Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
der von Predeal nach Bukarest führenden Hauptstraße ge 
legen ist. 
Immer mehr erfüllte sich das Schicksal. 
Als die siegreich vordringende 9. Armee sich der Bahn 
Bukarest—Campina—Ploesci näherte, mutzten die Ru 
mänen auch ihre Stellungen bei Sinais räumen; die Donau 
armee war im Vordringen auf Bukarest. 
Am 4. Dezember erreichten die Vortruppen den Fort 
gürtel, und am 5. Dezember zehn Uhr dreißig Minuten vor 
mittags überbrachte Eeneralstabshauptmann Lange dem 
Kommandanten 
von Bukarest die 
Aufforderung zur 
Übergabe. Als die 
AnnahmedesBrie- 
fes des Eeneral- 
feldmarschalls v. 
Mackensen mit der 
Begründung abge 
wiesen wurde, daß 
Bukarest keine 
Festung, sondern 
eine offene Stadt 
sei, wurde der Be 
fehl zum Angriff 
gegeben.Jm schnei 
digen Vorstoß nah 
men Teile des 
Kavalleriekorps 
Schmettow ein 
Fort auf der Nord 
front , wobei die 
Rumänen mit In 
fanterie Wider 
stand zu leisten 
versuchten, der je 
doch rasch gebro 
chen wurde. Das 
nachdrängende 
deutsche Korps be 
mächtigte sich dar 
auf der gesamten 
Fortlime von 
OdaileanderNord- 
front bis Chiajna 
an der Westfront. 
Von der Süd 
front her drangen 
% Phot. Franz Otto Koch, Berlin. 
Dev Hafen von Archangelsk am Weißen Meer, in dem eine furchtbare Explosion mehrerer für 
Rumänien bestimmter Munitionsdampfer ausbrach. 
Die russische Zeitung Archangelsk teilt darüber mitz: „Gestern abend wurde die Stadt von einem entsetz 
lichen Lärm erschreckt. Gleich darauf wurde-überall sichtbar, daß fast der gesamte Hafen in Flammen 
stand. Um 6 Uhr 15 Minuten waren wie auf ein Signal 7 Munitionsdampfer, die am Morgen ange 
kommen waren, in die Luft gegangen. Die Explosion war so gewaltig, daß Eisenteile von den Schiffen 
700 Meter weit geschleudert wurden. Der Hafen glich minutenlang einem feuerspeienden Vulkan. Glut 
stücke fie'en srussischer Zensurstrich) so daß die ganze Anlage l) des Hafens gefährdet wurde. Unglück 
licherweise (Zensurstrich). In dieser Weise wurden 37 Speicher dem Erdboden gleich gemacht. Der 
Schaden wird aus sZensurlücke) Millionen Rubel geschätzt. Nach den letzten Ausweisen wurden .... 
Leichen geborgen sowie 763 Schwerverletzte in die Krankenhäuser eingeliefert. Doch dürfte die Zahl der 
Opfer sich als wesentlich größer herausstellen, wenn die Aüfräumungsarbeiteu vollendet sein werden. 
Der Zutritt zur Hafengegeud bleibt weiter verboten." 
Teile der Donauarmee durch den Fortgürtel nach Buka 
rest hinein, ohne daß ihnen Widerstand geleistet wurde. 
Als erste Truppe zogen die Bulgaren des 12. Regiments 
nach Bukarest hinein, mit grimmiger Befriedigung im Ge 
danken an den hinterlistigen Überfall, den die Rumänen 
im Jahre 1913 auf sie ausgeführt hatten (siehe die Kunst 
beilage). 
Große Vorräte waren mit der Hauptstadt in die Hände 
der Sieger gekommen. Alle achtzehn Forts der Bukarester 
Befestigungen waren samt den Batterien völlig unversehrt, 
die Kasematten gefüllt mit Munition, Petroleum, Lebens 
mitteln und riesigen Mengen von Stacheldraht. 
Bukarest war gefallen. Auf den Türmen der rumänischen 
Hauptstadt, auf den sturmfreien Wällen der Forts, welche 
die Stadt in dich 
tem Kranze um 
geben , flatterten 
stolz die Fahnen 
der Mittelmächte 
und ihrer Verbün 
deten. 
Und gleichzeitig 
mit Bukarest fiel 
Ploesci. 
Das kostbare 
Olgebiet, das man 
selbstim Falle einer 
etwa notwendig 
werdenden Räu 
mung von Buka 
rest zu behaupten 
beabsichtigte, wur 
de von den unge 
stüm nachdringen 
den Truppen der 
Armee Falkenhayn 
besetzt, ein Erfolg, 
dessen wirtschaft 
liche Folgen von 
tief einschneiden 
der Bedeutung 
waren. 
Auch die Reste 
der in der West 
walachei noch um 
herirrenden abge 
schnittenen rumä 
nischen Heeresteile 
konnten sich nicht 
länger halten. Sie 
wurden am Alt- 
flusse durchdeutsche 
gestellt und zur 
und österreichisch-ungarische Truppen 
Kapitulation gezwungen. Abermals streckten 8000 Mann 
die Waffen, und 26 Geschütze wurden erbeutet. — 
«Fortsetzung folgt.) 
Illustrierte Kriegsberichte. 
Der Tag von Skrobowa. 
Von vr. Fritz Wertheimer, Kriegsberichterstatter der 
„Frankfurter Zeitung". 
«Hierzu Bild und Kartenskizze Seite 88)37.) 
In den Juni- und Julitagen des Jahres 1916 brauste 
Brussilows Offensive gegen die Südteile der deutsch-öster 
reichisch-ungarischen Ostfront. Kowel (Wolhynien), Lem 
berg (Galizien) und die Karpathen (Ungarn) waren ihre 
Ziele. Teils um die Gelegenheit zu benutzen, eigene Lor 
beeren zu ernten, teils auch nur um durch Offensivstöße 
deutsche Truppen zu binden und Verschiebungen nach 
Süden zu verhindern, griffen im Norden und in der Mitte 
die russischen Führer an. Bei Riga und an der Straße von 
Groß-Ekkau zerschellten einige Divisionen an den „Eisen 
schädeln" (Beseler nannte sie einmal so), an den Bran 
denburgern, in der Mitte der Ostfront brauste das braune 
Russenmeer vergeblich gegen schlesische Wälle des General 
obersten v. Woyrsch. Hier war der wichtige Eisenbahn 
knotenpunkt Baranowitschi das russische Ziel. Es war den 
Russen im Sommer 1915 verloren gegangen. Die Brest- 
Litowsk—Minsk—Smolensker Bahn schneidet dort die 
Strecke Dünaburg—Wilna—Rorono. Für die Russen war 
der Punkt zu Truppenverschiebungen hinter ihrer Front 
so wichtig, daß sie alsbald die beiden nun sozusagen in 
der Luft schwebenden Systeme der Minsker und Rownoer 
Bahn in der Gegend von Kraschin und Ljachowitschi durch 
eine Kriegsbahn verbanden — eine für russische Verhält 
nisse sehr anerkennenswerte Leistung. So erhielten sie 
sich trotz des Verlustes von Baranowitschi die Möglichkeit 
zu Truppenverschiebungen, aber Baranowitschi blieb mit 
seinen weiten Geleis- und Umgehungsanlagen und seinem 
Barackenlager der russischen Eisenbahntruppen ein be 
gehrenswertes Ziel. 
Der Druck auf diesen Zentralpunkt der Ostfront war 
ungeheuer. Von Stylowitschi nach Süden zum flachen 
Hügelland bei Darowo und zur Sandinsel im Schtschara- 
sumpf bei Labusy rannten die Massen an. Wiederholt 
wechselten diese Brennpunkte der „Schlacht um Barano 
witschi" ihren Besitzer, die ganze erste Julihälfte wurde 
hier mit Erbitterung gestritten. Aber der endliche Erfolg 
blieb bei der schlesischen Landwehr. Nur im Nordteil des 
etwa vierzig Kilometer breiten Angriffraumes durften die 
Russen sich eines Erfolges rühmen: das war bei Skrobowa, 
am Serwetschknie. Wirrnissen, daß am 9. November, noch vor 
Eintritt des rauhen russischen Winters, dieser Erfolg durch 
eine glänzende Waffentat der Brandenburger unter Führung 
des Generals v. Woyna mehr als nur ausgeglichen wurde.
	        
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