vier verbündeten Mächte ent 
schlossen, ihn bis zum siegreichen Ende zu führen. Sie lehnen 
Phyt. A. GrohZ, Berlin. 
Der deutsche Reichskanzler v. Vethmann Hollweg verliest, das Friedensangebot der 
Mittelmächte. 
Die denkwürdige Reichstagsitzung am 12. Dezember 1916 
Gesetzlich vorgeschriebener Wortlaut für den Schutz gegen Nachdruck in Amerika: Copr., 1917 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
VI. Band. 7
	        
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